Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Übersichtskarte Hessen
Messtischblatt
5118 Marburg
Moderne Karten
Kartenangebot der Landesvermessung
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
Historische Karten
Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 60. Marburg

Elnhausen

Stadtteil · 225 m über NN
Gemeinde Marburg, Landkreis Marburg-Biedenkopf 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

6 km westlich Marburg

Lage und Verkehrslage:

Mehrgliedriges Dorf mit regellosem Grundriss und teilweise lockerer Gehöftanordnung im Talkessel mehrerer Bachläufe

Im Nordwesten auf auslaufendem Schlepphang

Gutskomplex mit Herrenhaus (Wallgraben des ehemaligen Wasserschlosses teilweise erhalten)

Nordöstlich davon Kirche mit Kirchhof

Südlich davor Wegespinne mit kleiner Platzbildung

Davon abgesetzt im Osten kleine Gehöftgruppe jenseits eines Nebentals

Südöstlich auf gegenüberliegender Talseite größerer Siedlungskomplex mit teilweise lockerer Bebauung am auslaufenden Nordwest-Hang des Allersberges

Straße Marburg-Wehrshausen-Elnhausen-Dilschhausen (alte Siegische Landstraße) wird gekreuzt von der Straße Hermershausen-Dagobertshausen

Ersterwähnung:

1235

Siedlungsentwicklung:

Ca. 100 m westlich der Kirche von Elnhausen karolingerzeitliche Keramikfunde

Historische Namensformen:

  • Elinhusin (1234) [Fälschung nach Abschrift des 14. Jahrhunderts Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 3, S. 271-272, Nr. 1293]
  • Ailenhusen (1235) [Classen S. 333 f.]
  • Alnhusen, de (1252)
  • Aelnhusen, de (1253)
  • Alenhusen, de (1298)
  • Allenhusen, de (1298)
  • Ellenhusen, de (1298)
  • Eylinhusin, von (1356)
  • Elinhusen (1374)
  • Ailnhausen (1577)
  • Elnhausen (1592)
  • Ellnhausen [Niveaukarte Kurfürstentum Hessen 1840-1861]

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa ( 1235)
  • adelich hauss (1635)
  • frey adelige Burg (1703)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

  • Ca. 100 m westlich der Kirche von Elnhausen karolingerzeitliche Keramikfunde

Umlegung der Flur:

1919/1921

Älteste Gemarkungskarte:

1733

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3478473, 5630659
UTM: 32 U 478407 5628847
WGS84: 50.810949° N, 8.693521° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

534014190

Frühere Ortskennziffer:

534014325

Flächennutzungsstatistik:

  • 1838 (Kasseler Acker): 1116 stellbares Land, 272 Wiesen, 45 Gärten, 20 Triesche, 610 Wald
  • 1885 (Hektar): 918, davon 283 Acker (= 30.83 %), 78 Wiesen (= 8.50 %), 514 Holzungen (= 55.99 %)
  • 1961 (Hektar): 916, davon 426 Wald (= 46.51 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1577: 28 Hausgesessene
  • 1630: 25 Mannschaften
  • 1630: 5 dreispännige, 2 zweispännige Ackerleute, 9 Einläuftige, 9 Mannschaften ohne Pferde (Kriegsverlust)
  • 1635: 10 Personen auf der Burg durch Pest verstorben
  • 1681: 11 hausgesessene Mannschaften
  • 1746: 215 Einwohner
  • 1746: 3 Schneider, 1 Wagner, 1 Schreiner, 3 Schmiede, 3 Leineweber, 1 Müller, 3 Wirte, 2 Spielmänner, 14 Tagelöhner
  • 1838 (Familien): 24 Ackerbau, 12 Gewerbe, 31 Tagelöhner 31 nutzungsberechtigte, 31 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 12 Beisitzer
  • 1861: 504 evangelisch-lutherische, 11 evangelisch-reformierte, 7 jüdische Einwohner
  • 1885: 470, davon 462 evangelisch (= 98.30 %), 3 katholisch (= 0.64 %), 1 andere Christen (= 0.21 %), 4 Juden (= 0.85 %)
  • 1961 (Erwerbspersonen): 144 Land- und Forstwirtschaft, 95 Produzierendes Gewerbe, 32 Handel und Verkehr, 25 Dienstleistungen und sonstiges
  • 1961: 540, davon 482 evangelisch (= 89.26 %), 46 katholisch (= 8.52 %)

Diagramme:

Elnhausen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1494: Gericht Caldern (wohl nur zur Hälfte)
  • 1565: Gerichtstuhl Oberweimar im Gericht Reizberg (wohl nur zur Hälfte)
  • 1577 und später: zur Hälfte jeweils Gericht Reizberg und Gericht Caldern
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Oberhessen, Gericht Caldern
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Oberhessen, Gericht Caldern
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Caldern
  • 1815. Kurfürstentum Hessen, Amt Kaldern und Reitzberg
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
  • 1981: Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf

Altkreis:

Marburg

Gericht:

  • 1821: Landgericht Marburg
  • 1850: Justizamt Marburg
  • 1867: Amtsgericht Marburg

Gemeindeentwicklung:

Am 1.7.1974 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform die Eingliederung der bis dahin selbständigen Gemeinde in die Stadtgemeinde Marburg.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1283 erwirbt Kloster Altenberg Acker und Wiese
  • Güterbesitz der von Biedenfeld 1343, der Döring um 1350 erwähnt
  • 1358 und später besitzt der Deutsche Orden Marburg 3 Höfe
  • 1358: 86 Morgen Ackerland und ca. 10 Morgen Wiesen
  • 1374 sind die Landgrafen in Elnhausen begütert
  • 1494 sind dem Landgraf 3 1/2 Pflüge in Elnhausen dienstbar
  • 1377 verkauft der Ritter Friedrich von Bicken sein Gut in Elnhausen dem Marburger Schöffen Eibracht Rode
  • 1479 erwirbt der Magister Heinrich Imhof genannt Rode die Hälfte eines Gutes, das zu einem Viertel dem Landgraf gehört; die Imhof'sche Hälfte ist seit 1477 bis 1527 im Besitz der Marburger Kugelherren
  • 1528 verkauft der Landgraf die von den Marburger Kugelherren angefallene Imhof'sche Hälfte an den Rentmeister Heinrich Grebe zu Homberg/Ohm
  • Die andere Hälfte ist 1528 im Besitz Johanns von Linsingen
  • In dem zum Gericht Caldern gehörenden Teil von Elnhausen befindet sich 1604 der Hof des Kaspar Magnus Schenk (zu Schweinsberg)
  • 1635: adeliges Haus
  • 1703: freiadlige Burg
  • Wasserburg, deren Gräben noch teilweise erhalten sind
  • Vermutlich handelt es sich um den Burgsitz der von Weitershausen, den diese vor 1528 in Elnhausen bewohnten und der dann auf die Schenken überging
  • 1707 wird die Burg von Hermann von Vu1tée erworben
  • Vor 1717 aufgegeben und durch eine kleine barocke Schloßanlage ersetzt
  • Vor 1753 werden Schloß und Gut von der Familien von Heydwolff erworben
  • 1764 an den Obristen Udam
  • Ende 18. Jahrhundert an den Herzog von Looz und Corswarem verkauft
  • Im 19. Jahrhundert Forstamt
  • 1572 hat der Landgraf Einkünfte aus der Mühle zu Elnhausen
  • 1630 und 1823: 1 Schlaggang

Ortsadel:

1253-1488

Kirche und Religion

Ortskirchen:

Patrozinien:

  • Margaretha (1383)

Pfarrzugehörigkeit:

Bis 1253 war Elnhausen zur Hälfte nach Oberweimar, zur Hälfte nach Michelbach eingepfarrt

1235 wird die Kapelle durch Eh. Siegfried II. von Mainz zur Pfarrkirche erhoben. Wehrshausen 1565 Vikariat, 1630 Filiale, 1747 Vikariat, 1780 und später: Filiale von Elnhausen

Dagobertshausen seit 1657 nach Elnhausen eingepfarrt.

Patronat:

Patronat: 1400 sind die von Weitershausen

1577 und 1582 die Döring und von Weitershausen Patrone

Außerdem werden 1582 genannt: Deutsche Orden Marburg und die von Schutzbar genannt Milchling

Bekenntniswechsel:

Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526.

Erster evangelischer Pfarrer: Konrad Wolff, 1509 bis nach 1548, unbekannt, seit wann evangelisch

Reformierter Bekenntniswechsel: 1606, 1624 wieder lutherisch.

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Sendbezirke Oberweimar und Michelbach

Dekanate Amöneburg und Kesterburg

Juden:

gehört zur Gemeinde Marburg

1905: 7 Juden; 1932/33: einzelne Juden

Kultur

Schulen:

1910 einklassige Volksschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Elnhausen, Landkreis Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/9049> (Stand: 29.3.2022)