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KDR 100, TK25 1900 ff.
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 50. Rosenthal
Gerichtsstätten
Linde in Halsdorf

Halsdorf

Ortsteil · 220 m über NN
Gemeinde Wohratal, Landkreis Marburg-Biedenkopf 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

10 km nördlich von Kirchhain

Lage und Verkehrslage:

Dorf mit komplexem Grundriss beiderseits der Wohra

Am linken Wohra-Ufer in Talmündungslage Hauptkomplex der Siedlung mit regelhaft-reihenförmiger Gehöftanordnung entlang zweier sich in Ortsmitte rechtwinklig kreuzender Straßen

Im nordwestlich Quadranten ist das Straßennetz durch zwei rechtwinklig abführende Gassen zu einem Quadrat ergänzt

Moderne Wohnsiedlung im Norden

Einzelne Gehöfte in der Talniederung am rechten Wohra-Ufer, wo ehemals die alte Landstraße Frankfurt-Kassel von der Straße aus Richtung Gemünden gekreuzt wurde

B 3 (alte Landstraße Frankfurt-Kassel) zieht 1 km südlich am Ort vorbei; durch den Ort verläuft die Landesstraße L3073, die diesen mit Wohratal und der B3 verbindet.

Bahnhof der Eisenbahnlinie Neuental/Zimmersrode – Kirchhain ("Wohratalbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 1.5.1914) bis zur Stilllegung der Teilstrecke am 31.12.1981.

Ersterwähnung:

780/802

Historische Namensformen:

  • Habelescendorf (780/802 nach Abschrift des 12. Jahrhunderts) [Urkundenbuch des Klosters Fulda 1, Nr. 434]
  • Hadeboldesdorpf (1253)
  • Hadebaldistorff (1367)
  • Hadelindisdorf (1395)
  • Handilstorf (1400)
  • Halßdorf (1464)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Umlegung der Flur:

1889, 1891/1892, 1896

Älteste Gemarkungskarte:

1871

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3496446, 5642299
UTM: 32 U 496373 5640482
WGS84: 50.915972° N, 8.948407° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

534022010

Flächennutzungsstatistik:

  • 1838 (KasselerAcker): 1417 stellbares Land, 316 Wiesen, 32 Gärten, 157 Triesche, 24 Wald
  • 1885 (Hektar): 575, davon 379 Acker (= 65.91 %), 106 Wiesen (= 18.43 %), 14 Holzungen (= 2.43 %)
  • 1961 (Hektar): 571, davon 41 Wald (= 7.18 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1502: 10
  • 1577: 32 hausgesessene
  • 1629: 6 Einläuftige genannt
  • 1681: 18 hausgesessene Mannschaften
  • 1747: 58 Haushalte
  • 1785: 410
  • 1787: 6 Schmiede, 1 Wagner, 3 Schneider, 2 Schuhmacher, 1 Schreiner, 4 Branntweinbrenner, -wirte, -schenker, 8 Leineweber, 1 Zeugmacher, 1 Müller, 2 Handelsjuden, 2 Zimmermädchen, 24 Vorspänner
  • 1838 (Familien): 49 Ackerbau, 12 Gewerbe, 43 Tagelöhner, 54 nutzungsberechtigte, 18 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 32 Beisitzer
  • 1861: 556 evangelisch-lutherisch, 11 evangelisch-reformierte, 40 jüdische Einwohner
  • 1885: 464, davon 427 evangelisch (= 92.03 %), 1 katholisch (= 0.22 %), 36 Juden (= 7.76 %)
  • 1961 (Erwerbspersonen): 165 Land- und Forstwirtschaft, 160 Produzierendes Gewerbe, 37 Handel und Verkehr, 31 Dienstleistungen und Sonstiges
  • 1961: 760, davon 679 evangelisch (= 89.34 %), 68 katholisch (= 8.95 %)

Diagramme:

Halsdorf: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1502: Gericht
  • 1570 und später: Amt Rauschenberg
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Rauschenberg
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Kreis Kirchhain
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Kirchhain
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kirchhain
  • 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf

Altkreis:

Marburg

Gericht:

  • 1821: Justizamt Rauschenberg
  • 1867: Amtsgericht Rauschenberg
  • 1932: Amtsgericht Kirchhain

Herrschaft:

1367 verkauft Johann von Schröck seinen Anteil am Gericht in Halsdorf und (Wüstung) Oberwambach den Grafen von Ziegenhain. 1370 an die von Lehrbach, 1390 an die von Treisbach verkauft. 1465 ist Halsdorf Zubehör der Burg (Gericht) Rauschenberg.

Gemeindeentwicklung:

Am 1.7.1970 wurden Halsdorf und Wohra im Zuge der hessischen Gebietsreform zur neu gebildeten Gemeinde Wohratal zusammengeschlossen.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 780/802 schenken Ditlint und Adalgart Kloster Fulda ihren Besitz in Halsdorf, darunter 1 Hufe, 40 Morgen Ackerland und 15 Manzipien. 1370 versetzt Graf Gottfried von Ziegenhain seinen Hof mit Gericht Halsdorf an Hermann von Lehrbach, 1390 an Kurt von Treisbach. Der adlige Burgsitz auf der Wohra-Insel ist 1570 im Besitz der Riedesel zu Josbach. 1602 wird er an die von Rotzmann verkauft (Später: von Weitershausen, von Hornsberg, von Seiboldsdorf - seit 1706: Zöllner von Speckswinkel).

Zehntverhältnisse:

Der Zehnte ist 1395 im Besitz der von Breidenbach und von Weitershausen.

Ortsadel:

1253

Kirche und Religion

Ortskirchen:

Pfarrzugehörigkeit:

Pfarrkirche, vor 1527 und noch 1560 von Rauschenberg versehen

1577 versieht der Pfarrer von Halsdorf die Pfarrei Burgholz, die 1613 und später Filiale von Halsdorf ist

1613: Filiale Albshausen nach Halsdorf eingepfarrt

1636-1656 von Rauschenberg versehen; seitdem wieder Filiale von Halsdorf

Patronat:

Bis 1438 Grafen von Ziegenhain

1438 übergeben die Grafen dem Pfarrer und Altaristen zu Rauschenberg das Kirchlehen zur Präsenz

Später der Präsenz des Erzbischofs von Mainz inkorporiert

Nach der Reformation waren der älteste Schöffe und der älteste Burgmann von Rauschenberg Patrone

Diakonische Einrichtung:

1939 - 1977, 1950 - 1965 Schwesternstation (Landeskirchliches Archiv Kassel, E 1 Halsdorf Pfarrarchiv Halsdorf)

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Emmerich Becker vor 1527 bis ca. 1565, war bis 1527 Altarist in Rauschenberg.

Reformierter Bekenntniswechsel: 1607, 1624 wieder lutherisch.

Eine evangelisch-reformierte Filialgemeinde Halsdorf ist seit 1700 mit Rauschenberg verbunden. Seit 1868 von Schwabendorf betreut.

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Stephan, Dekanat Christenberg, Sendbezirk Grüßen

Juden:

Provinzial-Rabbinat Marburg; angeschlossen Wohra und Josbach

3 Juden 1744 genannt

1835: 31; 1861: 40; 1905: 29; 1932/33: 38 Juden

Von 1856-1940 bestand eine Synagoge im Ort.

Eine Schule existierte seit Mitte des 19. Jahrhunderts, Backsteinbau neben der Synagoge; 1926 aufgelöst mangels Schüler

Einen eigenen Friedhof gab es seit 1903; zuvor wurde der Friedhof in Hatzbach genutzt. (alemannia-judaica)

Kultur

Schulen:

1910 einklassige Volksschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Halsdorf, Landkreis Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/9096> (Stand: 29.3.2022)