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4522 Hofgeismar
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KDR 100, TK25 1900 ff.
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 9. Hofgeismar

Weitere Informationen

Kelze

Stadtteil · 199 m über NN
Gemeinde Hofgeismar, Landkreis Kassel 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

3,5 km südwestlich von Hofgeismar

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regelhaftem, in Kreuzform angelegtem Grundriss in flacher Talsenke zwischen bewaldeten Hügeln an einem Bachzulauf der Esse. Kirche in zentraler Lage. In jüngerer Zeit nur geringe Erweiterung.

Anbindung an die östlich vorbeiführende B 83 Grebenstein-Hofgeismar.

Ersterwähnung:

9. Jahrhundert

Weitere Namen:

  • Niederkelze
  • Oberkelze

Siedlungsentwicklung:

Der bereits im 9./10. Jahrhundert besiedelte Ort wird seit dem 12. Jahrhundert - allerdings nicht konsequent - in Ober- und Niederkelze unterschieden. Er fällt aber noch im 14. Jahrhundert wüst. 1583 werden Nieder- und Oberkelze mit anderen Orten bezeichnet als Wüstung zum Schonberg gehörig, so etwa in Vorjaren Dorffer gewesen und itzo aus der Stadt Geysmar gebauet werden. Auf eine separate Aufnahme wurde aufgrund der wenig aussagekräftigen Quellenlage verzichtet.

Die Hugenottensiedlung Kelze wird unter Landgraf Karl um 1700 an der Stelle der Wüstung Oberkelze in streng schematischer Kreuzform angelegt. Die Wüstung Niederkelze befand sich unmittelbar nördlich des obersten Kelzer Teiches.

1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Forst Grebenstein.

In jüngerer Zeit hat sich der Ort nur wenig in Richtung Hofgeismar entwickelt.

Vorbemerkung Historische Namensformen:

Durch die Nennung von Hümme und Zwergen an jeweils gleicher Stelle in den Corveyer Traditionen ist die Indentifizierung von Calriki bzw. Calerike mit Kelze - trotz nicht hinreichender lautlicher Verwandtschaft - nachvollziehbar.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa (1146)
  • Dorf (1303)
  • villa (1330/31)
  • Kolonie (1699)

Älteste Gemarkungskarte:

1716

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3525909, 5703408
UTM: 32 U 525825 5701566
WGS84: 51.464678° N, 9.371762° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

633013070

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 99, davon 93 Acker (= 93.94 %), 3 Wiesen (= 3.03 %), 0,2 Holzungen (= 0.00 %)
  • 1961 (Hektar): 425, davon 110 Wald (= 25.88 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1699: 34 Familien (151 Einwohner), 1721: 38, 1724: 30, 1732: 28, 1737: 29, 1772: 34, 1778: 36, 1785: 29 Familien
  • 1885: 252, davon 252 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
  • 1961: 302, davon 251 evangelisch (= 83.11 %), 34 katholisch (= 11.26 %)
  • 1970: 266
  • Um 1700: 1 Wollkratzer, 1 Siebtuchweber, 2 Weber, 1 Tuchmacher, 2 Schneider, 5 Strumpfmacher, 2 Goldschmiede, 1 Knopfmacher, 2 Handschuhmacher, 1 Lohgerber, 1 Kürschner, 2 Schuhmacher, 1 Schmied, 1 Tischler, 1 Zimmermann, 1 Maurer
  • 1780: 25 Bauern, 5 Handwerker, davon 4 mit mehr als 0,5 ha Land, - Tagelöhner

Diagramme:

Kelze: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1303: Erzstift Mainz, Gericht Hofgeismar-Schöneberg
  • 1583: Landgrafschaft Hessen, Herrschaft Hofgeismar-Schöneberg
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Amt Grebenstein (Der ökonomische Staat)
  • 1614: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Hofgeismar
  • 1699-1800: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Französische Kanzlei (ursprünglich Französische Kommission, dann Französische Kanzlei, ab 1778 offiziell Französische Justizkanzlei)
  • 1800-1803: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Hofgeismar
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Hofgeismar
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Hofgeismar
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Hofgeismar
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hofgeismar
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
  • 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel

Altkreis:

Hofgeismar

Gericht:

  • 1821: Justizamt Hofgeismar
  • 1822: Justizamt Hofgeismar
  • 1867: Amtsgericht Hofgeismar
  • 1879: Amtsgericht Hofgeismar
  • 1968: Amtsgericht Hofgeismar

Herrschaft:

Im ältesten Lehnbuch der Edelherren von Schöneberg aus dem 13./14. Jahrhundert werden Güter in Kelze erwähnt, die zu Lehen ausgetan sind. Der Umfang beträgt mehr als acht Hufen in Ober- und 5 1/2 Hufen in Niederkelze. Die Güter sind überwiegend an Hofgeismarer Bürger ausgetan.

1303 gibt der Mainzer Erzbischof Gerhard dem Grafen Otto von Waldeck seine Gerichte bei Hofgeismar, zu dem u.a. die Dörfer Kelze und Niederkelze gehören, pfandweise zu Lehen. 1330/31 hat der Erzbischof Pfandeinnahmen in Kelze. 1345 klagt der Erzbischof Heinrichs von Mainz gegen Landgraf Heinrich II. u.a. wegen zugefügter Schäden in Kelze.

Spätestens mit dem Erwerb der Herrschaft Schöneberg ist die Kelzer Feldmark unter hessischer Herrschaft.

Die neugegründete Hugenottenkolonie unterstand von 1699-1800 der Französischen Kanzlei der landgräflichen Regierung in Kassel.

Gemeindeentwicklung:

Am 1.2.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil der Stadtgemeinde Hofgeismar eingegliedert.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Für das 9./10. Jahrhundert ist Besitz des Klosters Corvey in Kelze erwähnt.
  • 1146 bestätigt der Mainzer Erzbischof Heinrich I. eine Schenkung seines Vorgängers Adalbert I. über zwei Hufen Land in Oberkelze und eine in (Nieder-) Kelze an die Nonnen des Klosters Lippoldsberg. Dem Kloster gelingt es in der Folgezeit, seinen Besitz zu vermehren, der um 1380 sieben Hufen beträgt.1536 verpfänden die Lippoldsberger Nonnen ihre Einkünfte aus Niederkelze an den Bürgermeister von Hofgeismar. Mit der Auflösung des Klosters fallen die Güter an Hessen.
  • 1244 befreit der Mainzer Erzbischof Siegfried die in seiner Diözese liegenden und von der Mainzer Kirche abhängigen Besitzungen und Güter (possessiones et bona) des Klosters Hardehausen, u.a. in Kelze, von allen Diensten und Abgaben. Nach den klösterlichen Einkünfteverzeichnissen von 1370 und 1376 besaß Hardehausen fünf Hufen und zwei Hofstätten in Kelze bzw. Oberkelze, die verpachtet waren.
  • 1543 berichten die von Kanstein die Wölfe von Gudenberg, die von Pappenheim, Adam Trott u.a., dass sie Güter in der Feldmark Niederkelze von verschiedenen Herren zu Lehen erhalten und vermeiert haben.

Zehntverhältnisse:

Um 1300 ist der Zehnte gevierteilt, in der Folge gibt es Veränderungen. 1360 verkaufen die Edelherren von Schöneberg 1/4 des Zehnten an den Hofgeismarer Burgmannen Kurt von Husen. Im Jahr darauf erwerben die von Husen weitere Zehntanteile von Stephan und Heinrich von Haldessen. 1423 verzichtet Dietrich von Haldesssen auf vier restierende Schöneberger Hufen aus seinem Mannlehen zu Oberkelze. 1583 gehört der Zehnte zu Niederkelze den von Pappenheim und den Spiegel, der zu Oberkelze den von Schachten und den von Falkenberg.

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Schlichte Fachwerksaalbau mit doppelläufiger Freitreppe und Giebeldachreiter 1707 errichtet, 1983/84 renoviert

Pfarrzugehörigkeit:

Kelze wurde mit Schöneberg der französisch-reformierten Pfarrstelle in Hofgeimsar angegliedert, die bis 1821 bestand. Eine zweite Pfarrstelle Carlsdorf-Schöneberg existierte nur vorübergehend (1704-1739). Nach 1821 fiel die Pastorierung von Kelze dem Diakon der Altstädter Kirche in Hofgeismar zu. Seitdem ist Kelze (1872 und 1994) als Hugenottengemeinde Filiale der Kirchengemeinde Hofgeismar-Altstadt

Bekenntniswechsel:

Der Ort entstand 1699 an der Stelle des wüst gewordenen Oberkelze als Gründung für französische Glaubensflüchtlinge. Die Gemeinde wurde von dem französisch-reformierten Pfarrer in Hofgeismar betreut. Der erste Pfarrer war David Clément.

Kultur

Schulen:

1838/39 neues Schulgebäude

1910 einklassige Volksschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Kelze, Landkreis Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/2078> (Stand: 7.11.2022)