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KDR 100, TK25 1900 ff.
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 17. Ermschwerd
Gerichtsstätten
Gerichtsplatz in Ermschwerd

Weitere Informationen

Ermschwerd

Stadtteil · 138 m über NN
Gemeinde Witzenhausen, Werra-Meißner-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

3 km nordwestlich von Witzenhausen

Lage und Verkehrslage:

Lockeres Dorf mit regellosem Grundriß am Westufer der Werra; am Fuß des Burgberges Gut und jenseits des Hungershäuser Baches die Kirche mit Hausstellen im Halbkreis nach der Nordseite (ehemals Ummauerung ?)

Unterhalb des Ortes bei Punkt 180 ehemals Furt durch die Werra

Flurname: "ufm Griese"

Ersterwähnung:

834

Siedlungsentwicklung:

1369: Genannt Sedelhob, Steynhob, Hof bei dem Stege, Hof gegenüber der Pfarre, Hof des Hartmud von Heiligenstadt, Priester

1370: Höfe des Heinrich Münzer und des Wilhelm - K.J. Witzenhausen

1449: Sedelhob, Cothob, Vorwerk des Priesters Hermann von Heiligenstadt

1928 erfolgt die Eingemeindung des aufgelösten Gutsbezirks Freudenthal und von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Ziegenberg.

Historische Namensformen:

  • Ermunteswert, in (833/834) [Dronke Trad. Capitulum 38 Nr. 240]
  • Ermeneswerde, in (um 1000)
  • Hermensverde (1247)
  • Ermessvert, in (1249/71)
  • Ermenswerde, de (1270) [XVIII]
  • Ermensvert, de (1297)
  • Ermeswerde, boven (1265/1306 [XV]
  • Hermanswirt (1329)
  • Ermensverde, in villa et campis (1331)
  • Ermeswerde, zcu (1456)
  • Ermsworde (1466)
  • Ermeßwerde, das dorff (1533)
  • Ermeschwert, zu (1533)
  • Armeswarde (1555)
  • Ermßwerdt, von (1561)
  • Ermschwerd (1747)

Bezeichnung der Siedlung:

  • 1294: villa
  • 1350: Dorf

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

Umlegung der Flur:

1958/63; erneut eingeleitet 1966 und 1969

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3557049, 5691562
UTM: 32 U 556952 5689725
WGS84: 51.355934° N, 9.81792° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

636016060

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 569, davon 416 Acker (= 73.11 %), 76 Wiesen (= 13.36 %), 4 Holzungen (= 0.70 %)
  • 1961 (Hektar): 1104, davon 425 Wald (= 38.50 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1466: 25 Hausgesesse
  • 1575/85: 56
  • 1681: 45
  • 1745: 385 Einwohner
  • 1747: 72 Mannschaften mit 77 Feuerstellen
  • 1885: 389, davon 334 evangelisch (= 85.86 %), 0 katholisch, 55 andere Christen (= 14.14 %)
  • 1925: 658 (649 evangelisch, 1 römisch-katholisch)
  • 1961: 895, davon 754 evangelisch (= 84.25 %), 122 katholisch (= 13.63 %)
  • 1970: 882 Einwohner

Diagramme:

Ermschwerd: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1456 und 1466: Amt Ziegenberg
  • 1569: Amt Witzenhausen
  • 1575/85: Amt Ludwigstein
  • 1747: Amt Witzenhausen
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Witzenhausen
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Witzenhausen
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Witzenhausen
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Witzenhausen
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Witzenhausen
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis

Altkreis:

Witzenhausen

Gericht:

  • 1369: Gericht und Vogtei Ermschwerd
  • 1456: landgräfliches Gericht Ziegenberg
  • 1569: Gericht von Buttlar
  • 1747: Niederes Gericht von Berlepsch und von Buttlar, peinliches Gericht von Buttlar
  • 1807: Friedensgericht Witzenhausen
  • 1814: Amt Witzenhausen
  • 1822:Justizamt Witzenhausen
  • 1834: Justizamt Witzenhausen II
  • 1837: Justizamt Witzenhausen
  • 1867: Amtsgericht Witzenhausen
  • 1879: Amtsgericht Witzenhausen
  • Ummauerter Gerichtsplatz unter Linden mit Gerichtsstein, Vorder- u. Rückseite gleicharmige Kreuze

Herrschaft:

1247: landgräflicher villicus

Gemeindeentwicklung:

Am 1.1.1974 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform die Eingemeindung in die Stadtgemeinde Witzenhausen, deren Stadtteil Ermschwerd wurde.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 833/34: Adaiger schenkt Besitz zu Ermschwerd an Kloster Fulda.
  • Zwischen 869 und 891: Fuldische Zehntrechte zu Ermschwerd
  • Um 1000: Für Fulda werden zu Ermschwerd 20 Liten, 60 Huben, 30 Kolonen, 30 Dienstpflichtige und 56 Zinspflichtige genannt.
  • 1294: Heinrich von Hanstein übergibt dem Kloster Hilwartshausen 2 Hufen zu Ermschwerd, Erzbischof Gerhard von Mainz bestätigt 1 Hufe.
  • 1329: Die Gebrüder von Rusteberg haben das 1/2 Dorf Ermschwerd von Fulda zu Lehen.
  • 1331: Der Zehnte zu Ermschwerd ist in Verfügung der Familie Balhorn.
  • 1338: Heinrich von Hundelshausen verkauft 1/4 seiner Hofraite zu Ermschwerd an Hermann von Blikershausen, das zuvor Hildebrand von Bursfelde innehatte.
  • 1340: Konrad von Höxter verkauft seine Hälfte einer Hofraite zu Ermschwerd an Hermann von Blickershausen.
  • 1350: Die von Berlepsch auf Ziegenberg kaufen von den Herren von Hanstein Dorf Ermschwerd, das von Fulda zu Lehen ging.
  • 1459: Der Landgraf ist Lehnsherr über Güter zu Ermschwerd.
  • 1369: Landgraf Heinrich von Hessen veräußert Besitz, Gericht und Vogtei zu Ermschwerd an die von Heiligenstadt; landgräfliche Bauern genannt.
  • 1372: Landgraf Heinrich versetzt Gülte zu Ermschwerd
  • 1374: Die von Bischoffshausen erhalten von den Landgrafen Heinrich und Hermann den Rodehafer zu Ermschwerd und die Lösbarkeit des dortigen landgräflichen Vorwerks.
  • 1376: Hans von Berlepsch mit 1/4 Ermschwerd als fuldisches Lehen belehnt.
  • 1402: Simon Rost trägt dem Landgraf Hermann 2 Hufen zu Ermschwerd als Lehen auf.
  • 1406: Heinrich von Bodenhausen erhält von Landgraf Hermann mit Schloss Berlepsch einen Hof zu Ermschwerd.
  • 1414: Simon Rost trägt dem Landgraf 3 Hufen und 5 Höfe zu Ermschwerd als Lehen auf; Landgraf Ludwig belehnt Hermann von Heiligenstadt mit einem Hof zu Ermschwerd.
  • 1429 und 1430: weitere landgräfliche Belehnungen zu Ermschwerd
  • 1449: Güter zu Ermschwerd (Vorwerk, Sedelhob, Cothob) mit Freiheiten und Satzungen der Herrschaft Hessen an Wilhelmitenkloster Witzenhausen verkauft
  • 1467: Landgraf Ludwig belehnt Heinrich von Bodenhausen mit einem freien Hof zu Ermschwerd.
  • 1474: Landgraf Heinrich belehnt Kurt Burkhard, Begründer zu Witzenhausen, mit Hube und Hof zu Ermschwerd.
  • 1494: Landgraf Hermann belehnt Georg von Buttlar mit dem Vorwerk zu Ermschwerd.
  • 1520 und noch 1533: Vorwerk des Wilhelmitenklosters Witzenhausen zu Ermschwerd genannt; Landgraf Philipp belehnt damit Kraft von Bodenhausen.
  • 1551: Landgraf Philipp belehnt die von Berlepsch mit 5 Huben zu Ermschwerd.
  • 1555: Die von Kerstlingerode belehnen die von Buttlar mit dem Zehnten zu Ermschwerd.
  • 1642: Landgräfin Amalie Elisabeth belehnt die von Bodenhausen mit dem Vorwerk Ermschwerd.

Ortsadel:

1247, 1270

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Um 1100: parochianus
  • 1247: plebanus
  • 1249/71:sacerdos
  • 1369: Pfarrhof
  • 1376: plebanus, rector parrochialis ecclesiae und viceplebanus
  • 1406: Plebane und Viceplebane
  • 1452: rector divinarum
  • Kirche romanischer Turm vor Mitte 13. Jahrhundert, im Chor frühromanische Reste

Patrozinien:

  • Katharina [1456]

Pfarrzugehörigkeit:

1385: Pfarrer zu Ermschwerd führt Vikar des Nikolaus-Altars in der Stadtkirche zu Witzenhausen ein, 1406 und 1452 den von Kleinalmerode

Um 1570: Pfarrei mit Filiale Hubenrode

1611: Pfarrei Ermschwerd hat Zehnten im Eschershäuser Tal inne ( Eschershausen)

1670: Pfarrei mit Vikariat Dohrenbach

1745: Mutterkirche mit Filiale Blickershausen und Hubenrode

1747: desgleichen, eingepfarrt ist Hof (Freuden-) Thal

1780: Mutterkirche mit Filiale Blickershausen und Hubenrode, eingepfarrt Stiedenrode und Freudenthal

1872: desgleichen, dazu eingepfarrt Bachmühle

1925: Ermschwerd mit Filiale Blickershausen und Hubenrode, eingepfarrt Freudenthal und Stiedenrode

Patronat:

1350: Kirchlehen zu Ermschwerd, zuvor fuldisches Lehen, von den von Hanstein an die von Berlepsch verkauft

1494: Die von Buttlar erhalten von Landgraf Hermann die Leihe der Kirche Ermschwerd.

Folgend von Buttlar Patron, seit 1813: von Buttlar und Hessen je zur Hälfte

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Cordt Geilfuß ca. 1520-29(38?), unbekannt, seit wann evangelisch

Kirchliche Mittelbehörden:

Archpresbytariat unbekannt (vielleicht Witzenhausen)

Archdiakonat Heiligenstadt

1585: Superintendentur Rotenburg-Allendorf

1608 und 1872: Klasse Witzenhausen

1923 und heute: Kirchenkreis Witzenhausen

Kultur

Schulen:

1910 Volksschule mit zwei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Historische Ereignisse:

1022: Hofgerichtstag Kaiser Heinrich II. Ausgleich zwischen Meinwerk von Paderborn und den Erben des Graf Dodico von Warburg

Nachweise

Quellen:

  • Kopb. B 6 fol. 59 Nr. 591 Landesbibliothek Fulda
  • Cal. Or. 100 Mariengarten Nr. 26.
  • Kopiar Mariengarten fol. 79V Nr. 124 Landesbibliothek Hannover

Literatur:

Zitierweise
„Ermschwerd, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/5625> (Stand: 4.7.2023)