Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Hausen

Stadtteil · 216 m über NN
Gemeinde Pohlheim, Landkreis Gießen 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

6 km südöstlich von Gießen

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regelhaftem Grundriss in einer nach Süden gerichteten Talöffnung unterhalb des Kirchberges. Kern der Siedlung fast kreisförmig. Moderne Wohnsiedlung im Westen und Südosten am leicht ansteigenden Nord-Hang des Lückebachtales.

Die Straße Gießen - Lich führte ursprünglich durch den Ort

Ersterwähnung:

886/87

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa 886/7

Älteste Gemarkungskarte:

1854

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3481503, 5601118
UTM: 32 U 481436 5599317
WGS84: 50.5455° N, 8.73799° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

531014040

Flächennutzungsstatistik:

  • 1854 (Morgen): 1021, davon 731 Acker, 125 Wiesen, 143 Wald
  • 1961 (Hektar): 272, davon 32 Wald

Einwohnerstatistik:

  • 1502: 7 Männer
  • 1577: 12 Hausgesesse
  • 1630: 1 zweispänn., 7 einspänn. Ackerl., 11 Einläufige, 2 Witwen, 3 Vormundschaften
  • 1677: 16 Hausgeseß, davon 1 freier
  • 1742: 2 Geistl./Beamte,33 Untert., 24 Beisassen/Juden
  • 1804: 239 Einwohner
  • 1834: 279 Einwohner
  • 1885: 354 Einwohner
  • 1925: 573 Einwohner
  • 1939: 645 Einwohner
  • 1950: 951 Einwohner
  • 1961: 1062 Einwohner
  • 1830: 271 evangelische, 1 römisch-katholischer Einwohner
  • 1961: 881 evangelische, 163 römisch-katholische Einwohner
  • 1961 (Erwerbspers.): 77 Land- und Forstwirtsch., 289 Prod. Gewerbe, 85 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 93 Dienstleistung(en) und Sonstige

Diagramme:

Hausen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 886/87: Wetterau
  • 1502: Amt Gießen
  • 1548: Amt Butzbach (Solmser Urkunden 3 Nr. 2866)
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt (Anteil am Fürstentum Oberhessen), Amt Hüttenberg
  • 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Gießen
  • 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Grünberg
  • 1837: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Gießen
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Gießen
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
  • 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gießen
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gießen
  • 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis
  • 1979: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen

Altkreis:

Gießen

Gericht:

  • 1821: Landgericht, seit 1879: Amtsgericht Gießen

Herrschaft:

1317 überträgt Landgraf Otto von Hessen seinem Schwager Philipp von Falkenstein d. Ä. als Burglehen einstweilen die Gerichtsbarkeit in den Dörfern Albach und Hausen, bis er ihm eine Rente von 10 Mark in anderen landgräflich Gütern anweisen wird (Regesten der Landgrafen von Hessen 1 Nachdr. Nr. 612 f.).

1703 wurde durch einen Vertrag mit dem Grafen von Nassau-Saarbrücken die bis dahin bestehende Gemeinschaft des Hüttenbergs aufgehoben, so dass u.a. Hausen allein der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt verblieb.

Gemeindeentwicklung:

Am 31.12.1970 Eingliederung nach Pohlheim

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 886/7 übergibt Kloster Lorsch dem Graf Konrad 111 Morgen Ackerland, 8 Morgen Wiesen und 4 Mansen in Hausen im Tausch gegen Güter in der Wanendorfer Mark.
  • Um 1150 tauscht Kloster Schiffenberg 1 Manse in Ober-Hausen gegen eine soche des Ruprecht von Griedel in Nieder-Hausen (Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 3 Nr. 1337).
  • 1285 läßt die Witwe Hedwig Landgraf Heinrich von Hessen Lehnsgüter in Hausen für sich und ihre Erben auf. Die Güter überläßt der Landgraf Stift Schiffenberg und erhält dafür zum Tausch eine Jahresrente, die das Kloster bisher von einem Haus innerhalb der Mauern Marburgs bezog.
  • 1289 besitzt Kloster Wirberg aus der Schenkung Heinrichs von Seligenstadt Güter zu Hausen (Eckhardt, Die oberhessischen Klöster 3, 1 Nr. 982).
  • Stift Zelle (Schiffenberg) verfügt im 14. Jahrhundert über Pachteinnahmen (Römer, Einkünfteverzeichnisse).
  • 1497 versetzt die Gemeinde zu Hausen den Grünberger Antonitern ihre gemeinen Weiden zu Hausen (Eckhardt, Die oberhessischen Klöster 3, 1 Nr. 698).

Zehntverhältnisse:

1284 geben Landgraf Heinrich von Hessen und sein gleichnamiger Sohn dem Kloster Schiffenberg den ihnen von Brüdern Anselm und Johann von Leihgestern aufgelassenen Frucht- und Heuzehnten zu Hausen zu eigen. 1288 überläßt Landgraf Heinrich den Nonnen zu Schiffenberg den Zehnten zu Hausen, den Ritter Johann von Linden von ihm zu Lehen hatte, nachdem dieser dafür dem Landgraf Güter zu Linden zu Lehen aufgetragen hatte (Regesten der Landgrafen von Hessen 1 Nachdr. Nr. 249, 254, 281; Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 3 Nr. 1364, 1374). 1284 geben die Landgrafen von Hessen dem Stift Schiffenberg den ihm von den Brüdern Anselm und Johann von Leihgestern aufgelassenen Frucht- und Heuzehnten zu Hausen am Fuße des Schiffenberges.

1308 genehmigt Ludwig von Cleeberg gen. von Isenburg als Lehnsherr den Verkauf des Zehnten zu Hausen durch die von Elkershausen an den Deutschen Orden Marburg. Im Streit zwischen dem Deutschen Orden und dem Kloster Zelle b. Schiffenberg wird 1326 durch Schiedsspruch festgelegt: jeweils der halbe Zehnte zu Hausen gehört den Nonnen und dem Deutschen Orden (Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 2 Nr. 489, Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 3 Nr. 1364, 1414). - 1308 genehmigt Ludwig von Cleeberg gen. Isenburg den Verkauf des Zehnten zu Hausen an die Kanoniker zu Schiffenberg durch die von Elkerhausen, die den Zehnten wegen der Burg Cleeberg von Ludwig zu Lehen trugen (Wyss) III Nr. 1414). 1356 hat Heinrich von Nassau als Falkensteiner Lehen den halben Zehnten zu Hausen (Löffler, Herren von Falkenstein Bd. 2 Nr. 1146).

1551 ist der Zehnte zu Hausen solmsisches Lehen der von Schwalbach und Göns, Neubelehnung 1563; 1587 fällt mit dem Tod des letzten männl. nachkommens der von Göns das Lehen an Solms heim (Solmser Urkunden 3 Nr. 2971, 3206, 3523).

Kirche und Religion

Ortskirchen:

Pfarrzugehörigkeit:

Von 1577 bis 1838 Pfarrkirche, der Annerod eingepfarrt war.

1838 Schiffenberg nach Hausen umgepfarrt (Diehl, Hessen-darmstädtisches Pfarrer- und Schulmeisterbuch, S. 272).

1900: Pfarrei ohne Beidörfer.

1954: mit Kirchengemeinde Garbenteich bei Pfarrei Hausen.

Patronat:

1436 erhält Solms-Braunfels den Patronat, im 16. Jahrhundert Hessen und Nassau gemeinschaftlich (Diehl S. 250), seit 1703 landgräflich Patronat (Hessen-Darmstadt).

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Wilhardus 1528ff., wurde in den 1540er Jahren erschlagen

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Pfarrei im Archipresbyterat Wetzlar, Archidiakonat St. Lubentius in Dietkirchen, Erzdiözese Trier

Kultur

Schulen:

1910 Volksschule mit zwei KLassen, Schulhaus von 1904

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Hausen, Landkreis Gießen“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/10323> (Stand: 7.3.2022)