Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Günterod

Ortsteil · 410 m über NN
Gemeinde Bad Endbach, Landkreis Marburg-Biedenkopf 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

8,5 km südwestlich Gladenbach

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss und lockerer Gehöftanordnung

Nördlicher Ortsteil am Südwest-Hang eines von Nordwesten nach Südosten streichenden Bergrückens

Kirche in erhöhter Lage auf einem Vorsprung am Ost-Rand des Siedlungskomplexes

Südlicher Ortsteil, leicht abgesetzt durch den Quellgrund des Endbachs, auf einem von Südwesten nach Nordosten ziehenden Hang, dessen Scheitel die Wasserscheide von Salzböde und Aar bildet

Abgesetzt nach Nordosten der moderne Ortsteil Am Heiligen Berg

Straße Bischoffen - Bad Endbach

Auf der Wasserscheide alter Höhenweg zu vermuten

Durch den Ort führte als so genannte Wetzlarweg die alte Straße von Gießen beziehungsweise Wetzlar nach Siegen beziehungsweise Biedenkopf

Ersterwähnung:

1294

Siedlungsentwicklung:

Wüstung Frommerode

Historische Namensformen:

  • Gunterode (1294) (Staatsarchiv Marburg A I d Verträge mit Solms)
  • Günterrode (1343/47)
  • Günterade, von (1416)
  • Gonterodde, von (1479)
  • Gunteroide (1502)
  • Günterode (1564)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

Umlegung der Flur:

1943/61

Älteste Gemarkungskarte:

Älteste Gemarkungskarte: ca. 1830

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3462586, 5622811
UTM: 32 U 462527 5621002
WGS84: 50.739595° N, 8.468924° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

534003040

Flächennutzungsstatistik:

  • 1854 (Morgen): 2421, davon 982 Acker (= 40.56 %), 246 Wiesen (= 10.16 %), 1099 Wald (= 45.39 %)
  • 1885 (Hektar): 605, davon 189 Ackerland (= 31.24 %), 66 Wiesen (= 10.91 %), 286 Holz (= 47.27 %)
  • 1961 (Hektar): 605, davon 170 Wald (= 28.10 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1502: 15 Männer
  • 1577: 20 Hausgesesse
  • 1630: 1 zweispänniges, 11 einspännige Ackerländer, 8 Einläufige
  • 1630: 20 Untertanen
  • 1677: keine Angabe
  • 1742: 70 Haushalte
  • 1830: 394 evangelische Einwohner
  • 1867 (Erwerbspersonen): 51 Landwirtschaften, Forstwirtschaft, 1 Erziehung und Unterricht, 1 Person ohne Berufsausübung
  • 1885: 450 evangelisch, 0 katholisch
  • 1961 (Erwerbspersonen): 200 Land- und Forstwirtschaft, 267 produzierendes Gewerbe, 42 Handel und Verkehr, 34 Dienstleistungen und sonstiges
  • 1961: 935, davon 784 evangelisch (= 83.85 %), 130 katholisch (= 13.90 %)

Diagramme:

Günterod: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1354 übertragen die Grafen von Solms die Dörfer Günterod und Krumbach sowie ihre Eigenleute und Gülten im Gladenbacher Grund Kuno von Dernbach und seiner Frau Grete von Solms. 1358 bestätigen die von Dernbach, dass der Landgraf jederzeit Günterod lösen könne. 1407 sind Günterod und Krumbach landgräfliche Lehen der von Dernbach. 1443 bekennen die von Dernbach, dass die Landgrafen Günterod gelöst haben; seitdem Dorf des (Ober-) Gericht Gladenbach.
  • 1821-1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Gladenbach
  • 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Biedenkopf
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf (Umbenennung)
  • 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Dillenburg
  • 1933: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
  • 1968: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Biedenkopf
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf

Altkreis:

Biedenkopf

Gericht:

  • 1821: Landgericht Gladenbach
  • 1867: Amtsgericht Gladenbach

Gemeindeentwicklung:

Am 1.4.1972 wurde die Gemeinde Günterod der Gemeinde Bad Endbach eingegliedert.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1294 veräußert Ritter Volpert genannt aus dem Hof seinen Anteil am Zehnten zu Günterod. (Lehen des Hochstifts Speyer) an die Grafen von Solms. 1339 bekennt B. Gerhard von Speyer, dass die Grafen von Solms von ihm mit 1 Achtel des Zehnten zu Günterod belehnt sind. 1403 ist der gesamte, aus verschiedenen Anteilen zusammengesetzte speyer. Zehntbesitz in Günterod an die Grafen von Solms verlehnt; Neubelehnungen bis 1791. Tatsächlich aber verfügten seit dem Erwerb des Dorfes Günterod 1354 (vgl. Ziffer 3a) die Herren von Dernbach über die solmser Zehntrechte. 1498 verschreiben Konrad und Heidenreich von Dernbach ihren Schwestern Gertrud und Mese, Nonnen des Kloster Altenberg bei Wetzlar, eine jährliche Rente aus dem Zehnten zu Günterod. 1577 steht der Feldzehnte in Günterod den von Dernbach zu. 1577 wird der Güterbesitz der von Dernbach in Günterod von 4, der Güterbesitz des Daniel Lynker von Hof Hülsbach von 3 Beständern bewirtschaftet. Die Universität Marburg hat 2 Beständer in Günterod.
Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1452/53: Hinweise auf eine Kirche durch Glockeninschriften und einen Rechnungseintrag
  • 1590: Beinhäuschen bei der Kirche genannt
  • Ursprünglich nach Altenkirchen eingepfarrt; nach der Reformation offenbar zeitweilig Pfarrei (Reimer S. 189)
  • 1605 und später: Filiale von Hartenrod
  • 1929: Pfarrei mit Endbach

Pfarrzugehörigkeit:

Ursprünglich nach Altenkirchen eingepfarrt; nach der Reformation offenbar zeitweilig Pfarrei (Reimer S. 189)

1605 und später: Filiale von Hartenrod

1929: Pfarrei mit Endbach

seit 1968 selbständige Kirchengemeinde, zuvor pfarramtlich mit Günterod verbunden. Seitdem selbständige, halbe Pfarrstelle, die von Bischoffen seelsorgerlich mitversehen wurde.

Seit 1900: Entstehen einer Freien Evangelischen Gemeinde, 1910 Anschluss an den Bund Freier evangelischer Gemeinden; 1968 Einweihung des neuen Gemeindehauses

Patronat:

1586 beansprucht die Gemeinde den Patronat über die Kirche in Günterod, was vom Landesherrn jedoch abgewiesen wird

Diakonische Einrichtung:

Nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 1 Kraft

Bekenntniswechsel:

Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526.

Reformierter Bekenntniswechsel: 1606, 1624 wieder lutherisch

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Sendbezirk Altenkirchen

Kultur

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Wirtschaft:

1775 wird in der Gemeinde Kupfererz geschürft; um 1830 Förderung bereits eingestellt. Auf (Eisen-)Erzvorkommen und ehemalige Abbau deuten die Flurnamen Auf der Eisenkaute (südwestlich Günterod), In der kalten Grube (südlich beziehungsweise südwestlich Günterod), Auf dem Erzenberg (westlich Günterod). 1854 ernähren sich die Einwohner. neben der Landwirtschaft vom Stricken wollener Ware.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Günterod, Landkreis Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/9484> (Stand: 15.3.2023)