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KDR 100, TK25 1900 ff.

Wollstein (Marienheide)

Dorf · 385 m über NN
Gemarkung Wollstein, Gemeinde Waldkappel, Werra-Meißner-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

18,5 km südsüdwestlich von Witzenhausen

Lage und Verkehrslage:

8,5 km südöstlich von Hessisch Lichtenau gelegen

Früheres Gut und heutiges Kloster in breitem, nach Osten offenen Talhaupt auf dem Nord-Hang über dem Bach, Kapelle westlich auf kleinem Vorsprung

Ersterwähnung:

1195

Siedlungsentwicklung:

1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen der aufgelösten Gutsbezirke Harmuthsachsen und Friemen.

Historische Namensformen:

  • Wolsten (1195) [XV] [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, Nr. 873]
  • Wolfstein (1273) [Wyss Urkundenbuch Deutscher Orden I Nr. 294]
  • Wolfsteyn, von (1383)
  • Wolffstein, von (1425)
  • Wulffstein, zu (1497)
  • Wolstein das Dorff (1575)
  • Wolsteine (1747)
  • Wollstein (1747)
  • Marienheide (2000)

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa (1195)
  • Dorff (1575)
  • Kloster (2000)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3556674, 5668471
UTM: 32 U 556577 5666643
WGS84: 51.14844° N, 9.808885° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

636012160

Flächennutzungsstatistik:

  • 1750: 300 Acker
  • 1961 (Hektar): 190, davon 167 Wald (= 87.89 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1575/85: 6 Hausgesesse
  • 1681: 9 Hausgesesse
  • 1747: 11 Mannschaften mit 11 Feuerstellen
  • 1750: 57 Einwohner
  • 1875: 38 Einwohner (Anfang der 80er Jahre des 19. Jahrhundert noch 12 Häuser, 1 Kirchlein und 1 Schulhaus genannt)
  • 1913: nur noch 1 Kuhmagd
  • 1961: 18, davon 15 evangelisch (= 83.33 %), 3 katholisch (= 16.67 %)
  • 2008: 10 Nonnen
  • 2008: 10 Nonnen im Alter von 31 bis 55 Jahren

Diagramme:

Wollstein (Marienheide): Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1383/87 und 1747: Amt Lichtenau
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Lichtenau
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Lichtenau
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Bischhausen
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Lichtenau
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Witzenhausen
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis

Altkreis:

Witzenhausen

Gericht:

  • 1273: Gerichtsbarkeit zu Wollstein nach Resignation der von Kappel durch die Grafen von Bilstein dem Deutschen Orden zu Reichenbach geschenkt
  • 1383: Wollstein gehört zum Gericht Harmuthsachsen.
  • 1538: Landgraf Philipp überlässt durch Tausch den im Gericht Reichenbach gelegenen Ort Wollstein den von Hundelshausen.
  • 1569 und 1747: Niederes und peinliches Gericht von Hundelshausen.
  • 1807: Friedensgericht Bischhausen
  • 1814: Amt Lichtenau
  • 1821: Justizamt Lichtenau
  • 1867: Amtsgericht Lichtenau
  • 1945: Amtsgericht Witzenhausen

Gemeindeentwicklung:

Am 1.1.1970 Zusammenschluss mit der Gemeinde Harmuthsachsen, die ab 31.12.1971 Stadtteil von Waldkappel ist.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1195: Kloster Germerode erhält Besitz zu Wollstein bestätigt.
  • 1273: Die Grafen von Bilstein schenken die ihnen von den von Kappel resignierten Rechte und die Gerichtsbarkeit zu Wollstein dem Deutschen Orden zu Reichenbach.
  • 1363: Die von Hundelshausen erwerben das halbe Dorf.
  • 1391: Die von Hundelshausen durch Hessen mit dem ganzen Dorf Wollstein belehnt.
  • 1538: Landgraf Philipp überlässt tauschweise den von Hundelshausen sein Dorf Wollstein, die bis 1822 damit durch Hessen belehnt sind.
  • 1575/85: Dorf mit Gericht und Recht plessisches Lehen der von Hundelshausen.
Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1497: Kirche
  • 1821: Kleine Kapelle errichtet
  • Ende Mai 2008: Klosterkirche durch Bischof von Fulda geweiht (ehemaliges Stall- und Scheunengebäude)

Pfarrzugehörigkeit:

Ursprünglich wohl zur Pfarrei Harmuthsachsen

Um 1570 und 1747: Filiale von Reichenbach

1750 und jetzt (Stand 1973): Filiale von Harmuthsachsen

Patronat:

1750: Landgraf

Ab 1836: die von Hundelshausen

Klöster:

  • Kloster Marienheide (Wollstein): Seit dem 22. August 2000 wird das abgelegene, ehemalige Gut von einer Schwesterngemeinschaft bewohnt, die nach der Kartäuserregel des hl. Bruno in großer Einsamkeit und allein in innerer Verbundenheit mit Gott lebt. Sie wandelt es langsam zu einem Kloster im Geiste des hl. Bruno um. Bei ihr handelt es sich um die monastische "Schwesterngemeinschaft von Bethlehem, der Aufnahme Mariens in den Himmel und des Heiligen Bruno", kurz Bethlehemschwestern genannt. Den Namen "Marienheide" für das neue Kloster brachten sie mit aus der Lüneburger Heide, wo sie vorher vergeblich nach einem ihrem Leben gemäßen, stillen und abgeschiedenen Ort gesucht hatten.

Bekenntniswechsel:

Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526.

Kirchliche Mittelbehörden:

Archdiakonat Heiligenstadt

Kultur

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Nachweise

Quellen:

  • Hundelshauser Kopiar fol. 62, 64v, Landesbibliothek Kassel

Literatur:

Zitierweise
„Wollstein (Marienheide), Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/7312> (Stand: 25.8.2023)