Historisches Ortslexikon
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- KDR 100, TK25 1900 ff.
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- Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 15. Wilhelmshöhe
Weitere Informationen
Weimar
-
Ortsteil · 266 m über NN
Gemeinde Ahnatal, Landkreis Kassel - Siedlung ↑
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Ortstyp:
Dorf
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Lagebezug:
7,5 km nordwestlich von Kassel
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Lage und Verkehrslage:
Geschlossenes Dorf mit regelhaften Grundrißmerkmalen und lockerer Bebauung am Fuß des Hangarsteins nordwestlich des Fulda-Zufluss Ahne. Kirche in zentraler Lage, moderne Bebauung vor allem im Nordosten und Südwesten.
Bahnhof der Eisenbahnlinie Volkmarsen – Vellmar/Obervellmar (Inbetriebnahme der Strecke 1.9.1897).
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Ersterwähnung:
1097
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Siedlungsentwicklung:
Bei Baumaßnahmen in der Helfensteinschule wurde 1968 ein Gräberfeld der Späthallstattzeit mit 40 Flachgräbern entdeckt. Der Fuß des Hohlesteins südwestlich von Weimar ist von einem Steinwall umgeben, der vermutlich der Ringwallanlage auf dem Hohen Dörnberg zuzuordnen ist.
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Historische Namensformen:
- Wimare, in loco; Wimaro (1097) [UB Mainz 1, S. 299-300, Nr. 395]
- Winmare, in villa; Wimare, de (1146) [HStAM Bestand Urk. 56 Nr. 2337; Druck Wenck, Hessische Landesgeschichte 3, Urkundenbuch S. 69-70, Nr. 69]
- Wimere (1184) [UB Mainz 2,2, Nr. 472 (Fassung A), S. 772-777]
- Wimar (1209) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 5-6, Nr. 6]
- Wimare, in (1267) [HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 59]
- Wimaria, in (1332) (HStAM Bestand Urk. 49 Nr. 3086)
- Winmar (1349) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 74, Nr. 185]
- Wymar (1366) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 300-301, Nr. 773]
- Wymar (1457-1459) [HStAM Bestand S Nr. 411]
- Weimar; Weinmar (1585) [Der ökonomische Staat Landgraf Wilhelms IV., S. 77]
- Weimar (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 1]
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Bezeichnung der Siedlung:
- locus (1097)
- villa (1146)
- villa (1232)
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Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:
- Ahnetal
- Burg Hohenstein
- Kammerberg
- Lilienberg
- Ruchotsen
- Siersen
- Burg Hohenstein (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
- Kloster Weimar (→ Klöster)
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Umlegung der Flur:
1901
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Älteste Gemarkungskarte:
1694
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Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3527472, 5692521
UTM: 32 U 527387 5690684
WGS84: 51.366752° N, 9.393411° O OpenLayers - Statistik ↑
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Ortskennziffer:
633001020
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Flächennutzungsstatistik:
- 1885 (Hektar): 1185, davon 603 Acker (= 50.89 %), 234 Wiesen (= 19.75 %), 238 Holzungen (= 20.08 %)
- 1961 (Hektar): 1164, davon 254 Wald (= 21.82 %)
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Einwohnerstatistik:
- 1585: 66 Haush. (Der ökonomische Staat)
- 1747: 111 Haush. (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1771: 105 steuerpflichtige Häuser. 12 Leineweber, 1 Müller, 2 Schneider, 1 Stellmacher, 3 Wirte, 10 Tagelöhner
- 1885: 843, davon 832 evangelisch (= 98.70 %), 0 katholisch, 11 andere Christen (= 1.30 %)
- 1961: 2489, davon 2274 evangelisch (= 91.36 %), 174 katholisch (= 6.99 %)
- 1970: 4098 Einwohner
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Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
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Verwaltungsbezirk:
- 1458/59: Landgrafschaft Hessen, Amt Kassel
- 1483: Landgrafschaft Hessen, Gericht, später Amt Ahna
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Ahna
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Ahna
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Zierenberg
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Ahna
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kassel
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kassel
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel, Gemeinde Ahnatal
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Altkreis:
Kassel
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Gericht:
- 1585: Gericht auf der Ahn, erster Schöffenstuhl (Weimar, Heckershausen)
- 1822: Amt Wilhelmshöhe
- 1822: Landgericht Kassel
- 1850: Justizamt Kassel III
- 1867: Amtsgericht Kassel II
- 1879: Amtsgericht Kassel
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Herrschaft:
1307 verkaufen die Brüder Hermann und Werner von Gudenburg die Vogtei über den Herrenhof im Dorfe Weimar an das Kloster Ahnaberg.
Landgraf Otto verzichtet 1319 auf das Herbergsrecht auf dem Herrenhof Ahnabergs in dem Dorfe Weimar (Landgrafen-Regesten online Nr. 703). 1366 wird u.a. Weimar zur Ausstattung der Martinskirche in Kassel verwendet (vgl. Besitz). 1388 wird eine landgräfliche Bede in Weimar erwähnt.
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Gemeindeentwicklung:
Am 1.8.1972 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform der Zusammenschluss mit Heckershausen zur neu gebildeten Gemeinde Ahnatal, deren Gemeindeverwaltungssitz Weimar ist.
- Besitz ↑
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Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- 1097 erhält das Mainzer Albansstift eine Kapelle zu Weimar. 1184 bestätigt Papst Lucius III. dem Kloster seinen Besitz. 1302 verkauft das Mainzer Albansstift den Herrenhof (curiam dominicalem) samt Patronatsrecht an das Kloster Ahnaberg, das in der Folge weiteren Besitz erwirbt und zum bedeutendsten Grundherr im Ort wird.
- 1290 erhält das Kasseler Kloster Weißenstein Zinseinnahmen in Weimar.
- 1366 wird im Zusammenhang mit der Erhebung der Pfarrkirche St. Martin in Kassel zur Kollegiatkirche diese ein Dotierung mit landgräflichen Gütern u.a. in Weimar bestätigt.
- Mit der Auflösung der Klöster in der Reformations fallen die Besitzungen an die Landgrafschaft Hessen.
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Zehntverhältnisse:
Der Zehnte ist zunächst als Eigengut des Ritters Simon von Wallenstein belegt, der ihn mit Werner von Westerburg tauscht. Mitte des 14. Jahrhunderts gelangt der Zehnte von den Löwensteinern bzw. den Westerburgern an das Kloster Ahnaberg. 1371 kommt es zu einem Vergleich zwischen dem Kloster Ahnaberg und dem Martinsstift über den Zehnten zu Weimar, den auch Landgraf Heinrich von Hessen und Hermann, sein Vetter, bestätigen (Landgrafen-Regesten online Nr. 11675). 1376 verzichtet Friedrich von Hertingshausen auf Ansprüche am Zehnten in Weimar.
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Ortsadel:
Adlige 1146-1284
- Kirche und Religion ↑
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Ortskirchen:
- capella (1097)
- Pleban (1267).
- Einschiffiger romanischer Kichenbau, in spätromanischer Zeit umgebaut und nach Osten erweitert. Umbau 1906
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Pfarrzugehörigkeit:
1872 gehört zur protestantischen Pfarrei Weimar Wilhelmstal als Vikariat.
1981 wird das Kammerberggebiet durch Errichtung einer besonderen Kirchengemeinde mit Pfarrstelle ausgegliedert.
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Patronat:
1302 verkauft das Mainzer Albansstift das Patronatsrecht an das Kloster Ahnaberg.
1395 überlässt das Kloster das Patronat den Landgrafen, die das Recht auch 1569, 1585 und später innehaben.
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Klöster:
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Bekenntniswechsel:
Erster evangelischer Pfarrer: Konrad Bischof ("Herr Curt") 1530 bis vor 24.6.1562
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Kirchliche Mittelbehörden:
15. Jahrhundert: Kirchenprovinz Mainz, Archidiakonat St. Peter zu Fritzlar, Erzpriestersprengel Ditmold
- Kultur ↑
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Schulen:
1910 Volksschule mit drei Klassen
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Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):
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Historische Ereignisse:
Ortsbrand 1901
- Wirtschaft ↑
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Wirtschaft:
Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts überwiegend landwirtschafltiche Prägung, ab 1843 wird der in Betrieb genommene Basaltsteinbruch Am Bühl ein wichtiger Arbeitgeber. Ab 1896 industrieller Abbau und ab 1897 Abtransport über die Bahn. 1928 Einstellung des Abbaus
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Mühlen:
Eine dem Kloster Ahnaberg zinspflichtige Mühle wird bereits 1330 erwähnt (HStAM Bestand Urk. 15 Nr. 112). 1771 existiert eine Mühle mit oberschlägigem Mahlwerk, die jedoch kein ausreichendes Wasser hat, so dass auch auswärts gemahlen werden muss
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Denkmaltopographie Landkreis Kassel, Bd. II, S. 33-53
- Schmid, St. Alban, S. 439-440
- M. Rudolph, Das niederhessische Dorf Weimar
- Schunder, Die von Loewenstein 1, S. 148
- Eisenträger/Krug, Territorialgeschichte der Kasseler Landschaft, S. 103
- Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 56
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 501
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 548
- Zitierweise ↑
- „Weimar, Landkreis Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/2284> (Stand: 23.3.2022)