Historisches Ortslexikon
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Weitere Informationen
Kirchbauna
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Stadtteil · 206 m über NN
Gemeinde Baunatal, Landkreis Kassel - Siedlung ↑
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Ortstyp:
Dorf
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Lagebezug:
9,5 km südwestlich von Kassel
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Lage und Verkehrslage:
Dorf an der alten Landstraße von Frankfurt nach Kassel im Tal der Bauna mit ursprünglich einfacher Struktur und lockerer Bebauung. Kirche auf steiler Anhöhe am Südrand des Ortes. Nach dem Zweiten Weltkrieg führte der Bau eines VW-Zweigwerks in der Gemarkung von Altenbauna nördlich von Kirchbauna zu nachhaltigen Veränderungen im gesamten Raum. Die Stadtgründung von Baunatal sollte der Zuwanderung Rechnung tragen. Moderne Siedlungsausdehnung in der Altgemarkung von Kirchbauna vor allem nach Süden und Osten.
Nördlich von Kirchbauna verläuft die Landesstraße 3473 als Zubringer zur südöstlich gelegenen Bundesautobahn 49 (Anschlussstelle Baunatal Mitte).
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Ersterwähnung:
1015/1123
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Siedlungsentwicklung:
In der Flur "Vor dem Lind" eisenzeitiches Brandgrab.
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Vorbemerkung Historische Namensformen:
Schwer zu entscheiden ist, ob die Erwähnung von 1015 auf Altenbauna oder Kirchbauna zu beziehen ist. Nach den Ausführungen von M. Frase, Die erste schriftliche Erwähnung Baunas in einer Kaiserurkunde Heinrich II., in: Chronik der Stadt Baunatal Bd. 2, S.139-158, besitzt Altenbauna eine höhere Wahrscheinlichkeit.
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Historische Namensformen:
- Búnon in pago Hessigowe (1015) [MGH Diplomata Könige 3, Heinrich II. : Bresslau, S. 416-417, Nr. 329]
- Bunun, in (1081) [Fälschungen um 1100 HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 585 und HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 586. Druck UB Mainz 1, S. 253-258, Nr. 358]
- Kilechbune, in (1123) [HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 591; Druck: Mainzer Urkundenbuch 1, S. 417-420, Nr. 514]
- Kirchbunen, apud (1150-1200) [Otto Grotefend, Beitrag zur älteren Geschichte des Klosters Breitenau, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Bd. 59/60, Neue Folge 49/50 (1934), S. 53-56]
- Bunen, de (1227) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 514-515, Nr. 1388],
- inferior Bunen, in (um 1220) [Transsumpt 1317 Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 512, Nr. 1379]
- Kirhbune, in (1255) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 521-522, Nr. 1403]
- Bune, de (1258) [HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 48]
- Kerichbune, in (1299) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, Nr. 1403, 1435]
- Bůne, in (1303) [HStAD Bestand B 13 Nr. 1 = Grotefend-Rosenfeld, Landgrafenregesten 1, S. 155-156, Nr. 430]
- Nederbune (um 1500) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, Nr. 1379, 1450]
- Kirchbaun (1585) [Der ökonomische Staat, S. 77]
- Kirch-Baune (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 1]
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Bezeichnung der Siedlung:
- villa (1255)
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Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:
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Umlegung der Flur:
1879
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Älteste Gemarkungskarte:
1701
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Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3529850, 5678944
UTM: 32 U 529764 5677112
WGS84: 51.244599° N, 9.426422° O OpenLayers - Statistik ↑
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Ortskennziffer:
633003060
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Flächennutzungsstatistik:
- 1885 (Hektar): 432, davon 260 Acker (= 60.19 %), 45 Wiesen (= 10.42 %), 75 Holzungen (= 17.36 %)
- 1961 (Hektar): 435, davon 5 Wald (= 1.15 %)
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Einwohnerstatistik:
- 1585: 24 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1747: 40 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1885: 405, davon 405 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
- 1961: 913, davon 777 evangelisch (= 85.10 %), 120 katholisch (= 13.14 %)
- 1970: 1060
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Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
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Verwaltungsbezirk:
- 1015: Hessengau, in der Grafschaft des Grafen Friedrich (in pago Hessigowe in comitatu vero Friderici comitis)
- 1458/59: Landgrafschaft Kassel, Amt Kassel
- 1483: Landgrafschaft Kassel, Gericht des Zwehrentores (später Gericht bzw. Amt Bauna)
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Bauna
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Bauna (seit 1804 Wilhelmshöhe)
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Zwehren
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Wilhelmshöhe
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kassel
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
- 1964: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
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Altkreis:
Kassel
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Gericht:
- Gericht Bauna
- bis 1822: Amt Ahna
- 1822: Landgericht Kassel
- 1850: Justizamt Kassel II
- 1867: Amtsgericht Kassel II
- 1879: Amtsgericht Kassel
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Herrschaft:
1303 belehnen Landgraf Heinrich I. von Hessen, seine Gemahlin Mechthild und ihr Sohn Johann den Ritter Johann Riedesel und seine Erben mit 50 Mark Silber Kasseler Währung aus namentlich genannten Gütern u.a. zu Bauna.
Dorf des Gerichts Bauna, das seit dem 15. Jahrhundert als ein Zubehör von Kassel betrachtet wurde.
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Gemeindeentwicklung:
Am 1.1.1964 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform der Zusammenschluss von Altenbauna, Altenritte und Kirchbauna zur neu gebildeten Gemeinde Baunatal, die am 01.07.1966 Stadtrechte erhielt. Altenbauna wurde Sitz der Gemeindeverwaltung.
- Besitz ↑
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Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- 1015 erhält die Abtei Hersfeld von Kaiser Heinrich II. im Tausch gegen Güter in Thüringen sechs vollständige Litenhufen in der villa Búnon. Weitere Nachrichten über Besitz der Abtei in Bauna liegen nicht vor.
- Um 1081 kommen insgesamt dreieinhalb Hufen in Bauna von unterschiedlichen Gebern an das Kloster Hasungen. 1123 werden zwei Hufen in Kirchbauna genannt.
- 1145 tauscht Kloster Weißenstein Besitz in Bauna gegen solchen in Hadebrachtshausen. 1255 verpachtet das Kloster Güter im Dorf Kirchbauna gegen Zins, 1299 gegen Naturalabgaben.
- In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wird unter den Erwerbungen des Klosters Breitenau eine Hufe in Kirchbauna erwähnt. In der Folge kommen weitere Güter hinzu.
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Ortsadel:
Altenbauna oder Kirchbauna
Bunen, de (1227)
- Kirche und Religion ↑
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Ortskirchen:
- Auf die Existenz einer Kirche deutet bereits der 1123 belegte Bestimmungsteil Kirch- hin.
- Pleban 1235 (HStAM Bestand Urk. 28)
- 1773 an der Stelle einer Vorgängerkirche Errichtung eines Saalbaus nach Entwurf von Baumeister Möller, 1979/80 renoviert
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Pfarrzugehörigkeit:
Zur protestantischen Pfarrei der Klasse Wilhelmshöhe waren 1872 Altenbauna und Hertingshausen eingepfarrt, Filial Rengershausen. 1963 scheiden die Kirchengemeinden Altenbauna und Rengershausen mit der Bildung eigener Pfarrstellen aus dem Kirchspiel aus.
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Patronat:
Landgraf von Hessen 1384
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Bekenntniswechsel:
Erster evangelischer Pfarrer: Reinhard Braun ca. 1527 bis ca. 1560
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Kirchliche Mittelbehörden:
Die mittelalterliche Pfarrei stand unter dem Dekanat Fritzlar (Würdtwein D. 10. 511). Die protestantische Pfarrei gehörte 1872 zur Klasse Wilhelmshöhe (Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 218).
- Kultur ↑
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Schulen:
1910 einklassige Volksschule
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Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):
- Wirtschaft ↑
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Mühlen:
Um 1220 wird bereits eine Mühle erwähnt, 1299 erhält Albert aus der roten Mühle (ex rufo molendino) von Kloster Weißenstein ein Pachtgut in Kirchbauns.
In der Schleensteinkarte (1708/10) sind zwei Mühlen verzeichnet.
Die Obermühle am Nordwestausgang von Kirchbauna wurde bis 1951 zunächst durch ein, dann durch zwei oberschlächtige Wasserräder mit dem Wasser des Leiselbaches und der Baune betrieben.
Die Damm- oder Untermühle an einem Betriebsgraben der Baune wird seit 1914 nicht mehr betrieben.
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Denkmaltopographie Landkreis Kassel, Bd. II, S. 120-129
- J. Kneipp, Die vor- und frühgeschichtliche Besiedlung in und um Baunatal, in: Chronik der Stadt Baunatal Bd. 1, S. 47-204, Katalog, S. 188-200
- Th. S. Huck, Zum Verlauf der Besiedlung des Baunatals, in: Chronik der Stadt Baunatal Bd. 2, S. 61-126, besonders S. 77-80
- Scholz, Wasser- und Windmühlen im Landkreis Kassel, S. 47-48
- Eisenträger/Krug, Territorialgeschichte der Kasseler Landschaft, S. 109-110
- Landau, Beschreibung des Hessengaues, S. 62
- Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 218
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 29 (Bauna)
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 514
- Zitierweise ↑
- „Kirchbauna, Landkreis Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/2273> (Stand: 9.11.2022)