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KDR 100, TK25 1900 ff.
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 15. Wilhelmshöhe

Weitere Informationen

Rothenditmold

Stadtteil · 174 m über NN
Gemeinde Kassel, Stadt Kassel 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

2,2 km nordwestlich von Kassel

Lage und Verkehrslage:

Stadtteil im Nordwesten von Kassel mit ursprünglich einfacher Struktur und dünner Besiedlung entlang der in Ost-West Richtung verlaufenden Wolfhager Straße (heute Teil der B 251). Kirche im Westen. Bis zur Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist der Ort landwirtschaftlich geprägt, erfährt aber sodann eine rasante wirtschaftliche und bevölkerungspolitische Entwicklung, zu der der Anschluss an das Schienennetz mit dem Bahnhof Unterstadt 1876 maßgeblich beiträgt. Es entsteht u.a. um 1930 die Rothenbergsiedlung. Unter der nationalsozialistischen Herrschaft wurden im Zweiten Weltkrieg zahlreiche Kriegs- und Zwangsarbeiterlager in der Gemarkung Rothenditmold (s. Topographie des Nationalsozialismus) angelegt. Durch Bombenangriffe wurde der Ort fast völlig zerstört, nach dem Krieg erfolgte der Wiederaufbau.

Ersterwähnung:

1219

Vorbemerkung Historische Namensformen:

Bei den Belegen ohne Zusatz ist zunächst offen, ob auf sie auf Rothen- oder auf Kirchditmold zu beziehen sind, doch ist in den Quellen vor 1200 zweifelsohne von letzterem die Rede.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa (1257)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Älteste Gemarkungskarte:

1688

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3532905, 5688053
UTM: 32 U 532818 5686218
WGS84: 51.326305° N, 9.471008° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

611000055

Frühere Ortskennziffer:

611000531

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 306, davon 198 Acker (= 64.71 %), 27 Wiesen (= 8.82 %), 0 Holzungen

Einwohnerstatistik:

Diagramme:

Rothenditmold: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1458/59: Landgrafschaft Kassel, Amt Ditmold
  • 1534: Landgrafschaft Kassel, Amt Ahna
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Bauna
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Bauna (seit 1804 Wilhelmshöhe)
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Ober-Vellmar
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Wilhelmshöhe
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
  • 1906: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Stadtkreis Kassel

Altkreis:

Kassel, kreisfreie Stadt

Gericht:

  • Gericht Kirchditmold
  • vor 1822: Amt Wilhelmshöhe
  • 1822: Landgericht Kassel
  • 1850: Justizamt Kassel III
  • 1867: Amtsgericht Kassel II
  • 1879: Amtsgericht Kassel

Herrschaft:

Die 1310 an das Kloster Ahnaberg veräußerten Zehntrechte des Klosters Kaufungen lassen vermuten, dass Rothenditmold ursprünglich zum Königshof Kassel gehörte und mit diesem an das Kloster Kaufungen gelangte.

Seit 1342 nehmen die Landgrafen von Hessen Verlehnungen von Gütern in Rothenditmold vor.

Gemeindeentwicklung:

1.4.1906: Eingemeindung in die Stadt Kassel.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Der Besitz in Ditmold, der 1257 dem Kloster Hardehausen übertragen wird, befand sich den Einkünfteverzeichnissen von 1370 und 1376 zufolge offenbar in Rothenditmold. Es handelt sich vermutlich um zwei curtes mit sechseinhalb Hufen. 1603 werden Güter in Rothenditmold von dem Kloster verkauft.
  • 1311 erhält das Kloster Ahnaberg decimam in minori Deytmelle inclusis bonis Hersindehusen, vermutlich also Güter von Kloster Hardehausen.
  • 1312 verpachtet das Kloster Ahnaberg u.a. einen Acker in den Feldern von Rothenditmold.
  • 1313 sind die Güter des Klosters Kaufungen in Rothenditmold ebenso verpachtet wie 1347. 1527/28 sind sie nicht mehr nachgewiesen.
  • 1317 erhält Kloster Breitenau eine Seelenheilsstiftung in Rothenditmold.
  • Bürgermeister und Schöffen zu Kassel bekennen 1349, dass Kurt Rudewig und Godelind seine Ehefrau ausgesagt haben, sie hätten die dem Abt, Prior und Konvent zu Hasungen bisher aus ihrem früheren Wohnhause und Hofstatt, darin jetzt Herold v. Krumbach wohne, gelieferten Zins von 6 Schill. weniger 3 Pfennige Kasselscher Währung auf ihre 1 ½ Acker zwischen Mühlhausen (Mol-) und Rotenditmold (Rodinditmolle) am Graswege bei Hinz Eghard d. j. verlegt und wollten sie zu Martini entrichten.

Zehntverhältnisse:

1310 wird der Zehnte, der von Kloster Kaufungen zu Lehen geht an das Kloster Ahnaberg verkauft.

Ortsadel:

Adlige von Ditmold wurden 1306 bis 1329 genannt (Register zu Roques und Schultze, auch UA Hasungen).

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1896 Errichtung einer Pfarrkirche im neugotischen Stil, die im Krieg zerstört und 1948/50 wieder errichtet wird.
  • Paul-Gerhardt-Kirche (Wolfhager Str. 268) 1963-1965 errichtet.

Pfarrzugehörigkeit:

1569, 1585 und 1872 zur Pfarrei Kirchditmold gehörig, wird Rothenditmold 1893 selbstständige Pfarrei.

Mit der Errichtung der Kirchengemeinde der Paul-Gerhardt-Kirche 1960 wird das Gemeindegebiet verkleinert.

Diakonische Einrichtung:

1897 Diakonissenstation Marienhof, Kleinkinderschule, drei Schwestern, davon eine Schulschwester; Jungfrauenverein, Mütterverein, Flickschule Rudolf Francke, Die christliche Liebestätigkeit in Kurhessen. Kassel 1904; Station in der Wegmannschen Fabrik bis 1926; 1926 nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 8 Gemeindestation mit einem Diakon und drei Diakonissen (2 Krankenpflege- und 1 Schulschwester), Kleinkinderschule; Gemeindestation bis 1982 (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus);

1908 Einweihung des Altersversorgungsheimes "Marienheim" für die Arbeiter der Eisenbahnfabrik Wegmann&Comp., errichtet durch den Inhaber der Fabrik Kommerzienrat Wegmann (Die Zeitungsberichte des Regierungspräsidenten in Kassel an seine Majestät, S. 854

Bekenntniswechsel:

Da Filial von Kirchditmold, Einführung der Reformation vermutlich unter dem Kirchditmolder Pfarrer Hektor Walter um 1527.

Wirtschaft

Wirtschaft:

Bis zur Industrialisierung überwiegend Landwirtschaft. 1873 gründet Carl Anton Henschel ein Zweigwerk, in dem seit 1878 Lokomotiven und andere Fahrzeuge produziert werden.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Rothenditmold, Stadt Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/2436> (Stand: 5.12.2021)