Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Todenhausen

Stadtteil · 217 m über NN
Gemeinde Wetter (Hessen), Landkreis Marburg-Biedenkopf 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

12 km östlich von Biedenkopf

Lage und Verkehrslage:

Dorf mit komplexem Grundriss am linken Wetschaftsufer. Regellose Gehöftgruppe im südlich Ortsbereich (Deutsch-Todenhausen); nach Norden anschließend Straßendorf mit schematischem Grundriss (Kolonie Französisch-Todenhausen).

Durch beide Ortsteile führt die B 252 (alte Landstraße Frankfurt-Bremen).

Seit 1953 Haltepunkt der Eisenbahnlinie Marburg-Frankenberg (1890)

Ersterwähnung:

1349

Siedlungsentwicklung:

Ende 16. Jahrhundert und noch 1630 liegt Todenhausen bis auf die Mühle am linken Wetschaftsufer wüst. Auf die Lage der wüsten Siedlung deuten die Flurnamen Dodenhäuser Wüstung und Hofestatt am rechten Flußufer. Nach Aufgabe der Wohnplätze ist die Feldmark wohl überwiegend von Amönau aus bestellt worden. Zur Zeit der Gründung der Kolonie Todenhausen befindet sich neben der Mühle auf dem linken Wetschaftsufer eine zur Gemeinde Amönau gehörige Gehöftgruppe, die nach der Koloniegründung als eigene Gemeinde Deutsch-Todenhause weiterbesteht. - Auf Anweisung der landgräflichen Regierung in Kassel werden 1720 40 Hugenottenfamilien in Todenhausen angesiedelt. Als Siedelplätze werden den Kolonisten wüste Ländereien und Huteplätze der Gemeinden Amönau, Simtshausen, Mellnau und Wetter auf dem linken Wetschaftsufer angewiesen. Planmäßig-schematische Anlage von je 15 gleichgroßen Hofreiten beiderseits der Landstraße im Anschluß an die bestehende Gehöftgruppe Deutsch-Todenhausen sowie 10 weiterer, etwas kleinerer Hofreiten beiderseits eines von der Hauptachse quer abführenden Weges am Eingang des Aulenbachgrundes im Norden; dort auch das spätere Kirchengrundstück. Mit der 1755 erfolgten Umsiedlung von 13 Familien in die Kolonie Wiesenfeld, Kreis Frankenberg, wird die Querachse des Straßendorfs nicht wieder bebaut. Bis Anfang 19. Jahrhundert bilden Deutsch-Todenhausen und die Kolonie (Französisch-)Todenhausen jeweils eine eigene Gemeinde. Vereinigung zur Gemeinde Colonie und Deutsch-Todenhausen unter einem Bürgermeister 1811; Gemeindekasse jedoch weiterhin (bis 1931) getrennt geführt. Die sehr kleine landwirtschaftliche Nutzfläche hat bis ins 19. Jahrhundert hinein einen Ausbau der Siedlung verhindert. -

Historische Namensformen:

Umlegung der Flur:

1907, 1910/12

Älteste Gemarkungskarte:

Kartenskizze 2. Hälfte 16. Jahrhundert; 1720/1732

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3479338, 5643365
UTM: 32 U 479272 5641548
WGS84: 50.925195° N, 8.705075° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

534021060

Flächennutzungsstatistik:

  • 1720 umfaßt die Gemarkungsfläche einschließlich der z. T. gemeinsam mit Deutsch-Todenhausen genutzten Wiesen 632 Acker. Deutsch-Todenhausen verfügt 1787 über eine Gemarkungfläche von ca. 213 Acker; hinzu kommen ca. 2 Acker vom Mühlengehöft, das schon 1720 und später zur Müllerei Wetter gehörte. - 1838 (Kasseler Acker): 543 stellbares Land, 144 Wiesen, 29 Gärten. 1885 (Hektar): 247, davon 172 Ackerl., 39 Wiesen, 16 Holz. 1961 (Hektar): 251, davon 15 Wald.
  • 1885 (Hektar): 247, davon 172 Acker (= 69.64 %), 39 Wiesen (= 15.79 %), 16 Holzungen (= 6.48 %)
  • 1961 (Hektar): 251, davon 15 Wald (= 5.98 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1885: 269, davon 269 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
  • 1961: 307, davon 292 evangelisch (= 95.11 %), 15 katholisch (= 4.89 %)
  • Deutsch-T. Um 1720: 7 Männer. 1730: 7 Wohnhaus 1742: 9 Haushalte 1787: 9 Häuser bzw. Feuerst, mit 60 Einwohner 1811: 65 Einwohner - 1780: 21 Bauern, 4 Handwerker, davon 2 mit mehr als 0,5 ha Land, 1 Tagelöhner 1787: 1 Müller, 1 Schmied, 2 Schneider, 2 Leineweber, 2 Tagelöhner, 2 Schäfer. - Kolonie T. 1720: 40 Familien 1730: 40 Wohnhaus 1755: Aussiedlung von 13 Familien in die Kolonie Wiesenfeld, Kreis Frankenberg. 1758: 29 Wohnhaus mit 113 Einwohner 1780: 123, 1811: 186 Einwohner - 1758: 1 Gastwirt, 1 Perückenmacher, 2 Leineweber, 2 Schmiede (Deutsche), 1 Schuhflicker, 1 Tagelöhner. - Gmde. T. (Deutsch-T. und Kolonie) 1838: 298 Einwohner 1885: 269, 1925 und 1939: 300, 1950: 371, 1961: 307 Einwohner - 1861: 144 evangelisch-ref., 156 evangelisch-lutherisch, 1 römisch-katholische Einwohner 1961: 292 evangelisch, 15 römisch-katholischEinwohner - 1838 (Familien): 37 Ackerbau, 11 Gewerbe, 3 Tagelöhner, 36 nutzungsberechtigte, 14 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 1 Beisitzer. 1961 (Erwerbspersonen): 122 Land- und Forstwirtschaft, 34 Produzierendes Gewerbe, 15 Handel und Verkehr, 10 Dienstleistungen und Sonstiges

Diagramme:

Todenhausen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1374: Gfsch. Wetter. 1580 stellen die erbeigenen Besitzer der Mahlmühle, Johann Mittmöller zu Wetter und Hanne Geyse zu T., sowie die Inhaber der umliegenden Güter, einen Heimbürgen, der am ungebotenen Gericht zu Wetter rügte. Nach 1720 gehörte Deutsch-T. zum Amt Wetter, während die Kolonie T. bis 1800 der Franz. Kanzlei bei der landgräflich Regierung in Kassel direkt unterstand; dann ebenfalls Amt Wetter
  • 1699-1800: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Französische Kanzlei (ursprünglich Französische Kommission, dann Französische Kanzlei, ab 1778 offiziell Französische Justizkanzlei)
  • 1800-1803: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Oberhessen, Amt Wetter
  • 1803-1807: Kurfürstentum Hessen, Oberhessen, Amt Wetter
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Wetter
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf

Altkreis:

Marburg

Gericht:

  • 1821: Justizamt Wetter
  • 1867: Amtsgericht Wetter
  • 1948: Amtsgericht Marburg

Herrschaft:

Bis 1800 unterstand die Kolonie der Französischen Kanzlei der landgräflichen Regierung in Kassel.

Gemeindeentwicklung:

Am 1.4.1954 erfolgte der Zusammenschluss von Deutsch-Todenhausen und Todenhausen-Colonie zur Gemeinde Todenhausen. Dieser stellte eine formale Bestätigung einer bereits vor Jahrzehnten erfolgten Zusammenlegung dar.

Am 31.12.1971 wurde Todenhausen im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil der neu gebildeten Stadtgemeinde Wetter eingegliedert.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1349 erwirbt Kloster Caldern Gelände auf dem Niederfeld zu T. 1441 und 1514 besitzt das Kloster Güter zu T., aus denen Abgaben an das Stift Wetter fallen; sog. Caldern-Gut 1446 und 1486 genannt - 1480 und 1486 erhält Stift Wetter Gefälle aus dem sog. Äbtissinnen-Gut zu T. Weitere Güter, die Abgaben an das Stift leisten: das Bechtin-Gut im Besitz der Wetter'schen Familien Eick (1446 genannt) und das Solden-Gut (1486 genannt). Der Zehnte war 1388 nassau-dillenburg. Lehen der von Hohenfels. - 1446 hat das Stift Wetter Einkünfte aus der Mühle zu T. Die 1580 als Restbestandteil der Wüstung T. bestehende Mühle ist 1630 dem Landgraf dienstbar und gehört 1720 zur Müllerei Wetter. 1787 und später in herrschaftl. Erbleihe verpachtet. 1630 verfügt die Mühle über 1 Mahl- und 1 Schlaggang, 1787 über 2 oberschlächtige Mahlgänge, 1 Schlag- und Schneidegang sowie 1 Hirse-Gang
Kirche und Religion

Pfarrzugehörigkeit:

zu Wetter

Deutsch-T. wohl seit 1720 der evangelisch-lutherisch Pfarrei in Wetter eingepfarrt; seit 1862 auch die evangelisch-lutherisch Einwohner der Kolonie T. 1722-1731 wird die Gmde. von einem eigenen ref. Prediger versorgt; bis 1733 von Schwabendorf, seit 1733 mit Unterbrechungen von Marburg aus versehen. Kirche 1755 eingeweiht; Gottesdienst alternierend in Marburg und T. Seit 1840 ist die Kolonie T. Vikariat der ref. Pfarrei Münchhausen (-Wetter)

Bekenntniswechsel:

Da Filial von Wetter, Einführung der Reformation vermutlich unter dem Wetteraner Pfarrer Ditmar (Detius) Fuhrmann (Agricola) ab 1527.

Reformierter Bekenntniswechsel: 1605, 1624 wieder lutherisch.

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Sendbezirk Wetter

Kultur

Schulen:

1910 einklassige Volksschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Todenhausen, Landkreis Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/9353> (Stand: 27.7.2022)