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KDR 100, TK25 1900 ff.
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 15. Wilhelmshöhe
Gerichtsstätten
Linde in Harleshausen

Weitere Informationen

Harleshausen

Stadtteil · 214 m über NN
Gemeinde Kassel, Stadt Kassel 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

4,7 km nordwestlich von Kassel

Lage und Verkehrslage:

Stadtteil am nordwestlichen Rand von Kassel am Fuße des Habichtswaldes am Geilebach. Das ursprünglich ohne Mittelpunkt an der Wolfhager Straße entlang führende Dorf mit geringer Siedlungsdichte erfuhr Ende des 19. Jahrhunderts durch die Industrialisierung der Region sowie die Flurbereinigung 1882-1902 (sog. Verkoppelung) starken Bevölkerungszuwachs und rege Bautätigkeit mit Erweiterungen nach Süden und Westen in Richtung Kirchditmold und Habichtswald. Im Nordwesten der Gemarkung entstand die sogenannte Gartenstadt. Im Zweiten Weltkrieg wurden Kriegsgefangenen- und Zwangsarbeiterlager in der Gemarkung von Harleshausen angelegt. Nach starker Zerstörung und Wiederaufbau entsteht durch Neuzuschnitt der Stadtteile in der Gemarkung der Jungfernkopf.

Ersterwähnung:

1081

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

Umlegung der Flur:

1892-1902 (Verkoppelung)

Älteste Gemarkungskarte:

1694

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3530629, 5689239
UTM: 32 U 530543 5687403
WGS84: 51.337092° N, 9.438459° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

611000041

Frühere Ortskennziffer:

611000411

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 686, davon 442 Acker (= 64.43 %), 160 Wiesen (= 23.32 %), 0 Holzungen

Einwohnerstatistik:

  • 1585: 42 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
  • 1747: 65 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen). 19 Ackermänner, 6 Knechte, 13 Mägde, 27 Tagelöhner, 18 Handwerker, 13 Wagner, 4 Leineweber, 1 Schreiner, 1 Wirt
  • 1885: 1097, davon 1093 evangelisch (= 99.64 %), 2 katholisch (= 0.18 %), 1 Juden (= 0.09 %), 1 andere (= 0.09 %)
  • 1895: 1418 Einwohner.
  • 2006: 12845 Einwohner.

Diagramme:

Harleshausen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1458/59: Landgrafschaft Hessen, Amt Ditmold
  • 1483: Landgrafschaft Hessen, Gericht, später Amt Ahna
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Ahna
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Ahna
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Ober-Vellmar
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Ahna
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
  • 1936: Deutsches Reich, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Stadtkreis Kassel

Altkreis:

Kassel, kreisfreie Stadt

Gericht:

  • 1585: Gericht auf der Ahn, vierter Schöffenstuhl (Wolfsanger, Harleshausen)
  • 1822: Amt Wilhelmshöhe
  • 1822: Landgericht Kassel
  • 1850: Justizamt Kassel III
  • 1867: Amtsgericht Kassel II
  • 1879: Amtsgericht Kassel

Herrschaft:

Im 12. und 13. Jahrhundert gehört Harleshausen zur Mark, später zum Gericht Ditmold. Die herrschaftlichen Rechte sind nach 1247 im Zusammenhang der Auseinandersetzungen zwischen dem Erzstift Mainz und der Landgrafschaft Hessen nicht immer eindeutig zu greifen. 1342 belehnt Landgraf Heinrich II. von Hessen den Schultheißen zu Kassel Hartmann von Lehrbach mit einer Wiese in Harleshausen. 1381 überträgt Landgraf Hermann von Hessen dem Stephan Hase Geld aus der Herbstbede in Harleshausen.

1399 verpfänden die von Harleshausen ihr Haus genannt 'eyn steynerthus' auf dem Kirchhofe des Dorfes Harleshausen für 4 Pfund hessische Pfennige.

Gemeindeentwicklung:

1.4.1936: Eingemeindung in die Stadt Kassel.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Um 1081 bestätigt der Mainzer Erzibschof dem Kloster Hasungen die Stiftung einer Hufe in Harleshausen. Besitz des Klosters blieb bis zu seiner Aufhebung bestehen.
  • 1146 hat das Stift Hersfeld Ministeriale in Harleshausen.
  • 1300 ist das Kloster Weißenstein im Besitz von einigen Äckern im Dorf Harleshausen. In der Folge kommen weitere Güter hinzu.
  • 1322 erwirbt eine Nonne von Kloster Ahnaberg einen Garten in Harleshausen.
  • 1272 erhält das Kloster Hardehausen als Ausgleich zwei Äcker in Harleshausen, 1372 verpachtet das Kloster Hardehausen seinen dortigen Hof, zu dem vier Hufen gehören.
  • 1424 erwirbt das Stift Kaufungen ein halbes Gut in Harleshausen von der Familie von Hundelshausen.

Zehntverhältnisse:

1387 belehnt der Landgraf von Hessen die Familie Hund mit dem Zehnten zu Harleshausen.

1527 ist Caspar von Berlepsch vom Stift Kaufungen mit einem Teil des Zehnten von Harleshausen belehnt. Im 17. Jahrhundert haben die von Buttlar den Zehnten inne.

Ortsadel:

Adlige für 1219, 1227 und vielleicht noch 1264 belegt (Schultze 1378. 1386. 30).

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Evangelische Kirche 1908
  • Katholische Kirche 1957

Patrozinien:

  • Herz Jesu

Pfarrzugehörigkeit:

1362 zu Kirchditmold, ebenso 1569 und 1585, 1747 und 1872 dorthin eingepfarrt;

1908 durch Ausgliederung aus dem Kirchspiel Kirchditmold gebildete Pfarrei

Diakonische Einrichtung:

04.02.1910 eine Schwester, Krankenpflege, Vereinsbetreuung, Gemeindearbeit Sardemann, Geschichte des hessischen Diakonissenhauses zu Cassel S. 288; Fortbestand der Diakonissenstation bis 1981 (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)

Bekenntniswechsel:

Da Filial von Kirchditmold, Einführung der Reformation vermutlich unter dem Kirchditmolder Pfarrer Hektor Walter um 1527.

Juden:

Ort der Gemeinde Kassel angeschlossen.

1932/33: 5 Juden

Kultur

Schulen:

1910 Volksschule mit sieben Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Wirtschaft:

Bis ins 19. Jahrhundert überwiegend Landwirtschaft, im 20. Jahrhundert vor allem Arbeiterwohnort für Industriearbeiter u.a. im benachbarten Rothenditmold.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Harleshausen, Stadt Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/2433> (Stand: 28.11.2022)