Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Heinebach

Ortsteil · 195 m über NN
Gemeinde Alheim, Landkreis Hersfeld-Rotenburg 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

12,5 km südöstlich von Melsungen

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit lockerer Gehöftanordnung entlang eines gleichnamigen Baches, der südwestlich in die Fulda mündet. Kirche in zentraler Lage. Siedlungsausdehnung mit Gewerbegebiet entlang der südwestlich des alten Ortskerns verlaufenden Nürnberger Straße (B 83) und nach Norden. Verkehrsverbindung nach Osten Richtung Niedergude und über Fuldabrücke nach Niederellenbach.

Bahnhof der Eisenbahnlinie Bebra – Kassel (Inbetriebnahme der Strecke 29.8.1848) (Bahnhofsgebäude von 1912).

Ersterwähnung:

(775-786)

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa (802/817)
  • villa (1061)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Umlegung der Flur:

1900

Älteste Gemarkungskarte:

1687

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3546778, 5657225
UTM: 32 U 546685 5655402
WGS84: 51.048252° N, 9.666015° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

632001030

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 738, davon 573 Acker (= 77.64 %), 84 Wiesen (= 11.38 %), 1 Holzungen (= 0.14 %)
  • 1961 (Hektar): 737, davon 8 Wald (= 1.09 %)

Einwohnerstatistik:

Diagramme:

Heinebach: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 9. Jh: in pago Hassorum
  • 1061: Provinz Hessen, Grafschaft des Werner, die Maden genannt wird (in provincia Hassia in comitatu Werinheri qui dicitur Madena)
  • Um 1400: Landgrafschaft Hessen, Amt Spangenberg, Niedergericht beim Kloster Heydau (s. Gericht)
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Spangenberg, Ort Fulda
  • 1747: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Spangenberg
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Spangenberg
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Spangenberg
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Spangenberg
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Spangenberg
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Melsungen
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hersfeld
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Melsungen
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Melsungen
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Melsungen
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Melsungen
  • 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Altkreis:

Melsungen

Gericht:

  • Gericht Morschen (Landau, Beschreibung des Hessengaues, S. 112)
  • 1358 gaben die Landgrafen Heinebach dem Kloster Heydau unter Vorbehalt der peinlichen Gerichtsbarkeit (UA Heydau).
  • vor 1822: Amt Spangenberg
  • 1822: Justizamt Spangenberg
  • 1867: Amtsgericht Spangenberg
  • 1879: Amtsgericht Spangenberg
  • 1943: Amtsgericht Melsungen (Zweigstelle Spangenberg)
  • 1970: Amtsgericht Melsungen

Herrschaft:

Um 800 schenken Erkanbert und Erinbert dem Kloster Fulda ihre Güter in Rotenburg und Heinebach. 1061 tätigen der Edle Erenfrid und seine Ehefrau Rucela einen Gütertausch mit dem Kloster Fulda und begeben sich damit in dessen Lehnsherrschaft. Sie übertragen dem Abt Widerad von Fulda verschiedene Güter in Provinz Hessen in der Grafschaft Werners, die Maden genannt wird, u.a. zu Heinebach, und erhalten sie zu Lehen zurück. Außerdem erhalten sie den Hof Morschen als Lehen.

Seit 1266 geben die Landgrafen von Hessen Güter und Gefälle in Heinebach u.a. an Kloster Heydau aus. 1303 verpfänden sie Renten und Gefälle zu Rotenburg und Heinebach an Helmerich von Baumbach. 1313 erwerben die Herren von Spangenberg das Dorf von den Landgrafen pfandweise. 1358 verpfänden die Landgrafen das Dorf Heinebach dem Kloster Heydau unter Vorbehalt der Halsgerichtsbarkeit (HStAM Bestand Urk. 28 Nr. 242). Erst nach der Säkularisation ist das Dorf wieder vollständig unter der Herrschaft der Landgrafen.

Gemeindeentwicklung:

Am 1.8.1972 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit anderen Gemeinden zur Gemeinde Alheim zusammengeschlossen, deren Ortsteil Heinebach wurde.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Ab 769-775: Besitz des Klosters Hersfeld in Heinebach.
  • Dem Kloster Cappel werden 1197 von Papst Coelistin III. Einkünfte in Höhe von insgesamt 33 1/2 Schilling in Kalplatz, Danzelar, Heidelbach, Heinebach und Ellenbach bestätigt.
  • 1268 überträgt der Ritter Heinrich von Rodenberg ein Viertel Hafer zu Heinebach dem Kloster Heydau. In der Folge kommen weitere Güter an das Kloster hinzu, das im Spätmittelalter wichtigster Grundherr ist. Vgl. auch Herrschaft

Ortsadel:

Rodigerus miles de Heinebach (1216)

1216-1314

Kirche und Religion

Ortskirchen:

Pfarrzugehörigkeit:

Im 16. Jahrhundert Pfarrei ohne Filialen. Nur 1659 bis 1672 ist Heinebach Filial von Oberellenbach.

1872 ist Hainebach Pfarrei mit Filial Hergershausen, Erdpenhausen ist eingepfarrt. Die beiden fallen später an Obergude.

Patronat:

Das Patronat verlieh der Landgraf 1352 dem Stift Rotenburg. Nach Einführung der Reformation sind die Landgrafen wieder Patrone (1569 und 1585)

Diakonische Einrichtung:

1919 - 1956 Diakoniestation (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus); nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 304 besteht 1926 eine Diakoniestation und eine Kleinkinderschule im Sommer

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Johann Wilhelm ca. 1528-1530, ehemaliger Mönch im Kloster Breitenau

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Peter zu Fritzlar, Erzpriestersprengel Braach

Nach der Reformation Pfarrei der Klasse Spangenberg

Juden:

Provinzial-Rabbinat Kassel

1861: 80; 1905: 54; 1932/33: 37 Juden

Ersterwähnung 1678, seitdem leben stets einige Schutzjudenfamilie im Ort (1825: 6; 1853: 11 Familien (61 Seelen); 1855: 67 Seelen).

Berufe waren meist Viehhändler oder Metzger.

Bis 1844 fanden Gottesdienste im Privathaus statt. 1842/43 kommt es zur Einrichtung einer Synagoge im ehemaligen Bauernhof Eisfeldstraße 191; dort findet sich auch die Schule. 1938 wird Synagoge gestürmt und geht in Staatsbesitz über.

ca. 1865 staatliche Elementarschule, wegen Rückgang der Kinderzahl wird diese 1912 geschlossen.

Sammelfriedhof in Binsförth wird noch nach 1858 genutzt. Auch Friedhof in Spangenberg genutzt. Möglicherweise existierte ein eigener Friedhof, da es Flurnamen "Judenfriedhof" bzw. "Judentotenhof" gibt.

Kultur

Schulen:

1910 Volksschule mit zwei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mühlen:

1266 überträgt Landgraf Heinrich von Hessen drei Hufen Land und eine Mühle bei Heinebach dem Kloster Heydau.

Im 18. und 19. Jahrhundert Dorfmühle mit oberschlächtigem Mühlrad und einem Mahlgang an einem Betriebsgraben des Heinebaches am Nordostrand der Ortslage. Endgültige Stillegung 1939.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Heinebach, Landkreis Hersfeld-Rotenburg“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/3322> (Stand: 16.5.2023)