Historisches Ortslexikon
- Messtischblatt
- 6119 Groß-Umstadt
- Moderne Karten
- Kartenangebot der Landesvermessung
- Topografische Karten
- KDR 100, TK25 1900 ff.
- Historische Karten
- Großherzogtum Hessen 1823-1850 (Übersichtskarte mit handschriftlichen Ergänzungen) – 23. Dieburg
Weitere Informationen
Reinheim
-
Stadtteil · 159 m über NN
Gemeinde Reinheim, Landkreis Darmstadt-Dieburg - Siedlung ↑
-
Ortstyp:
Stadt
-
Lagebezug:
8 km südlich von Dieburg
-
Lage und Verkehrslage:
Am Nordrand des Odenwaldes im Lößgebiet an einem nach Südosten sanft abfallenden Hang am Rand der breiten Gersprenzniederung
Bahnhof der Eisenbahnlinie Darmstadt – Groß-Umstadt/Wiebelsbach-Heubach ("Odenwaldbahn II") seit 1871. Die Teilstrecke Ober-Ramstadt - Reinheim wurde am 15.5.1871 eröffnet und die Teilstrecke Reinheim - Groß-Umstadt/Wiebelsbach-Heubach am 15.7.1871 in Betrieb genommen.
Endbahnhof der Eisenbahnlinie Reinheim – Reichelsheim ("Gersprenztalbahn"; "Odenwälder Lieschen") (Inbetriebnahme der Strecke 10.10.1887) bis Stilllegung der Strecke im Mai 1964 und Offenbach am Main – Reinheim ("Rodgaubahn") (Inbetriebnahme der Strecke 1.10.1896) von 1896 bis zur Stilllegung der Strecke am 20.7.1965.
-
Ersterwähnung:
1276-1277
-
Siedlungsentwicklung:
Planmäßige Gründung der Stadt mit quadratischem Grundriss und symmetrischer Anlage durch die Grafen von Katzenelnbogen im 13. Jahrhundert.
-
Historische Namensformen:
- Rinheim (1276-1277) [Demandt, Regesten Katzenelnbogen 1, Nr. 216]
- Rinheim (1286)
- Rinheim (1326)
- Rinheym
- Rinhem (1330)
- Ryneheim (1338)
- Rynhem (1427)
- Rynheym (1493)
- Reinheim (1516)
- Rheinheim (16. Jahrhundert)
- Reinheimb (1620)
- Rainheim (1679)
-
Bezeichnung der Siedlung:
- municio (1276-1277)
- oppidum (1300) [Wenck, Hessische Landesgeschichte 1, S. 69; Demandt, Regesten Katzenelnbogen 1, Nr. 421]
-
Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3488139, 5521489
UTM: 32 U 488069 5519720
WGS84: 49.829796° N, 8.834102° O OpenLayers - Statistik ↑
-
Ortskennziffer:
432019020
-
Flächennutzungsstatistik:
- 1854 (Morgen): 7442, davon 5668 Acker, 857 Wiesen, 673 Wald
- 1961 (Hektar): 1223, davon 124 Wald (= 10.14 %)
-
Einwohnerstatistik:
- 1749: 497 Einwohner
- 1829: 1196 Einwohner
- 1961: 4123, davon 3135 evangelisch (= 76.04 %), 791 katholisch (= 19.19 %)
- 1970: 5139 Einwohner
-
Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
-
Verwaltungsbezirk:
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Obere Grafschaft Katzenelnbogen, Amt Lichtenberg, Cent Ober-Ramstadt, Reinheimer Reiswagen
- 1803: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Provinz Starkenburg, Amt Lichtenberg
- 1806: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Amt Lichtenberg
- 1820: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Amt Reinheim
- 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landratsbezirk Reinheim
- 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
- 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Dieburg
- 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
- 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Dieburg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Dieburg
- 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Darmstadt-Dieburg
-
Altkreis:
Dieburg
-
Gericht:
- Centgericht Ober-Ramstadt
- 1821-1848: Landgericht Lichtenberg
- 1848-1879: Landgericht Reinheim (verlegt aus Lichtenberg)
- 1879-1968: Amtsgericht Reinheim, danach aufgelöst
- 1968: Amtsgericht Dieburg
-
Herrschaft:
1300-1479: Grafen von Katzenelnbogen
1479-1567: Landgrafen von Hessen
1567-1806: Landgrafen von Hessen-Darmstadt
-
Gemeindeentwicklung:
Am 28.2.1862 Ausgliederung der Gemeinde Ueberau
Für die Gemeindeentwicklung seit Einführung der hessischen Gebietsreform s. Reinheim. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Reinheim.
- Besitz ↑
-
Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- 1276/77 weist Gräfin Margarethe von Katzenelnbogen ihrem Sohn Wilhelm und der Irmgard von Isenburg zur Ehe 600 kölnische Mark von ihrem Hof in Reinheim an. 1300 erhält Graf Dieter von Katzenelnbogen bei der Erbteilung mit seinem Bruder Wilhelm Burg Lichtenberg mit der Stadt Reinheim. Bei der Mutscharung 1318 erhält Graf Berthold den oberen Teil, Graf Eberhard den unteren Teil der Stadt. 1480 bestätigt Landgraf Heinrich von Hessen den Freiheitsbrief der Stadt. 1511 belehnt Kurfürst Ludwig von der Pfalz Landgraf Wilhelm von Hessen mit den von Graf Philipp von Katzenelnbogen besessenen pfälzischen Lehen.
-
Zehntverhältnisse:
1326: Zehnte bei Grafen von Katzenelnbogen
- Kirche und Religion ↑
-
Ortskirchen:
- 1337: Pfarrkirche, Abbruch 1856
- 1435: Kapelle
- 1611: Dreifaltigkeitskirche, Umbau 1856
-
Patrozinien:
- Nikolaus (Kapelle)
-
Pfarrzugehörigkeit:
Tochterpfarrei: Überau und Wersau
-
Patronat:
Die Grafen von Katzenelnbogen besaßen 1337 das Patronatsrecht zu Reinheim. Nach deren Erlöschen fiel der Rechtstitel an die Landgrafen von Hessen, die erstmals 1493 in dessen Besitz nachgewiesen werden können.
-
Diakonische Einrichtung:
Diakonissen im Kindergarten 1930 – 1940 (Angaben basieren auf Mitteilungen des Zentralarchivs der EKHNZA in Darmstadt vom 01.07.2021)
-
Bekenntniswechsel:
Erster evangelischer Pfarrer: Christian Hanckradt um 1536
-
Kirchliche Mittelbehörden:
St. Peter und Alexander in Aschaffenburg, Landkapitel Muntat
-
Juden:
1770: zwei jüdische Familien, 1828: 59, 1871: 47, 1900: 86, 1910: 78, 1925: 64 Juden
1837 Bau einer Synagoge
- Kultur ↑
-
Schulen:
Eine Schule bestand seit 1575 und hatte lange Zeit studierten Schulmeister. Landgraf Ludwig schenkte der Stadt 1610 Haus und Hof zur Errichtung von Kirche und Schule. Schulordnung von 1644; Winterschule im 18. Jahrhundert; Mädchenschule seit 1807; 1910 Voksschule mit sechs Klassen; Schulhaus von 1903
1956: 1 Volksschule, Gebäude von 1903
-
Historische Ereignisse:
Plünderungen im 30jährigen Krieg, ebenso 1672 und 1745
- Wirtschaft ↑
-
Mittelpunktfunktion:
seit 1847 Amtsgericht
-
Wirtschaft:
Landwirtschaft und Viehzucht bieten die Haupterwerbsquellen; als Gewerbe wird Knopfmacherei betrieben; um 1800 bestehen 8 Zünfte; seit den 1950er Jahren beginnende Industrialisierung
- Nachweise ↑
-
Literatur:
- Müller, Starkenburg, S. 578-583
- Herchenröder, Kunstdenkmäler Dieburg, S. 250-259
- Demandt, Kirchenorganisation, S. 145
- Historisches Ortsverzeichnis Großherzogtum und Volksstaat Hessen, S. 176
- Denkmaltopographie Landkreis Darmstadt-Dieburg, S. 453-465
- Diehl, Hessen-darmstädtisches Pfarrer- und Schulmeisterbuch, S. 68
- Krapp, Hessische Schulstatistik, S. 45
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd.2
- Zitierweise ↑
- „Reinheim, Landkreis Darmstadt-Dieburg“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/13451> (Stand: 25.5.2023)