Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Niedereisenhausen

Ortsteil · 358 m über NN
Gemeinde Steffenberg, Landkreis Marburg-Biedenkopf 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

9 km südwestlich Biedenkopf.

Lage und Verkehrslage:

Dorf mit komplexem Grundriss in einem engen Talkessel der Perf. Kernbereich des Ortes mehrgliedrig-regelhafte Reihensiedlung auf dem linken Perfufer, deren Hauptachse die Straße Ober-Eisenhausen - Gönnern bildet. Am Südwest-Rand in hangparalleler Ausrichtung moderne Bebauung. Nach Nordwesten abgesetzt, jenseits des in die Perf mündenden Gansbaches. Bahnhof und Fabrikgelände mit modernen Wohnsiedlungen. Ein weiterer Siedlungskomplex mit überwiegend moderner Bebauung auf dem rechten Perfufer.

Straße Ober-Eisenhausen - Quotshausen, Straße Gönnern - Hommertshausen, Straße nach Niederhörlen. Der alte Höhenweg der so genannte Hohen oder Herborner Straße verzweigte sich nördlich des Ortes auf dem rechten Perfufer in eine Talstraße nach Laasphe und einen Höhenweg Richtung Biedenkopf.

Bahnhof der Eisenbahnlinie Dillenburg – Biedenkopf/Wallau ("Scheldetalbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 1.5.1911) bis Stilllegung der Strecke am 30.5.1987.

Siedlungsentwicklung:

Umlegung: 1893/98. Älteste Gemarkungskarte: 1828/30. In der Gemeinde: -> Sandmühle

Historische Namensformen:

  • Yzenhusen [inferior) 1103 [XIII] (Urkundenbuch Mainz I Nr. 412), von Izzinhusin 1335, Yzinhusin 1343 (vgl. auch Ober-Eisenhausen), zu beiden Yssenhusen 1363, Nie-d(er) Eyssenhaussen 1677
  • Eseinhausen, Nieder-

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa ll03

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3463090, 5633943
UTM: 32 U 463030 5632130
WGS84: 50.839692° N, 8.474945° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

534019010

Flächennutzungsstatistik:

  • 1854 (Morgen): 1729, davon 1008 Acker (= 58.30 %), 351 Wiesen (= 20.30 %), 314 Wald. (= 18.16 %)
  • 1885 (Hektar): 431, davon 170 Ackerland (= 39.44 %), 103 Wiesen (= 23.90 %), 97 Holz. (= 22.51 %)
  • 1961 (Hektar): 431, davon 109 Wald (= 25.29 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1577: 25,1630: 22 Hausgesesse 1677: 18 Männer, 3 Witwen, 3 Jungmannschaften, 10 ledige Mannschaften 1742: 55 Haushalte 1834: 360, 1885: 437, 1925: 578, 1939: 634, 1950: 1016, 1961: 1036 Einwohner. 1830: 245 evangelische Einwohner. 1961: 843 evangelische, 162 römisch-katholische Einwohner. 1630: 6 zweispännige, 13 einspännige Ackerländer, 3 Einläufige. 1867 (Erwerbspersonen): 166 Landwirtschaft, 13 Bergbau und Hüttenwesen, l Gesundheitspflege, 1 Erziehung und Unterricht, 2 Gemeindeverwaltung. 1961 (Erwerbspersonen): 126 Land- und Forstwirtschaft, 288 produzierendes Gewerbe, 73 Handel und Verkehr, 48 Dienstleistungen und sonstiges
  • 1885: 437 evangelisch, 0 katholisch
  • 1961: 1036, davon 843 evangelisch (= 81.37 %), 162 katholisch (= 15.64 %)

Diagramme:

Niedereisenhausen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1327 und später: Gericht Eisenhausen, das 1630 und später dem (Amt) Grund Breidenbach zugerechnet wird
  • 1821-1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Gladenbach
  • 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Biedenkopf
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf (Umbenennung)
  • 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Dillenburg
  • 1933: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
  • 1968: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Biedenkopf
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf

Altkreis:

Biedenkopf

Gericht:

  • 1821: Patrimonialgericht Grund Breidenbach
  • 1823: Landgericht Gladenbach
  • 1853: Landgericht Biedenkopf
  • 1867: Amtsgericht Biedenkopf

Herrschaft:

(Hoch-)Gericht. 1327 verkaufen Volpert und Johann von Selbach die von ihrem Urgroßvater Gerlach von Breidenbach ererbten Gerichtrechte an Friedrich von (Bicken-) Kesterburg und Eckehard von Bicken; möglicherweise handelte es sich dabei aber nur um eine Verpfändung, die von den von Selbach bis gegen Ende 14. Jahrhundert wieder gelöst worden ist (Lennarz S. 215). 1380 verkauft Johann Rump von Hohenfels seinen Anteil am Gericht Gerlach und Johann von Breidenbach. 1386 verkauft Gerlach genannt Wolf von Selbach Wilhelm von Selbach seine Gerichtrechte zu Eisenhausen. 1387 bekennen Gerlach und Johann von Breidenbach, von Grafen Johann von Nassau-Dillenburg mit dem Gericht Eisenhausen erblich belehnt worden zu sein; sie sollen dort ein Nassau offenes Schloß bauen (vgl. Obereisenhausen, Ziffer 2 d). 1402 verkauft Gerhard genannt Wolf von Selbach Johann von Breidenbach seinen Teil des Gerichts Eisenhausen. 1476 erwirbt Gerlach von Breidenbach Anteile am Gericht, die vorher Arnold von Breidenbach innehatte; Belehnung durch Nassau-Dillenburg. 1483 sind die von Breidenbach alleinige Gerichtherren. 1575 erwerben die Landgrafen 1 Achtel am Gericht Eisenhausen; 1577 steht den Landgrafen die Gerichtsbarkeit zu einem Viertel, den von Breidenbach zu 3 Vierteln zu; die hohe Gerichtsbarkeit wird von den Gerichtherren gemeinsam ausgeübt. 1594 erwerben die Landgrafen zu dem 1 Viertel noch 1 Achtel des Gericht; den Vorsitz im Gericht führte der landgräfliche Schultheiß. 1608 wird die hohe Gerichtsbarkeit vom Landvogt an der Lahn ausgeübt. Gerichtort des Hochger. Eisenhausen war zunächst Nieder-Eisenhausen. 1558 befindet sich auf dem Vogelberg bei Nieder-Eisenhausen ein von den von Breidenbach errichteter Galgen, der damals von den Herren von Dernbach umgelegt wird, da er auf Vogtgut stand. 1559 tagt das Hochgericht in Ober-Eisenhausen. scheffen 1559. (Nieder-) Gericht. Vogteigericht, das in seinem Ursprung wohl auf das Gericht über die Grundherrschaft des 1103 genannten Freien Meginher zurückgeht. 1327 befindet sich das Gericht in der Hand der von Selbach, von denen es die von Dernbach wohl als Ganerben erwarben. Belehnungen der von Dernbach durch die Grafen von Nassau seit ca. 1350. Die Kompetenz des Gericht umfaßte ausschließlich die niedere Gerichtsbarkeit; die peinliche Gerichtsbarkeit über die dernbachischen Vogtleute wurde vom Hochgericht Eisenhausen wahrgenommen

Gemeindeentwicklung:

Am 1.4.1972 wurde Niedereisenhausen im Zuge der hessischen Gebietsreform als Ortsteil der neu gebildeten Gemeinde Steffenberg eingegliedert.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Im Streit um das so genannte Straßmannsgut zu (Oberoder Nieder-) Eisenhausen zwischen dem Deutschen Orden Marburg und den von Selbach wird das genannte Gut 1343 dem Deutschen Orden zugesprochen. 1386 verkauft Gerhard genannt Wolf von Selbach seinem Schwager Wilhelm von Selbach mit Genehmigung seiner Ganerben, den von Breidenbach, alles Erbe und Gerechtigkeit zu (Oberoder Nieder-) Eisenhausen (vgl. auch Ziffer 3 a). 1577 erhalten Philipp von Dernbachs Erben Einkünfte aus dem so genannte Steinfelder Gut zu Nieder-Eisenhausen. 1363 verkaufen die Döring ihren Ganerben von Breidenbach ihren Teil am Zehnten zu beiden Eisenhausen. 1466 und 1501 ist ein Teil des Zehnten nassau-dillenburgisches Lehen der Döring. 1577 haben die Döring 1 Drittel, die von Breidenbach 1 Sechstel des Zehnten. 1726 ist der Zehnte in beiden Eisenhausen. landgräfliche Mannlehen der von Breidenbach
Kirche und Religion

Pfarrzugehörigkeit:

Bis 1103 nach Breidenbach, seitdem nach Obereisenhausen eingepfarrt (Filiale)

Bekenntniswechsel:

Da Filial von Obereisenhausen, Einführung der Reformation vermutlich ab 1526.

Reformierter Bekenntniswechsel: 1606, 1624 wieder lutherisch

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Sendbezirk Breidenbach

Kultur

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Wirtschaft:

Mühle im 15. Jahrhundert erwähnt. 1630 befinden sich in Nieder-Eisenhausen 2 Mühlen mit jeweils 1 Mahlgang, die wohl identisch mit der 1830 genannt Sandmühle und der Alten Mühle in Nieder-Eisenhausen sind. Die Alte Mühle verfügte 1830 über 1 Mahlgang; Mühlenbetrieb nach 1945 eingestellt. Auf frühere Schürftätigkeit in der Gemeinde deuten die Flurnamen Auf beziehungsweise In der Grube (westlich Nieder-Eisenhausen), Grützgrube (südlich des Ortes), Engelgrube, Silberg (im nördlichen Teil der Gemeinde). -Federkernfabrikation für die Auto- und Möbelindustrie; 1973: 110 Beschäftigte

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Niedereisenhausen, Landkreis Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/9525> (Stand: 4.8.2020)