Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Dautphe

Ortsteil · 292 m über NN
Gemeinde Dautphetal, Landkreis Marburg-Biedenkopf 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

6 km südlich Biedenkopf.

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss am Nordwest-Rand des großen Talkessels, der sich um die Einmündung der Dautphe in die Lahn ausbreitet. Kernbereich der Siedlung mit herzförmigem Umriß auf der Niederterrasse über dem Kohlbachtal. Kirche auf spornartig nach Südwesten auslaufendem Hang. Moderne Bebauung nach Norden, Nordosten und vor allem nach Südosten gerichtet.

Auf die B 453 (alte Landstraße Biedenkopf - Gladenbach - Gießen) stößt am Nordost-Rand des Ortes die Straße von Silberg im Zuge eines alten Zweiges der Siegener Landstraße nach Marburg und Kirchhain.

Historische Namensformen:

  • Dudafhero marca, in (791) [2. Hälfte XII Jh., Glöckner, Codex Lauresh. Nr. 3585), Dutoffahe 780/800, 2. Hälfte XII Jh., ebenda, Nr. 3661a]
  • Duduffe (1238) [Falck, Mainzer Regesten 1, Nr. 898, S. 477-478]
  • Dudephe (1238)
  • Thudefe (1249)
  • Tutfe (1251)
  • Dudife (1279)
  • Dudiffe (1365)
  • Dutphe (um 1520)
  • Dautphenn (1630)
  • Dautphe (1677)

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa 1251 (Wyss I Nr. 103)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Umlegung der Flur:

1878/1932

Älteste Gemarkungskarte:

um 1830

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3468025, 5635972
UTM: 32 U 467963 5634158
WGS84: 50.858224° N, 8.544826° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

534007040

Flächennutzungsstatistik:

  • 1854 (Morgen): 2954, davon 1052 Acker (= 35.61 %), 371 Wiesen (= 12.56 %), 1318 Wald (= 44.62 %)
  • 1885 (Hektar): 737, davon 262 Ackerland (= 35.55 %), 106 Wiesen (= 14.38 %), 300 Holz (= 40.71 %)
  • 1961 (Hektar): 737, davon 284 Wald (= 38.53 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1577: 37 Hausgesesse
  • 1630: 1 dreispänniges, 12 zweispännige, 6 einspännige Ackerländer, 16 Einläufige
  • 1630: 35 Hausgesesse (errechnet)
  • 1677: 3 Freie, 27 Hausgründe, 3 Witwen, 13 ledige Personen
  • 1742: 71 Haushalte
  • 1830: 341 evangelische, 2 römisch-katholische Einwohner
  • 1867 (Erwerbspersonen): 113 Landwirtschaft, 1 Forstwirtschaft, 2 Bergbau und Hüttenwesen, 11 Gewerbe und Industrie, 1 Gesundheitspflege, 1 Erziehung und Unterricht, 1 Kirche und Gottesdienst
  • 1885: 490 evangelisch, 3 katholisch, 3 Juden
  • 1961 (Erwerbspersonen): 131 Land- und Forstwirtschaft, 561 produzierendes Gewerbe, 51 Handel und Verkehr, 70 Dienstleistungen und sonstiges
  • 1961: 1602, davon 1189 evangelisch (= 74.22 %), 353 katholisch (= 22.03 %)

Diagramme:

Dautphe: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 791: in pago Hessen in Dudafhero marca
  • 1238: centa de Dautphe
  • 1249: comitia Dautphe
  • 1251: injudicio apud villam Dautphe
  • 1356 und später: Gericht Dautphe, im Amt Biedenkopf
  • 1821-1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Gladenbach
  • 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Biedenkopf
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf (Umbenennung)
  • 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Dillenburg
  • 1933: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
  • 1968: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Biedenkopf
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf

Altkreis:

Biedenkopf

Gericht:

  • Vor 1238 setzen sich die Landgrafen mit Gewalt in den Besitz der Gerichtsherrschaft. 1249 tragen die Brüder Konrad, Gumpert und Eckhard von Hohenfels, Volpert Hosekin und Siegfried Slimph Landgräfin Sophie und ihren Kindern ihre Burg Hohenfels zu Lehen auf und verzichten auf jeden Rechtsanspruch im Gericht Dautphe. Mit der Ausbildung des Amtes Biedenkopf in der 2. Hälfte des 13. Jahrhundert diesem als Gericht unterstellt; Verpfändungen Biedenkopf (Ziffer 3a, Amt). Mit der Bildung des Amtes Biedenkopf dürfte dem Gericht Dautphe die ihm wohl ursprünglich zustehende Blutgerichtsbarkeit entzogen und seine Kompetenz auf die niedere Gerichtsbarkeit beschränkt worden sein. 1498 und um 1520 sitzen Landschöffen des Gericht Dautphe in dem für Stadt und Amt Biedenkopf gemeinsam mit städtischen Schöffen gehegten Halsgericht zu Biedenkopf. Nachdem offenbar schon 1251 das Schultheißenamt des Gericht Dautphe vom Schultheiß des Stadtgericht Biedenkopf mitversehen worden war, entwickelte sich im 15. Jahrhundert der Brauch einer Personalunion des Schultheißenamtes. 1472 verspricht der Landgraf dem Schultheißen von Biedenkopf und Dexbach ebenso wie seinem Vorgänger auch das Schultheißenamt im Gericht Dautphe, sobald es durch Tod oder Resignation des noch amtierenden Schultheißen frei wird. 1508 und später ist das Stadtgericht Biedenkopf Oberhof für das Gericht Dautphe - Auf eine ehemalige Richtstätte deutet der Flurname Galgenberg 0,5 km östlich von Dautphe; vgl. auch den Flurname Gerichtsgüpfel westlich Mornshausen /Dautphe - centurio 1279; scheffen 1389; schultheyss und scheffen 1411, lantscheffen 1498.
  • 1821: Landgericht Gladenbach
  • 1853: Landgericht Biedenkopf
  • 1867: Amtsgericht Biedenkopf

Gemeindeentwicklung:

Am 1.7.1974 wurde Dautphe im Zuge der hessischen Gebietsreform als Ortsteil der neu gebildeten Gemeinde Dautphetal eingegliedert und zum Sitz der Gemeindeverwaltung bestimmt.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 791 schenken Rutwin und seine Frau Landrat Kloster Lorsch ihren Besitz in der Mark Dautphe und in Helidorf (Wüstung bei Wetter, Kreis Marburg). 780/800 verfügt das Kloster in Dautphe über 2 Hufen sowie 15 Morgen an Ackerländer und Wald. 1365 verkauft der Geinhäuser Bürger Konrad von Breidenbach den Pfarrern zu Buchenau und Eckeishausen sowie den Kalandsherren zu Biedenkopf sein Gut zu Dautphe. 1396 teilen die Herren von Hohenfels mit Ritter Gerlach von Breidenbach die Güter, welche ihr Vater und ihr Vetter weil. Ludwig von Hohenfels hinterlassen haben, wobei Gerlach alles Gut im Gericht Dautphe erhält. 1415 ist ein halber Hof zu Dautphe landgräfliches Lehen der Hose von Ockershausen. 1577 sind in Dautphe unter anderem begütert: die von Breidenbach genannt Breidenstein, die Döring und die Rode. Der Zehnte ist 1402 landgräfliches Lehen der von Breidenbach genannt Breidenstein; Lehnsreverse bis 1729. 1491: Lehnsrevers des Biedenkopfer Bürgers Gerlach Gumbel über die Belehnung mit dem halben Zehnten, ausgenommen eines Achtels, durch die von Hohenfels; Lehnsreverse bis 1561
Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1238: plebanus
  • 1279 (Klosterarchiv III Nr. 22) Send- und Pfarrkirche

Patrozinien:

  • Martinus [1279]

Pfarrzugehörigkeit:

1495/96 und 1577 umfaßt das Kirchspiel neben Dautphe: Damshausen, Allendorf/H., Friedensdorf, Mornshausen/D., Herzhausen, Hommertshausen, Holzhausen/H, und Silberg. 1681: Holzhausen/H, mit Damshausen ausgepfarrt. 1952: Mornshausen/D., Hommertshausen und Silberg nach Dautphe eingepfarrt; zum gleichen Zeitpunkt ausgepfarrt: Friedensdorf mit Allendorf/H. und Herzhausen.

seit 1850 Aufbau einer Freien evangelischen Gemeinde; 1911 Aufnahme in den Bund Freier evangelischer Gemeinden; 1951 Bau de Gemeindehauses in der Gülchackerstraße

Patronat:

1577 wie vermutlich schon vor 1333 sind die Schenken zu Schweinsberg Patrone; Patronat der 1681 errichteten Kaplanei landgräflich.

Diakonische Einrichtung:

Nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 2 Arbeitskräften

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Albanus Nepotianus (Enckel) 1529-1535

Reformierter Bekenntniswechsel: 1606, 1624 wieder lutherisch.

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Stephan, Dekanat Christenberg, Sendbezirk Dautphe

Kultur

Schulen:

seit 1574 Schule; 1776-1804 Balthasar Wagner, Lehrer im Ort, kauft das Dittmannshaus zwecks Einrichtung als Schule; 1840 Einweihung eines neu gebauten Schulhauses; 1894 Volksschule mit zwei Klassen; 1914 Neubau einer Schule durch die Gemeinde für drei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

791: Markort

1238: Vorort des so genannte Zentger, später Gericht Dautphe im Amt Biedenkopf

1251 sind Holzhausen/H., 1374 Mornshausen/D. und Silberg Zubehör des Gericht (Lennarz S. 191 f.)

1395 gehören ferner zum Gericht Dautphe die Orte Buchenau, Elmshausen, Hommertshausen und Kombach

Zum Sendbezirk Dautphe gehörten im 15. Jahrhundert: Allendorf, Buchenau, Damshausen, Dautphe, Eckelshausen, Elmshausen, Friedensdorf, Guntershausen, Herzhausen, Holzhausen, Hommertshausen, Kombach, Mornshausen, Silberg, Wolfgruben.

1590 gehört Elmshausen mit Gericht dem Alexander Döring

Gerichtszubehör von Dautphe 1593 und später: Allendorf/H., Buchenau, Damshausen, Dautphe, Herzhausen, Eckeishausen, Kombach, Holzhausen/H., Friedensdorf, Mornshausen/D., Hommertshausen, Silberg, Wolfgruben, Hof Katzenbach

Der Sendbezirk Dautphe umfaßte im 15. Jahrhundert neben Dautphe Allendorf/H., Buchenau, Damshausen, Eckeishausen, Elmshausen, Friedensdorf, (Wüstung) Guntershausen, Herzhausen, Holzhausen/H., Hommertshausen, Kombach, Mornshausen/D., Silberg, Wolfgruben

Biedenkopf als Stadt vom Sendgericht eximiert

Wirtschaft:

Mühle (Keulingsmühle) 1593 genannt

Auf ehemalige Köhlerei deuten die Flurnamen Im Kohlgrübchen, Der Köllberg (im Norden der Gemeinde), Der Kohlberg (nordwestlich Dautphe)

Eisen- und Metallgießerei 1926-1967

Fabrik für Modell- und Formenbau seit 1936, vgl. ferner: Wilhelmshütte

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Dautphe, Landkreis Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/9457> (Stand: 10.5.2023)