Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Leckringhausen

Stadtteil · 313 m über NN
Gemeinde Wolfhagen, Landkreis Kassel 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

3 km südwestlich von Wolfhagen

Lage und Verkehrslage:

Straßendorf mit geringer Siedlungsdichte am Rand des Wolfhagener Beckens an der von von Süden nach Wolfhagen führenden K 105. Kirche am nördlichen Ortsausgang

Ersterwähnung:

1209

Siedlungsentwicklung:

Die 1264 erstmals erwähnte Siedlung bestand aus einem Hof- oder Meiergut, welches im Verlaufe des Dreißigjährigen Krieges wüst fiel. Im Jahre 1699 wurde an der Stelle des wüsten Hofes eine französische Kolonie von Landgraf Karl gegründet.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • curia Lekerinchusen (1264)
  • curtis (1273)
  • Gud und Hoff (1415)
  • Kolonie (1699)

Umlegung der Flur:

1891-1894

Älteste Gemarkungskarte:

1784

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3510244, 5685320
UTM: 32 U 510166 5683486
WGS84: 51.302597° N, 9.145828° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

633028050

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 99, davon 60 Acker (= 60.61 %), 8 Wiesen (= 8.08 %), 1 Holzungen (= 1.01 %)
  • 1961 (Hektar): 105, davon 0 Wald

Einwohnerstatistik:

  • 1699: 14 Familien
  • 1747: 14 Haushalte (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
  • 1780: 103 Einwohner
  • 1815: 112 Einwohner
  • 1885: 97, davon 97 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
  • 1961: 77, davon 70 evangelisch (= 90.91 %), 3 katholisch (= 3.90 %)
  • 1970: 62
  • 1780: 5 Bauern, 14 Handwerker, davon 9 mit mehr als 0,5 ha Land, 1 Tagelöhner

Diagramme:

Leckringhausen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1273: Grafschaft Waldeck (comitatu domini Waldecensis)
  • 15. Jahrhundert: Landgrafschaft Hessen, Amt Wolfhagen
  • 1699-1800: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Französische Kanzlei (ursprünglich Französische Kommission, dann Französische Kanzlei, ab 1778 offiziell Französische Justizkanzlei)
  • 1800-1893: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Wolfhagen
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Wolfhagen
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Wolfhagen
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Wolfhagen
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Wolfhagen
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Wolfhagen
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Wolfhagen
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Wolfhagen
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Wolfhagen
  • 1971: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Wolfhagen, Stadt Wolfhagen (s. Gemeindeentwicklung)

Altkreis:

Wolfhagen

Gericht:

  • bis 1822: Amt Wolfhagen
  • 1822: Justizamt Wolfhagen
  • 1867: Amtsgericht Wolfhagen
  • 1879: Amtsgericht Wolfhagen

Herrschaft:

Landgraf Ludwig zu Hessen vermittelt 1436 in einem Streit u.a. um den Hof Leckringhausen zwischen Reinhard von Dalwigk mit dessen Neffen Friedrich von Hertingshausen einerseits und der Stadt Wolfhagen andererseits und bestätigt der Stadt den Besitz.

1448 verzichten Reinhard von Dalwigk und Friedrich von Hertingshausen nach der erneuten Niederlage gegen den Landgrafen von Hessen und den Erzbischof von Mainz auf die Weidelsburg und den Großteil ihrer Güter, u.a. auf Leckringhausen.

In den Streit zwischen den Klöstern Arolsen und Höhnscheid sowie der Stadt Wolfhagen um den Besitz von Leckringhausen gegen Ende des 15. Jahrhunderts greifen u.a. der Graf von Waldeck und der Abt von Corvey ein. Die Streitigkeiten enden erst mit der Aufhebung der Klöster in der Reformation. Um 1570 kommt es zu Streitigkeiten der Stadt Wolfhagen mit den Grafen zu Waldeck um den Hof Leckringhausen.

Bis 1800 unterstand die Kolonie der Französischen Kanzlei der landgräflichen Regierung in Kassel.

Gemeindeentwicklung:

Am 1.2.1971 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform die Eingliederung in die Stadt Wolfhagen, deren Stadtteil Leckringhausen seitdem ist.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1264 ist ein Hof zu Leckringhausen im Besitz des Klosters Arolsen, das eine Abgabe an das Petersstift in Fritzlar einstellt. Ob die Stadt Wolfhagen den Hof schon 1273 in Erbpacht nahm, ist unwahrscheinlich. 1354 pachtet die Stadt Wolfhagen den Hof von Kloster Arolsen, 1415 wird er nach Landau käuflich erworben. Nach 1475 kommt es zu einem langjährigen Streit zwischen den Klöstern Arolsen und Höhnscheid um den Besitz des Hofes, Verpfändung an Wolfhagen wird allerdings nicht rückgängig gemacht, so dass die Stadt im Pfandbesitz des Hofes bleibt. Im 16. Jahrhundert wird der Hof mit seinen acht Hufen an mehrere Familien vermeiert, 1563 sind es acht Pächter.

Zehntverhältnisse:

1209 und 1310 hat das Petersstift Fritzlar Zehnteinkünfte in Leckringhausen. (1332-1344) erhält Wigand Basilias den Zehnten in Leckringhausen vom Grafen von Waldeck zu Lehen.

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1770-1774 Pfarrkirche errichtet.
  • Schlichter Saalbau mit Mansarddach, 1954 und 1982 renoviert

Pfarrzugehörigkeit:

Zuerst mit den Franzosen in Wolfhagen verbunden, dann, so auch 1994, Vikariat von Wolfhagen

Bekenntniswechsel:

1699 Gründung einer französisch-reformierten Gemeinde

Kultur

Schulen:

1910 einklassige Volksschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Leckringhausen, Landkreis Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/2118> (Stand: 27.7.2022)