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5119 Kirchhain
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KDR 100, TK25 1900 ff.
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 61. Kirchhain
Gerichtsstätten
Gerichtsplatz in Ernsthausen

Ernsthausen

Stadtteil · 220 m über NN
Gemeinde Rauschenberg, Landkreis Marburg-Biedenkopf 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

8 km nördlich von Kirchhain

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regelhaftem Grundrissmerkmalen auf dem Süd-Ende der Niederterrasse eines von Nordosten heranziehenden Feldrückens nahe der Einmündung des Hatzbachs in die Wohra. Kirche in erhöhter, zentraler Lage innerhalb eines spinnwebartigen Gassennetzes. Ortsumriß im Westen gradlinig, nach Ostenauf der Bergseite halbkreisförmig ausgebildet, angelehnt an die natürliche Böschung. 0,5 km nach Süden abgesetzt Kapelle.

Straße von Wolferode mündet in Ortsmitte auf die Straße von Kirchhain, die südlich Halsdorf auf die B 3 trifft.

Bahnhof Ernsthausen-Wambach der Wohratalbahn (1900/10)

Ersterwähnung:

1349

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa 1366

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Umlegung der Flur:

1893/1894

Älteste Gemarkungskarte:

1773

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3497051, 5640057
UTM: 32 U 496978 5638241
WGS84: 50.895822° N, 8.957028° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

534017030

Flächennutzungsstatistik:

  • 1838 (Kasseler Acker): 1060 stellbares Land, 340 Wiesen, 36 Gärten, 477 Triesche
  • 1885 (Hektar): 615, davon 345 Acker (= 56.10 %), 87 Wiesen (= 14.15 %), 102 Holzungen (= 16.59 %)
  • 1961 (Hektar): 616, davon 6 Wald (= 0.97 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1577: 42 Hausgesessene
  • 1629: 4 Dienste, 6 Einläuftige genannt
  • 1681: 18 hausgesessene Mannschaften
  • 1747: 41 Haushalte
  • 1784: 233 Einwohner
  • 1784: 5 Schmiede, 1 Schlosser, 1 Wagner, 3 Schneider, 4 Leineweber, 1 Müller, 2 Lohnschäfer, 17 Tagelöhner, 1 Branntweinwirt und Branntweinbrenner
  • 1838 (Familien): 36 Ackerbau, 10 Gewerbe, 35 Tagelöhner 42 nutzungsberechtigte, 23 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 21 Beisitzer
  • 1861: 409 evangelisch-lutherische, 19 evangelisch-reformierte, 1 römisch-katholischer, 17 jüdische Einwohner, 12 Mitglieder abweichender Sekten
  • 1885: 409, davon 400 evangelisch (= 97.80 %), 5 katholisch (= 1.22 %), 4 Juden (= 0.98 %)
  • 1961 (Erwerbspersonen): 159 Land- und Forstwirtschaft, 94 Produzierendes Gewerbe, 10 Handel und Verkehr, 9 Dienstleistungen und Sonstiges
  • 1961: 505, davon 493 evangelisch (= 97.62 %), 12 katholisch (= 2.38 %)

Diagramme:

Ernsthausen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1502: Gericht
  • 1570 und später: Amt Rauschenberg
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Rauschenberg
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Kirchhain
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Kirchhain
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kirchhain
  • 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf

Altkreis:

Marburg

Gericht:

  • 1821 Justizamt Rauschenberg
  • 1867: Amtsgericht Rauschenberg
  • 1932: Amtsgericht Kirchhain

Herrschaft:

Im 14. Jahrhundert liefert Ernsthausen Vogtweizen zur Burg Rauschenberg

1358 gehört Ernsthausen mit Gefällen und Gericht nach Rauschenberg.

Gemeindeentwicklung:

Am 31.1.1971 wurde Ernsthausen im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil der neu gebildeten Stadtgemeinde Rauschenberg eingegliedert.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Seit 1339 werden die Riedesel mit ziegenhainischen Gefällen in Ernsthausen belehnt. 1358 zinsen 2 Höfe und 33 Güter in Ernsthausen an die Grafen von Ziegenhain. Lehnserneuerungen für die Riedesel auch nach Anfall der Grafschaft an die Landgraf bis 1475.
Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Ernsthausen verfügt über 2 Kirchen. Die im Dorf befindliche, im Baubestand jüngere Kirche diente im Winter, die 0,5 km südlich Ernsthausen beim Schmitthof gelegene heutige Totenkapelle im Sommer zum Gottesdienst; letztere Kirche im Kern romanisch mit spätgotischem Chor.

Pfarrzugehörigkeit:

1525: Filiale von Rauschenberg

1577: selbständige Pfarrei mit landgräflichem Patronat

1613: von Rauschenberg versehen

1629: Filiale von Rauschenberg

Seit 1783: Vikariat eingepfarrt nach Ernsthausen

Seit 1613: Fiddemühle und die Höfe Wambach

1577-1700: Wolferode eingepfarrt

Patronat:

1577 landgräflich

Bekenntniswechsel:

Da Filial von Rauschenberg, Einführung der Reformation vermutlich unter dem Rauschenberger Pfarrer Dietrich Wacke ab 1527

Reformierter Bekenntniswechsel: 1605(?), 1624 wieder lutherisch.

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Sendbezirk Amöneburg

Juden:

einzelne Judenfamilien im Ort; sie gehörten zur Halsdorfer Gemeinde und Schulverband.

Kultur

Schulen:

1910 einklassige Volksschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Ernsthausen, Landkreis Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/9054> (Stand: 29.3.2022)