Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Ober-Bessingen

Stadtteil · 191 m über NN
Gemarkung Oberbessingen, Gemeinde Lich, Landkreis Gießen 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

6,5 km nordöstlich von Lich

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriß am auslaufenden Nordwesten-Hang einer in das Tal der Wetter vorspringenden Bergkuppe. Kernbereich der Siedlung auf Niederterrasse auf dem links Ufer der Wetter. Kirche mit ummauertem Kirchhof in südlich Randlage. Moderne Wohnsiedlung auf dem rechts Ufer der Wetter.

Bahnhof der Eisenbahnlinie Butzbach/West - Grünberg ("Wettertalbahn (I)"; ab 1906; eingestellt 1953).

Ersterwähnung:

1260

Vorbemerkung Historische Namensformen:

Bei den frühen Belegen ohne Differenzierung zwischen Ober- und Nieder-Bessingen kann nicht Sicherheit entschieden werden, auf welchen Ortsteil sie zu beziehen sind.

Historische Namensformen:

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Älteste Gemarkungskarte:

1914-1924

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3493291, 5600468
UTM: 32 U 493219 5598668
WGS84: 50.539911° N, 8.904308° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

531011090

Flächennutzungsstatistik:

  • 1854 (Morgen): 1640, davon 946 Acker, 355 Wiesen, 339 Wald. 1961 (Hektar): 420, davon 86 Wald.

Einwohnerstatistik:

  • 1834: 414 Einwohner
  • 1885: 403 Einwohner
  • 1925: 385 Einwohner
  • 1939: 366 Einwohner
  • 1950: 540 Einwohner
  • 1961: 459 Einwohner
  • 1830: 405 evangelische Einwohner, 9 Mennoniten. 1961: 397 evangelische, 62 römisch-katholische Einwohner
  • 1961 (Erwerbspers.): 132 Land- und Forstwirtsch., 92 Prod. Gewerbe, 12 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 19 Dienstleistung(en) und Sonstige

Diagramme:

Ober-Bessingen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1787: Grafschaft Solms-Hohensolms-Lich (Anteil an der Herrschaft Münzenberg), Amt Lich
  • 1806: Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Provinz Oberhessen, Amt Lich (zur Standesherrschaft Solms gehörig)
  • 1822: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Hungen
  • 1837: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Grünberg
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Gießen
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
  • 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gießen
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gießen
  • 1968: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen

Altkreis:

Gießen

Gericht:

  • 1822: Landgericht, seit 1879: Amtsgericht Lich, seit 1934: Amtsgericht Gießen

Herrschaft:

1348 entscheiden die Ritter Kolbendensel und von Rodenhausen als Schiedsleute im Streit zwischen Philipp d. Ä. von Falkenstein-Münzenberg und dem Stift Wetzlar über die Rechte am Dinghof (Vogthof) zu Bessingen und anderes zugunsten Philipps (Solmser Urkunden 1 280). 1357 bekunden Johann und Philipp von Falkenstein-Münzenberg, daß sie Philipp d. Ä. von Falkenstein-Münzenberg für 1000 Pfd. Heller eine Hälfte des Bessingener Gerichts, von dem dieser bereits die andere Hälfte besitzt, auf Wiederkauf verkauft habe (Solmser Urkunden 1 Nr. 350). 1377 ist das sog. Obergericht mit Schloß Warnsberg, Münster, Ettingshausen, Ober-Bessingen und Nieder-Bessingen und Rödchen von den von Falkenstein-Münzenberg an die von Trohe, von Leun u.a. verpfändet (Solmser Urkunden 1 Nr. 451).

Gemeindeentwicklung:

Am 31.12.1970 Eingliederung nach Lich

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1239 verpfändet Ulrich von Münzenberg Guntram und Kraft von Schweinsberg für 150 Mark einen Hof zu (Ober- oder Nieder-)Bessingen mit Gefällen zu Buchholz, Groß-Laubach, Engelhausen und Münster (Solmser Urkunden 1 Nr. 7).
  • 1260 geben Philipp von Falkenstein und Reinhard von Hanau ihre Zustimmung, daß ihre Lehnsleute Reimbold und Ludwig von Altenburg ihre Güter zu Ober-Bessingen Kloster Haina verkauft haben (Urkundenbuch der Herren von Hanau 1 Nr. 356, 360= Franz, Kloster Haina 1 Nr. 327, 333-35, 366). 1352 überläßt Haina dem Pleban zu Grüsen, Rüdiger von Moischeid, das Klostergut zu Ober-Bessingen zu lebenslanger Nutzung; 1368 ist das Gut an den Landsiedel Tile Ecstein von Ettingshausen verpachtet (Franz, Klosterarchive 6 Nr. 612, 714).
  • 1368 verkauft Ritter Werner von Bellersheim die Wiesen zwischen den beiden Bessingen Kloster Arnsburg (Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3 Nr. 970; vgl. auch 1013).
  • 1528 verkauft Kloster Haina Graf Philipp von Solms-Münzenberg für 2000 fl. ihren Hof zu Utphe samt Zinsen zu Ober-Bessingen, Ettingshausen, Gontershausen, Laubach, Trais-Horloff. Bestätigung durch Landgraf Philipp 1529 (Solmser Urkunden 3 Nr. 2654, 2680)

Zehntverhältnisse:

1406 bekundet Oswald von Engelhausen, daß Philipp von Falkenstein-Münzenberg ihm den Zehnten zu Ober-Bessingen, 1 Drittel zu Nonnenroth, 1 Viertel zu Ruprechtsrode, die Vogtei und einen Hof zu Ober-Bessingen sowie einen Hof zu Engelhausen als Mannlehen verliehen habe (Solmser Urkunden 1 Nr. 692).

1550 und später sind die solmsischen Zehntanteile in Bessingen (Ober-; Nieder-?) Mannlehen der Löw von Steinfurt; Neubelehnungen bis 1783; 1726 belehnen die Grafen von Solms die von Lehrbach mit dem Zehnten zu Ober-Bessingen und die Vogtei daselbst; Neubelehnung 1789 (Solmser Urkunden 3 Nr. 2930 u.ö.; Solmser Urkunden 4 Nr. 4614,4616,4861).

Kirche und Religion

Pfarrzugehörigkeit:

1577 (oder 1507 wie bei Kleinfeldt, Kirchenorganisation, S. 58?) und später: bei Münster eingepfarrt. 1523 Bruder zum hl. Kreuz nachgewiesen.

Bekenntniswechsel:

Da Filial von Münster, Einführung der Reformation vermutlich in den 1560er Jahren.

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Sendbezirk Münster/L

Kultur

Schulen:

1910 einklassige Volksschule, Schulhaus von 1882

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

1357 gehören zum Gericht Bessingen die Dörfer: Münster, Bessingen, Ettingshausen, Iginshausen

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Ober-Bessingen, Landkreis Gießen“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/10225> (Stand: 15.4.2024)