Historisches Ortslexikon
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- KDR 100, TK25 1900 ff.
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- Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 60. Marburg
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- Gerichtsplatz in Goßfelden
Goßfelden
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Ortsteil · 200 m über NN
Gemarkung Gossfelden, Gemeinde Lahntal, Landkreis Marburg-Biedenkopf - Siedlung ↑
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Ortstyp:
Dorf
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Lagebezug:
5,5 km nordwestlich von Marburg
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Lage und Verkehrslage:
Zweigliedriges Dorf mit regellosem Grundriss beiderseits der Lahn
Teilweise im Hochwassergebiet gelegen
Im Süden auf einem zum Lahntal steil abfallenden Feldrücken Kirche mit ummauertem Kirchhof und geschlossener Gehöftgruppe
Am Lahnufer nahe der Brücke Lindenplatz mit Steintisch und Steinbänken
Nördlich der Lahn Gutshof
Moderne Wohnsiedlung im Norden, Südwest und Südosten
Durch den Ort führt die Straße Wehrda-Wetter (im Zuge der alten Landstraße Frankfurt-Bremen mit Abzweigung nach Niederwetter)
Sie wird im nördlich Ortsteil gekreuzt von der B 62 (alte Niederrheinische Landstraße)
Straße nach Sarnau; zugleich östlich Zufahrt zur B 62
Die frühe Weinstraße aus dem Rhein-Main-Gebiet Richtung Paderborn-Bremen querte dicht östlich Goßfelden die Lahn
Bahnhof der Eisenbahnlinie Cölbe – Bad Laasphe ("Obere Lahntalbahn"; "Lahntalbahn I") (Inbetriebnahme der Strecke 19.3.1883).
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Ersterwähnung:
um 850
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Historische Namensformen:
- Gozfeldene marcha (um 850) [Kop. Mitte 12. Jh. Codex Eberhardi 1, S. 245 fol. 148ra = Dronke, Traditiones Capitulum 6, Nr. 145]
- Gozfelden (1227)
- Gozevelt, ad (1232) [Huyskens, Quellenstudien, S. 233 Nr. 99]
- Gosveldin (1258)
- Gosfelde (1326)
- Goesfelden (1450)
- Goßfelden (1485)
- Goisfelden (1522)
- Gossfelde (1528)
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Bezeichnung der Siedlung:
- villa (1232)
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Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:
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Umlegung der Flur:
1899/1900
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Älteste Gemarkungskarte:
1777
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Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3481920, 5636579
UTM: 32 U 481853 5634764
WGS84: 50.864282° N, 8.742134° O OpenLayers - Statistik ↑
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Ortskennziffer:
534012040
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Flächennutzungsstatistik:
- 1838 (Kasseler Acker): 2718 stellbares Land, 234 Wiesen, ca. 60 Gärten, 315 Triesche
- 1885 (Hektar): 676, davon 502 Acker (= 74.26 %), 80 Wiesen (= 11.83 %), 13 Holzungen (= 1.92 %)
- 1961 (Hektar): 672, davon 17 Wald (= 2.53 %)
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Einwohnerstatistik:
- 1577: 38 hausgesessene
- 1580: 7 Ackerleute, 15 Eid.
- 1681: 44 hausgesessene Mannschaften
- 1747: 49 Haushalte
- 1788: 1 Wirt, 1 Müller, 4 Zimmerleute, 2 Maurer, 2 Schmiede, 2 Dachdecker, 2 Schneider, 24 unzünftige Leineweber, 3 Lohnschaffner, 7 Tagelöhner, 4 Tagelöhnermnnen, 3 Juden und Jüdinnen, 3 vierspännige, 2 dreispännige, 7 zweispännige Wagen, 31 Karren
- 1788: 356
- 1838 (Familien): 37 Ackerbau, 8 Gewerbe, 25 Tagelöhner, 56 nutzungsberechtigte, 24 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 16 Beisitzer
- 1861: 534 evangelisch-lutherisch, 3 evangelisch-reformierte, 25 jüdische Einwohner
- 1885: 603, davon 581 evangelisch (= 96.35 %), 1 katholisch (= 0.17 %), 21 Juden (= 3.48 %)
- 1961 (Erwerbspersonen): 152 Land- und Forstwirtschaft, 202 Produzierendes Gewerbe, 70 Handel und Verkehr, 83 Dienstleistungen und Sonstiges
- 1961: 1090, davon 951 evangelisch (= 87.25 %), 112 katholisch (= 10.28 %)
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Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
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Verwaltungsbezirk:
- Um 850: marcha (3. provincie Hassorum. Der südlich der Lahn gelegene Ortsteil gehört 1273 und später zum Gericht Goßfelden, der nördlich der Lahn gelegene Ortsteil 1374 und später zur Grafschaft (Amt) Wetter
- Gerichtplatz mit steinerner Bank und Tisch vor der Lahnbrücke; auf den Urteilsplatz weist der Flurnamen: am Galgen (ca. 1 km südlich Goßfelden). - Schultheißen, Schöffen 1450
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Caldern einschließlich des nach der Aufhebung des Deutsche Orden 1809 eingegliederten südlich Ortsteils
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
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Altkreis:
Marburg
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Gericht:
- 1821: Landgericht Marburg
- 1850: Justizamt Marburg
- 1867: Amtsgericht Marburg
- 1948: Amtsgericht Kirchhain
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Herrschaft:
1273 verkauft das Kloster Altenberg dem Deutsche Orden Marburg das halbe Gericht citra aquam (d. h. südlich der Lahn).
1559 belehnt Kaiser Ferdinand I. den Deutsche Orden mit der hohen und niederen Gerichtbarkeit.
1577 hat der Deutsche Orden die Gerichtbarkeit nur im Dorfbereich südlich der Lahn; den peinlichen Angriff außerhalb des Dorfes und auf der Brücke beanspruchen die Schultheißen von Marburg und Wetter.
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Gemeindeentwicklung:
1.9.1955: Umgemeindung eines bewohnten Flurstücks (16 Einw.) nach der Gemeinde Sarnau.
Am 31.12.1970 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform der vorübergehende Zusammenschluss der Gemeinden Goßfelden und Sarnau zur Gemeinde Lahnfels. Am 1.7.1974 wurden Goßfelden und Sarnau als Ortsteile in die Gemeinde Lahntal eingegliedert.
- Besitz ↑
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Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- 1258 schenkt der Marburger Bürger Hermann Zöllner dem Kloster Altenberg bei Wetzlar 3 Hufen eines Hofes sowie ein Viertel der Mühle; Landgräfin Sophie verzichtet auf Bede und Steuern. 1273 verkauft das Kloster dem Deutsche Orden Marburg sämtlichen Güterbesitz citra aquam (d. h. südlich der Lahn) zusammen mit dem halben Gericht und Patronat. Die Hälfte der Kaufsumme bringt der Pfarrer Walther zu Wetzlar auf, der dafür die Hälfte des Ertrages auf Lebenszeit zugesprochen bekommt. 1280 vermacht Walther dem Deutsche Orden seine Güter in Goßfelden gegen lebenslängliche Nutznießung von Deutsche Orden-Besitz in Wetzlar. 1282 schenken die von Goßfelden dem Deutsche Orden Güterbesitz im Ort. 1317 erwirbt der Deutsche Orden von Magister Ludwig von Battenberg die Hälfte eines Hofes, vor 1372 Güterbesitz von dem Marburger Bürger Dietrich Imhof. 1358 umfaßt der Deutsche Orden-Besitz 4 Höfe mit 236 Morgen Ackerland, 181/2 Morgen Wiesen und 13 Morgen Rottland. 1450 verkaufen die von Ehringshausen dem Pietanzmeister des Deutsche Ordens einen weiteren Hof. Deutsche Orden-Besitz 1707: 2 ganze Höfe, 2 halbe Höfe, 3 Hofdrittel, 4 Hofviertel. - 1308 erwirbt Kloster Georgenberg Güterbesitz in (3., vermutlich -> Nieder-Goßfelden. Auf den nördlich der Lahn liegenden Ortsteil von Goßfelden ist vielleicht auch der 1200/1220 überlieferte Güterbesitz des Stifts Wetter in -> Nieder-Goßfelden zu beziehen; 1464 bezieht das Stift Zins von 9 Höfen in Goßfelden, darunter vom Hof des Stifts Amöneburg, vom Deutschherrenhof (1570: Martinshof in den Erlen), von einem Hof des Kloster Grafschaft, vom sogenannten Mardorf-Hof und vom Hof der Schenken zu Schweinsberg. 1535 trägt der Ritter Heinrich von Obenrode Hof und Einkünfte in Goßfelden mit allem Zubehör dem Erzstift Mainz zu Lehen auf mit dem Vorbehalt, dass er und der verschwägerte Gottfried von Hatzfeld die Güter als erbliches Lehen in Besitz behalten; es handelt sich bei diesem Hof offenbar um die später sogenannte Burg nördlich der Lahn. Der Hof ging zunächst an die von Hohenfels und wurde 1443 vom Landgraf Balthasar von Sassen und dessen Erben als frei-adliges Gut übertragen. 1518 klagen die von Hohenfels vergeblich auf Rückgabe des Hofes, der außerhalb der Zuständigkeit des Deutschen Ordens in Goßfelden lag. Im 16. Jahrhundert ist der Hof im Besitz der Familien Hertzberg und Orth, dann der Familien Dr. Heintzenberger; 1683 im Besitz des Johann Schäfer, zu jener Zeit erstmals als Burg bezeichnet und mit einem Grundbesitz von ca. 200 Morgen Land ausgewiesen; nach 1800 offenbar an Goßfeldener Bauern aufgeteilt.
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Zehntverhältnisse:
Zehntrechte in Goßfelden hatten 1357 die von Schutzbar genannt Milchling, vor 1432 die von Hatzfeld
1459 der Deutsche Orden Marburg.
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Ortsadel:
1235-1309
- Kirche und Religion ↑
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Ortskirchen:
- plebanus 1227 (Franz, Kloster Haina 1, , Nr. 38)
- Pfarrkirche
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Pfarrzugehörigkeit:
1478: Sarnau Filiale
1567-1572 wird die Pfarrei Cölbe
1649-1662 die Pfarrei Sterzhausen von Gossfelden versehen
Seit 1748 und noch 1926: Vikariat
1960: Filiale von Goßfelden
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Patronat:
1258 schenkt der Marburger Bürger Hermann Zöllner dem Kloster Altenberg ein Viertel und ein Achtel des Patronats. 1273 verkauft das Kloster dem Deutsche Orden die Hälfte des Patronats; neben dem Deutsche Orden präsentieren 1284 weitere ungenannte Patrone. 1309 verzichten die Gebrüder Vogel von Goßfelden, 1313 der Marburger Bürger Heinrich Imhof auf ihre Rechte; seitdem Deutsche Orden alleiniger Patron. 1363 wird die Kirche dem Deutschen Orden inkorporiert.
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Diakonische Einrichtung:
09.06.1900 eine Schwester, Krankenpflege, Vereinsbetreuung, Gemeindearbeit auch für Sarnau, Sardemann, Geschichte des hessischen Diakonissenhauses zu Cassel, S. 283; Diakoniestation bis 1969 (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)
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Bekenntniswechsel:
Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Schmidt 1527-1533
Reformierter Bekenntniswechsel: 1606(?), 1624 wieder lutherisch.
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Kirchliche Mittelbehörden:
15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Stephan, Dekanat Christenberg, Sendbezirk Schönstadt
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Juden:
Bis 1880 war der Ort Sitz der Gemeinde Goßfelden mit Wetter, Sterzhausen und Caldern. Die Verlegung nach Wetter erfolgte aufgrund rückläufiger Mitgliederzahlen.
1835: 18; 1861: 25; 1905: 19; 1932/33: 14 Juden
Die jüdische Gemeinde Goßfelden soll seit 1700 bestanden haben. Juden werden im Jahr 1788 genannt
Es gab eine Synagoge, in der bis in die 1880er Jahre der Gottesdienst der Doppelgemeinde Goßfelden-Wetter stattfand.
Der Sammelfriedhof in Wetter war zuständig.
- Kultur ↑
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Schulen:
1910 Volksschule mit zwei Klassen
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Historische Ereignisse:
Wirtschaft Kleehof gegenüber der Burg nördlich der Lahn 1742 erbaut mit Stallung für 80 Koppelpferde und sonstigem Zubehör
- Wirtschaft ↑
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Wirtschaft:
Zollstätte 1580 genannt
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Mühlen:
Die 1258 erstmals erwähnt Deutsche Orden-Mühle an der Lahn in Goßfelden
1530 neu erbaut
1787 und 1832: 2 unterschlächtige Mahlgänge und 1 Schlaggang
Mühlenbetrieb 1870 eingestellt
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Schäfer, Ortschaften im Amt Wetter, S. 10 ff.
- Siebert (Hrsg.), Festschrift zur 200-Jahrfeier der Kirche in Goßfelden, Marburg 1949
- Tönges, 1200 Jahre Goßfelden, 1953, (Pläne)
- Historisches Ortslexikon Marburg, S. 105-107
- Classen, Kirchliche Organisation, S.121
- Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die acquirierten Lande und die verlorenen Gebiete, S. 362f.
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 2, S. 363f.
- Zitierweise ↑
- „Goßfelden, Landkreis Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/9082> (Stand: 29.3.2022)