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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 22. Besse
Gerichtsstätten
Gerichtsplatz in Nordshausen

Weitere Informationen

Nordshausen

Stadtteil · 220 m über NN
Gemeinde Kassel, Stadt Kassel 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

6 km südwestlich von Kassel

Lage und Verkehrslage:

Stadtteil am Fuße des Habichtswaldes südlich der Dönche in der Beckenlandschaft südwestlich von Kassel mit noch heute erkennbarer dörflicher Struktur, geringer Siedlungsdichte und lockerer Gehöftanordnung. Den Kern der Siedlung bildet das ehemalige Kloster mit Klosterkirche in zentraler Lage. Durch den Ort führt die alte Korbacher Straße Richtung Waldeck, im Süden verläuft die A44 mit der Anschlusstelle Bad Wilhelmshöhe im Südwesten. Moderne Siedlungsentwicklung vor allem im Süden, Norden und Osten in Richtung Oberzwehren.

Bahnhof der Eisenbahnlinie Kassel/Wilhelmshöhe – Naumburg (Inbetriebnahme der Strecke 29.10.1903) bis Stilllegung der Strecke am 4.9.1977.

Ersterwähnung:

1084-1088

Siedlungsentwicklung:

Für die Anlage eines Truppübungsplatzes an der Dönche kommt es 1936/37 zur Enteignung Nordshäuser Bauern.

Historische Namensformen:

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

  • In Nordshausen selbst befand sich ein ehemaliges Zisterzienserinnenkloster mit einem noch erhaltenen Wehrspeicher (vgl. Klöster).
  • Zur Burg siehe Burg Nordshausen

Umlegung der Flur:

1883-1888

Älteste Gemarkungskarte:

1680-1700

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3529642, 5683388
UTM: 32 U 529556 5681554
WGS84: 51.284554° N, 9.423811° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

611000099

Frühere Ortskennziffer:

611000830

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 377, davon 198 Acker (= 52.52 %), 142 Wiesen (= 37.67 %), 0,3 Holzungen (= 0.00 %)

Einwohnerstatistik:

Diagramme:

Nordshausen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1458/59: Landgrafschaft Kassel, Amt Kassel
  • 1483: Landgrafschaft Kassel, Gericht des Zwehrentores (später Gericht bzw. Amt Bauna)
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Bauna
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Bauna (seit 1804 Wilhelmshöhe)
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Zwehren
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Wilhelmshöhe
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
  • 1936: Deutsches Reich, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Stadtkreis Kassel

Altkreis:

Kassel, kreisfreie Stadt

Gericht:

  • Zum Gericht Zwehren gehörig
  • vor 1822: Amt Ahna
  • 1822: Landgericht Kassel
  • 1850: Justizamt Kassel II
  • 1867: Amtsgericht Kassel II
  • 1879: Amtsgericht Kassel

Herrschaft:

Mit der Reformation wird das Kloster aufgehoben und das Klostergut unter der Herrschaft der Landgrafen von Hessen zugunsten der Marburger Universität weitergeführt.

Gemeindeentwicklung:

1.4.1936: Eingemeindung in die Stadt Kassel.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1084/88 bestätigt der Mainzer Erzbischof Wezelo dem Kloster Hasungen die Schenkung eines mansus in Nordshausen durch die Witwe Eila, 1123 wird die Schenkung eines weiteren mansus durch den Ritter Werner bestätigt.
  • 1143 bestätigt der Mainzer Erzbischof Heinrich dem durch die Einwohner von Kirchditmold gegründeten Augustinerchorherrenstift Weißenstein u.a. den Besitz von drei Mansen in Nordshausen. 1145 kommt eine halbe Hufe durch Tausch mit dem Propst von Fritzlar hinzu. 1196 vertauscht der Mainzer Erzbischof Konrad an das Augustinerchorfrauenstift Weißenstein den Zehnten in Todenhausen gegen vier Mansen in Oberzwehren und einem halben in Nordshausen.
  • Um 1257 gehört der Ort dem Grafen Albrecht von Wallenstein, der ihn nebst einer Kapelle im Ort und der Kirche in Oberzwehren zusammen mit seiner Frau den Zisterzienserinnen in Nordshausen schenkt. Das Kloster ist der wichtigste Grundherr vor Ort und gelangt durch Übergaben, Schenkungen, Vermächtnisse und Tauschgeschäfte in den folgenden Jahrzehnten weiteren Besitz.
  • 1322 schenkt der Ritter Ludwig von Zwehren dem Kloster Ahnaberg u.a. ½ Hufe und einen Hof (curia) in Nordshausen.

Zehntverhältnisse:

1273 erwirbt das Kloster Nordshausen von Werner gen. von Zuschen die Hälfte vom Klosterzehnten gen. Munineszehnte in Nordshausen. 1382 verkaufen die Gebrüder von Zwehren ihr Viertel am Zehnten auf dem Hofe, Kloster, Dorf und der Mark zu Nordshausen, den sie von den Wallensteinern zu Erblehen innehaben, an das Martinsstift.

Ortsadel:

1317 fand ein Henricus de Nordershusen als Konsul von Kassel Erwähnung. Möglicherweise besaß seine Familie eine nun verschwundene kleine Burg auf dem Mattenberg (vgl. Burgen).

Knappe, Burgen in Hessen, S. 42.

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Ehemalige Klosteranlage mit Kirche und Zehntscheune.
  • Gotische Klosterkirche heute als Pfarrkirche genutzt. Fünfjochige Saalkirche mit geradem Schluss, gleichbreiter Westturm auf querrechteckigem Grundriss.

Patrozinien:

  • Maria

Pfarrzugehörigkeit:

1257 wird das Kloster an einer Kapelle errichtet, die von der Kirche in Oberzwehren abhängig ist. 1486 und 1512 gehört der Ort Oberzwehren mit seiner Kapelle zur Klosterpfarrei. Nach der Reformation wird 1536 eine Pfarrei in Oberzwehren und eine in Nordshausen genannt, in der Folge wechseln die Orte, bis ab 1585 nur noch Nordshausen genannt wird

Zur protestantischen Pfarrei Nordshausen der Klasse Wilhelmshöhe gehörte als Filial Oberzwehren.

Patronat:

Das Patronatsrecht besitzt seit der Säkularisation Hessen.

Klöster:

Diakonische Einrichtung:

1926 nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 22 Gemeindestation mit einer Schwester in Oberzwehren; Diakoniestation von 1945-1964 (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus); 1926 - 1930, 1945 - 1965 Schwesternstation (Landeskirchliches Archiv Kassel, E 1 Kassel-Nordshausen Pfarrarchiv Kassel-Nordshausen)

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Werner Grünberg nach 1527, ehemaliger katholischer Pfarrer

Juden:

der Gemeinde in Kassel angeschlossen.

1932/33: 1 Jude

Kultur

Schulen:

1910 Volksschule mit drei Klassen

Wirtschaft

Wirtschaft:

Bis weit ins 19. Jahrhundert überwiegend Landwirtschaft. Anders als in den benachbarten Dörfern kommt es in Nordshausen zwar nicht zur Ansiedlung größerer Industriebetriebe, doch wird der Ort in die Großraumplanung Kassels einbezogen.

Mühlen:

Eine Mühle existiert schon 1581-1582 (HStAM Bestand 17/1 Nr. 4855] und ist auch in der Landesaufnahme von Schleenstein (1708/10), allerdings ohne Namen, verzeichnet.

Der Mühlenbetrieb (Am Mühlenwinkel 3) erfolgt an einem Betriebsgraben des Grundelbaches mit einem oberschlächtigen Wasserrad bis 1944, dann über Turbine. 1986 noch für Eigenbedarf genutzt.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Nordshausen, Stadt Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/2250> (Stand: 23.3.2022)