Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Obereisenhausen

Ortsteil · 375 m über NN
Gemeinde Steffenberg, Landkreis Marburg-Biedenkopf 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

9,5 km südwestlich Biedenkopf.

Lage und Verkehrslage:

Zweigliedriges Dorf an der Einmündung eines Seitentales im Perfgrund. Hauptkomplex als geschlossene Siedlung mit regellosem Grundriss und annähernd kreisförmigem Umriß auf einem nach Südwesten gerichteten breiten Sporn. Ein zweiter Siedlungskomplex mit lockerer Gehöftanordnung auf dem linken Perfufer im Anschluß an den Flußübergang.

Straße Steinperf - Nieder-Eisenhausen. Der alte Höhenweg der Heerstraße auf der Lahn-Dill-Wasserscheide führte vom Daubhaus östlich am Ort vorbei Richtung Sackpfeife. Ein Zug der alten Köln - Leipziger Messestraße von Siegen nach Marburg führte durch Ober-Eisenhausen.

Siedlungsentwicklung:

In der Gemeinde: Sternsmühle. Auf eine wüste Siedlung an der Gemeindegrenze zu Nieder-Eisenhausen deutet der Flurname Burg; vielleicht der Ort des 1387 in Aussicht genommenen Burgenbaus der von Breidenbach (-> Nieder-Eisenhausen, Ziffer 3 a; Breidenstein, Ziffer 3 b)

Historische Namensformen:

  • Yzenhusen [superior) 1103 [XIII] (Urkundenbuch Mainz I Nr. 412), von Izzinhusin 1335, Yzinhusin 1343 (vgl. auch Nieder-E.), zu beiden Yssenhusen 1363, Oberysenhmen 1466, Ober Eyssenhausen 1677
  • Eisenhausen, Ober-

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa 1103

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Umlegung der Flur:

1899/1901

Älteste Gemarkungskarte:

1826/28

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3463689, 5633145
UTM: 32 U 463629 5631332
WGS84: 50.832556° N, 8.483527° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

534019030

Flächennutzungsstatistik:

  • 1854 (Morgen): 1008, davon 460 Acker (= 45.63 %), 133 Wiesen (= 13.19 %), 380 Wald. (= 37.70 %)
  • 1885 (Hektar): 252, davon 83 Ackerland (= 32.94 %), 31 Wiesen (= 12.30 %), 103 Holz. (= 40.87 %)
  • 1961 (Hektar): 252, davon 100 Wald (= 39.68 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1577: 18, 1630: 12 Hausgesesse 1677: 9 Männer, 1 Jungmannschaften, 2 ledige Mannschaften 1742: 34 Haushalte 1834: 245, 1885: 254, 1925: 352, 1939: 366, 1950: 504, 1961: 431 Einwohner. 1830: 245 evangelische Einwohner. 1961: 357 evangelische, 49 römisch-katholische Einwohner. -1630: 3 zweispännige, 7 einspännige Ackerländer, 2 Einläufige. 1867 (Erwerbspersonen): 60 Landwirtschaft, 4 Verkehr, 1 Erziehung und Unterricht, 1 Kirche und Gottesdienst, 1 Gemeindeverwaltung. 1961 (Erwerbspersonen): 65 Land- und Forstwirtschaft, 123 produzierendes Gewerbe, 29 Handel und Verkehr, 11 Dienstleistungen und sonstiges
  • 1885: 245 evangelisch, 1 katholisch, 7 andere Christen, 0 Juden, 1 andere
  • 1961: 431, davon 357 evangelisch (= 82.83 %), 49 katholisch (= 11.37 %)

Diagramme:

Obereisenhausen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • Eigengericht Eisenhausen. Das 1438 erstmals genannte landgräfliche Eigengericht Eisenhausen dürfte Anfang 15. Jahrhundert eingerichtet worden sein. Es tagte alle 7 Jahre auf dem Knottenberg bei der Kirche in Ober-Eisenhausen und war zuständig für die landgräfliche Leibeigenen und deren Güterbesitz im Breidenbacher Grund. Das Eigengericht tagte nach Aufhebung der Leibeigenschaft 1813 zum letzten Mal
  • 1327 und später: Gericht Eisenhausen ( Nieder-Eisenhausen, Ziffer 3a), das 1630 und später dem (Amt) Grund Breidenbach zugerechnet wird
  • 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Gladenbach
  • 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Biedenkopf
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf (Umbenennung)
  • 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Dillenburg
  • 1933: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
  • 1968: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Biedenkopf
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf

Altkreis:

Biedenkopf

Gericht:

  • 1821: Patrimonialgericht Grund Breidenbach
  • 1823: Landgericht Gladenbach
  • 1853: Landgericht Biedenkopf
  • 1867: Amtsgericht Biedenkopf

Gemeindeentwicklung:

Am 1.4.1972 wurde Obereisenhausen im Zuge der hessischen Gebietsreform als Ortsteil der neu gebildeten Gemeinde Steffenberg eingegliedert.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1130 besteht in Eisenhausen eine offenbar umfangreiche Grundherrschaft des Freien Meginher, deren zugehörige, von ihm selbst errichtete Kapelle damals von der Mutterkirche in Breidenbach abgetrennt und zur Pfarrkirche erhoben wurde (vgl. Ziffer 4 a). Als Entschädigung erhielt die Mutterkirche aus der Grundherrschaft des Meginher die so genannte Hatto-Hufe, 2 zwischen Steinperf und Eisenhausen gelegene Wiesen sowie 2 Manzipien. Im Streit um das so genannte Straßmannsgut zu (Oberoder Nieder-) Eisenhausen zwischen dem Deutschen Orden Marburg und den von Selbach wird das genannte Gut 1343 dem Deutschen Orden zugesprochen. 1386 verkauft Gerhard Wolf von Selbach mit Genehmigung seiner Ganerben, der von Breidenbach, alle Güter und Gefalle zu (Oberbeziehungsweise Nieder-) Eisenhausen. 1577 erhalten Philipp von Dernbachs Erben Einkünfte aus dem so genannten Steinfelder Gut und aus dem so genannten Scheidtgut zu Ober-Eisenhausen. Zehnte: wie Nieder-Eisenhausen
Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1103: capella

Pfarrzugehörigkeit:

Bis 1103 war Eisenhausen nach Breidenbach eingepfarrt. 1103 erhebt Erzbischof Ruthard von Mainz die Kapelle, die der Freie Meginher auf seinem Gut erbaut hatte, zur Pfarrkirche für Ober- und Nieder-Eisenhausen sowie Steinperf. Seit 1589 ist auch Gönnern nach Ober-Eisenhausen eingepfarrt.

Patronat:

1103 wird der Kirchengründer Meginher zum Vogt der Kirche eingesetzt. Vor 1570 sind die von Hohenfels Patrone, seitdem die Landgrafen.

Diakonische Einrichtung:

Nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 1 Kraft

Bekenntniswechsel:

Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526.

Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: Nikolaus Schmidt (Faber) 1535-1548

Reformierter Bekenntniswechsel: 1606, 1624 wieder lutherisch

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Stephan, Dekanat Christenberg, Sendbezirk Breidenbach

Kultur

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Wirtschaft:

Mühle in Ober-Eisenhausen 15. Jahrhundert genannt; möglicherweise identisch mit einer der beiden 1630 genannten Mühlen am Ort. 1630 und noch 1830 befindet sich in Ober-Eisenhausen neben der Sternsmühle eine weitere Mühle im Dorf; bis 1854 offenbar stillgelegt. Auf ehemaligen Bergbau und frühe Verhüttung deuten die Flurnamen Eisenkaute (südöstlich des Dorfes), Brachhölle (nördlich Gemeinde.rand), Vor der Renn (nordöstlich Gemeinde)

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Obereisenhausen, Landkreis Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/9527> (Stand: 11.10.2021)