Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Bottenhorn

Ortsteil · 485 m über NN
Gemeinde Bad Endbach, Landkreis Marburg-Biedenkopf 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

8 km nordwestlich Gladenbach

Lage und Verkehrslage:

Dorf mit komplexem Grundriss im weiten, flachen Talkessel der Perf. Kernbereich des Ortes geschlossene Siedlung mit regellosem Grundriss. Nach Süden beziehungsweise Südwesten linear ausgerichtete zweizeilige Bebauung entlang der Straße nach Wommelshausen und Rachelshausen.

Die Straße Wommelshausen - Steinperf wird in der Ortsmitte gekreuzt von der Straße Frechenhausen - Rachelshausen. Die alte Landstraße von Wetzlar und Gießen nach Laasphe mit Abzweig nach Biedenkopf führte durch Bottenhorn.

Ersterwähnung:

1253

Siedlungsentwicklung:

Auf eine wüste Siedlung 2 km östlich des Dorfes deutet der Flurname Scheppenschloss.

Historische Namensformen:

  • Budehorn, de (1253) [Kop. XVIII, Gerald Bamberger, Bottenhorn]
  • Botinhorne (1304) [Wagner, Wüstungen, S. 391]
  • Buttinhorn (1324)
  • Bettehorn (1491)
  • Bottenhorn (1502)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Umlegung der Flur:

1870/1872, 1932

Älteste Gemarkungskarte:

um 1830

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3463379, 5628747
UTM: 32 U 463319 5626936
WGS84: 50.793004° N, 8.479567° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

534003020

Flächennutzungsstatistik:

  • 1854 (Morgen): 3433, davon 2087 Acker (= 60.79 %), 629 Wiesen (= 18.32 %), 639 Wald (= 18.61 %)
  • 1885 (Hektar): 860, davon 210 Ackerland (= 24.42 %), 165 Wiesen (= 19.19 %), 253 Holz (= 29.42 %)
  • 1961 (Hektar): 862, davon 269 Wald (= 31.21 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1501: 19 Männer
  • 1577: 38
  • 1630: 35 Hausgesesse
  • 1630: 4 zweispännige, 17 einspännige Ackerländer, 14 Einläufige
  • 1742: 80 Haushalte
  • 1830: 552 evangelische Einwohner
  • 1867 (Erwerbspersonen): 211 Landwirtschaft
  • 1885: 721 evangelisch, 2 katholisch
  • 1961 (Erwerbspersonen): 222 Land- und Forstwirtschaft, 344 produzierendes Gewerbe, 48 Handel und Verkehr, 44 Dienstleistungen und sonstiges
  • 1961: 1284, davon 1147 evangelisch (= 89.33 %), 129 katholisch (= 10.05 %)

Diagramme:

Bottenhorn: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • Um 1400: Gericht Gladenbach.
  • 1586 und später: Obergericht Gladenbach im Amt Blankenstein
  • 1821-1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Gladenbach
  • 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Biedenkopf
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf (Umbenennung)
  • 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Dillenburg
  • 1933: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
  • 1968: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Biedenkopf
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf

Altkreis:

Biedenkopf

Gericht:

  • 1821: Landgericht Gladenbach
  • 1867: Amtsgericht Gladenbach

Gemeindeentwicklung:

Zum 1.7.1974 wurde Bottenhorn im Zuge der hessischen Gebietsreform als Ortsteil der Gemeinde Bad Endbach eingegliedert.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1355 verkauft der Ritter Volpracht Lützelkolbe dem Deutschen Orden Marburg sein Gut zu Bottenhorn.
  • 1577 Zinsen von den Deutscher Ordens-Gütern in Bottenhorn. 2 Beständer.
  • 1491 verkauft der Marburger Bürger Kunz Molnhober dem Marburger Bürger Siegfried Schwind seine Gülte aus dem so genannte Frilingsgut zu Bottenhorn, das dem Käufer schon zur Hälfte gehört.
  • Vor 1527 erwirbt das Kloster Caldern einen Hof in Bottenhorn, aus dem 1577 die Universität Marburg Einkünfte hebt. Güterbesitz der Herren von Dernbach 1577 genannt
  • 1324 verfügt das Mainzer Erzstift über den Zehnten in Bottenhorn, der 1341 zusammen mit dem übrigen mainzer Besitz im Gladenbacher Raum an die Grafen von Solms, seit 1342 an die von Rollshausen verpfändet ist.
  • Seit 1607 bemüht sich das Erzstift vergeblich um die Einlösung der Pfandschaft.
Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1577 und später: nach Hartenrod eingepfarrt
  • 1847/1848 wird in Bottenhorn eine Pfarrei errichtet, der seit 1933 Dernbach und Hülshof eingepfarrt sind.
  • Beide Orte bereits seit 1926 vom Pfarrer in Bottenhorn betreut

Pfarrzugehörigkeit:

Bis 1847 Filial von Hartenrod.

Diakonische Einrichtung:

Nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 1, ein Kindergarten mit 2 Kräften

Bekenntniswechsel:

Da bis 1847 Filial von Hartenrod, Einführung der Reformation vermutlich ab 1526.

Reformierter Bekenntniswechsel: 1606, 1624 wieder lutherisch.

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Sendbezirk Gladenbach

Kultur

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Wirtschaft:

1664 wird auf der Bottenhorner Höhe Eisenstein geschürft, im 18. Jahrhundert und 1915/16 Nickelerz in der Grube Versöhnung. Hier zeitweise auch Abbau von Blei- und Kupfererz sowie Schwerkies. 1850-1866 Abbau von Kupfer- und Eisenerz in den Gruben Ohr und Hainfeld. 1901 entdeckte Schwerspatvorkommen in der Grube Koppe seit 1938 von dem Schwerspatwerk Bismarckgrube (Hartenrod) abgebaut; beide Gruben waren durch eine 3 km lange Seilbahn verbunden. Noch 1956-1959 Schwerspatabbau in der Grube Barbara nordwestlich Bottenhorn. Nach 1945 Diabasabbau in der Gemeinde Bottenhorn

Mühlen:

1630 befinden sich in Bottenhorn 3 Mühlen mit jeweils 1 Mahlgang: im Oberdorf die Mühle des Theis Möller, auf dem Schenk'schen Lehngut die Mühle des Enders Meyer,; ferner die Mühle des Jäckel und Kunz Pfeiffer, 1589 auf deren Eigengütern erbaut. 1703 besteht als einzige Mühle in Bottenhorn die so genannte Feldesmühle 1 km nördlich des Ortes an der Perf, möglicherweise identisch mit der Bottenhorner Mühle.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Bottenhorn, Landkreis Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/9445> (Stand: 22.9.2021)