Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Reichelsheim (Odenwald)

Ortsteil · 206 m über NN
Gemeinde Reichelsheim (Odenwald), Odenwaldkreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

13 km nordwestlich von Erbach

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regelhaftem Grundriss am Mergbach im Granitgebiet des Odenwaldes bei getrennter doppelseitiger Tallage.

Endbahnhof der Eisenbahnlinie Reinheim – Reichelsheim ("Gersprenztalbahn"; "Odenwälder Lieschen") (Inbetriebnahme der Strecke 10.10.1887) bis Stilllegung der Strecke im Mai 1964.

Ersterwähnung:

1303

Historische Namensformen:

  • Richelsheim (1303)
  • Richoltsheim (1307)
  • Richolfsheim (um 1312)
  • Rycholsheim (1321)
  • Richoldesheim (1357)
  • Richetzheim (1363)
  • Richelßheim (1443)
  • Reichelsheim i. O
  • Reichelsheim i. Odw

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3488498, 5508541
UTM: 32 U 488427 5506777
WGS84: 49.71339° N, 8.839476° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

437013140

Flächennutzungsstatistik:

  • 1854 (Morgen): 1742, davon 1090 Acker, 307 Wiesen, 345 Wald
  • 1961 (Hektar): 462, davon 45 Wald (= 9.74 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1829: 1240 Einwohner
  • 1961: 2552, davon 2143 evangelisch (= 83.97 %), 344 katholisch (= 13.48 %)
  • 1970: 3133 Einwohner

Diagramme:

Reichelsheim (Odenwald): Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1787: Grafschaft Erbach-Erbach, Anteil an der Grafschaft Erbach, Amt Reichenberg
  • 1806: Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Provinz Starkenburg, Amt Reichenberg (zur Standesherrschaft Erbach gehörig)
  • 1820: Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Provinz Starkenburg, Amt Reichenberg (zur Standesherrschaft Erbach gehörig)
  • 1822: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landratsbezirk Erbach
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Erbach
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Lindenfels
  • 1874: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Erbach
  • 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Erbach
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Erbach
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Erbach
  • 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Odenwaldkreis

Altkreis:

Erbach

Gericht:

  • 1820-1822: standesherrliches Amt Reichenberg zu Reichelsheim
  • 1822: Landgericht Michelstadt
  • 1853: Landgericht Fürth
  • 1879: Amtsgericht Fürth
  • 1904: Amtsgericht Reichelsheim
  • 1943: Zweigstelle Amtsgericht Reinheim
  • 1945-1968: Amtsgericht Herbst, danach aufgelöst
  • 1968: Amtsgericht Michelstadt

Gemeindeentwicklung:

Zur Entwicklung der im Zuge der hessischen Gebietsreform neu gebildeten Gemeinde s. Reichelsheim, Gemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Reichelsheim (Odenwald).

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1303 schlichten genannte Schiedsrichter den Streit Gerlachs von Breuberg mit den Schenken von Erbach über Güter zu Reichelsheim. Um 1312 verpachtet der Abt von Fulda seine eigenen Güter dem Eckehard von Frauenrode, Bürger zu Frankfurt auf sieben Jahre. 1363 bewilligt Pfalzgraf Ruprecht Schenk Heinrich von Erbach ein Wittum für seine Ehefrau Anna auf dem Hof zu Reichesheim. (1398-1400) belehnt Pfalzgraf Ruprecht Schenk Hans von Erbach mit der Hälfte von Reichelsheim. 1653 Pfälzischer Lehnbreif für die Grafen von Erbach. 1806 mit dem Amt Reichenberg an das Großherzogtum Hessen.

Zehntverhältnisse:

Um 1312 verkauft Kloster Fulda seinen Zehnten an Eckehard von Frauenrode.

Ortsadel:

1391: Edelknecht Albrecht von Rychelsheim

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1303: parochia
  • 1387: Pfarrer

Patrozinien:

  • Maria

Pfarrzugehörigkeit:

Zum Kirchspiel gehörten: Frohnhofen, Ober-Ostern, Unter-Ostern, Erzbach, Pfaffen-Beerfurth, Laudenau, Rohrbach, Eberbach, Bockenrod, Klein-Gumpen, Brandau, Lützelbach, Steinau, Winterkasten, Ober-Klein-Gumpen, Groß-Gumpen, Freiheit, Kirch-Beerfurth, Erlau, Güttersbach, Bierbach, Hof Eberbach, Michelbach, Rodenstein. Tochterpfarrei war 1360 Neunkirchen und 1387 Fränkisch-Crumbach

Patronat:

Ursprünglich hatten die Herren von Rodenstein das Patronatsrecht, 1398 die Schenken von Erbach.

Diakonische Einrichtung:

Lungenheilanstalt 1897 – 1900, Gemeindepflege 1900 – 1958 (Angaben basieren auf Mitteilungen des Zentralarchivs der EKHNZA in Darmstadt vom 01.07.2021); nach Röschen, Beschreibung der evangelischen Pfarreien des Großherzogtum Hessen für 1928 bestehen eine Diakonissenstation, eine Kleinkinderschule, eine Lungenheilanstalt und eine Krankenpflegestation im Ort; für die Kleinkinderschule gibt es ein eigenes Haus; für 1900 nennt Röschen die Kleinkinderschule und die Lungenheilanstalt; nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 2, ein Kindergarten mit 2 Kräften

Bekenntniswechsel:

Einführung der Reformation in der Grafschaft Erbach ab 1539.

Erster evangelischer Pfarrer: Volprecht Fischer bis 1543

Kirchliche Mittelbehörden:

Archidiakonat St. Peter und Alexander in Aschaffenburg, Landkapitel Montat

Juden:

1830: 172, 1895: 202, 1905: 189, 1925: 121 Juden

1817 Einweihung der Synagoge

israelitische Elementarschule

1856 Anlage eines Friedhofs

Kultur

Schulen:

seit 1609 arbeiten Kapläne als Lehrer an der Schule, dadurch geben studierte Lehrer Unterricht; 1852 Trennung von Schule und Kaplanei; 1910 Volksschule mit vier Klassen; Bürgerschule

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

Sitz einer Zent zu der Reichelsheim, Eberbach, Erzbach, Rohrbach, Ober-Ostern, Unter-Ostern, Bockenrode, Frohnhofen, Groß-Gumpen, Klein-Gumpen, Ober-Klein-Gumpen, Winterkasten, Laudenau, Kirch-Beerfurth, Pfaffen-Beerfruth, Neunkirchen, Steinau, Brandau, Lützelbach, Fränkisch-Crumbach, Freiheit, Güttersbach, Erlau, Bierbach, Hof Eberbach, Michelbach und Rodenstein gehörten.

Mühlen:

Im 16. Jahrhundert gibt der Müller zum Send in Reichsheim einen Geldzins.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Reichelsheim (Odenwald), Odenwaldkreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/14029> (Stand: 14.8.2023)