Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Münster

Stadtteil · 189 m über NN
Gemeinde Laubach, Landkreis Gießen 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

5 km südwestlich von Grünberg

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss und lockerer Gehöftanordnung in Talmündungslage am Zufluss eines Bachlaufs in die Wetter. Kirche am Nord-Rand des Ortes. Moderne Wohnsiedlung im Nordosten.

Bahnhof der Eisenbahnlinie Butzbach/West - Grünberg ("Wettertalbahn (I)").

Ersterwähnung:

1118/1137

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa 1239

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

  • Das Dorf war ehem. von einem Graben umschlossen. Zugang über die "Ober-" und "Unter-Pforte". In der Kirchhofsmauer Schießscharten

Älteste Gemarkungskarte:

1856

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3494599, 5601877
UTM: 32 U 494527 5600076
WGS84: 50.552591° N, 8.922739° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

531010060

Flächennutzungsstatistik:

  • 1854 (Morgen): 1194, davon 739 Acker, 189 Wiesen, 139 Wald
  • 1961 (Hektar): 298, davon 24 Wald

Einwohnerstatistik:

  • 1834: 278 Einwohner
  • 1885: 327 Einwohner
  • 1925 und 1939: 332 Einwohner
  • 1950: 532 Einwohner
  • 1961: 475 Einwohner
  • 1830: 291 evangelische, 1 römisch-katholischer Einwohner 1961: 400 evangelisch, 71 römisch-katholisch Einwohner
  • 1961 (Erwerbspers.): 96 Land- und Forstwirtsch., 93 Prod. Gewerbe, 39 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 14 Dienstleistung(en) und Sonstige

Diagramme:

Münster: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1357: Obergericht Bessingen (d.i. Gericht Münster)
  • 1787: Grafschaft Solms-Hohensolms-Lich (Anteil an der Herrschaft Münzenberg), Amt Lich
  • 1806: Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Provinz Oberhessen, Amt Lich (zur Standesherrschaft Solms gehörig)
  • 1822: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Hungen
  • 1837: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Grünberg
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Gießen
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
  • 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gießen
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gießen
  • 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis
  • 1979: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen

Altkreis:

Gießen

Gericht:

  • 1822: Landgericht
  • seit 1879: Amtsgericht Lich
  • seit 1882: Amtsgericht Laubach

Herrschaft:

1239 verschreibt Ulrich I. von Münzenberg das Gericht Münster (iudicium in villa Monstere) Guntram und Kraft von Schweinsberg (Eigenbrodt, Urkunden 1836 Nr. 2 S. 286 ff.). Vermutl. war das Gericht wegen dieser Pfandschaft längere Zeit gemeinsamer Besitz der beiden Falkensteiner Linien und der Herren von Hanau geblieben und wurde daher in der Falkenstein. Teilung 1271 nicht erwähnt (Kropat, Reich, S. 165). 1304 haben die Falkensteiner 5 Sechstel, die Herren von Hanau 1 Sechstel des Gerichts Münster (Urkundenbuch der Herren von Hanau 2 Nr. 40). 1357 verkaufen Johann und Philipp d. J. von Falkenstein ihren Anteil an Philipp d. Ä. In der Urkunde wird ferner ein sechster Teil erwähnt, der den Herren von Hanau gehörte (Kropat, Reich, S. 165). 1377 verpfänden Agnes von Falkenstein und ihr Sohn Philipp dem Gerlach von Trohe das Obergericht Münster (Solmser Urkunden 1 Nr. 451). - 1434 befreien die Brüder Graf Bernhard und Graf Johann von Solms sowie Gottfried und Eberhard von Eppstein die Höfe und Landsiedel des Kloster Arnsburg zu Muschenheim, Birklar, Bellersheim, Utphe, Münster, Holzheim, Eberstadt, Kolnhausen, Hof Güll von allen Diensten, Steuern, Beden mit Ausnahme der herkömmlichen Dienste (Solmser Urkunden 1 Nr. 1006)

Gemeindeentwicklung:

Am 31.12.1970 Eingliederung in die Stadt Laubach

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1118/1137 erwirbt Erzbischof Adalbert für das Erzstift Mainz von einem domnus Hugo Eigengut in Netz (Kreis Marburg), Münster und Steinheim. 1197 verfügt das Stift Spießkappel über Einkünfte in Höhe von 4 Schilling in Münster.
  • 1239 verpfändet Ulrich von Münzenberg Guntram und Kraft von Schweinsberg für 150 Mark einen Hof zu Bessingen mit Gefällen zu Buchholz, Groß-Laubach, Engelhausen und Münster (Solmser Urkunden 1 Nr. 7).
  • 1315 schenken dievon Falkenstein der Pfarrkirche von Nieder-Bessingen Einkünfte aus Gütern zu Münster (Löffler, Herren von Falkenstein Bd. 2 Nr. 607).
  • 1434 befreit Graf Johann V. von Solms gleich den anderen Falkensteiner Erben die Arnsburger Höfe zu Utphe und Münster von allen Abgaben auf 21 Jahre (Uhlhorn, Grafen von Solms, S. 400).
  • 1489 verkauft Kloster Arnsburg den Antonitern von Grünberg seinen Besitz zu Münster (2 Beständer) (Eckhardt, Die oberhessischen Klöster 3, 2, S. 41).

Zehntverhältnisse:

1451 bekennt Konrad von Elkerhausen, daß er dem Grünberger Bürger Heinz Quinkuß seinen Anteil am Zehnten zu Münster verkauft habe (Solmser Urkunden 2 Nr. 1285). 1462 bekennt Konrad von Elkerhausen, daß er Graf Kuno von Solms seinen Teil an einem Viertel des Fruchtzehnten zu Münster verkauft habe (Solmser Urkunden 2 Nr. 1461). 1726 belehnen die Grafen von Solms die von Lehrbach mit 1 Hof und den Zehnten zu Münster; Neubelehnung 1789 (Solmser Urkunden 4 Nr. 4614, 4616, 4861).

1469 verpfändet der Grünberger Schöffe Qwingkuß dem Johann Cappellen von Ingelheim, Pfründner des Antoniterkloster zu Grünberg, seine Anteile am Zehnten zu Ettingshausen, Münster und Oberndorf (Eckhardt, Die oberhessischen Klöster 3, 1 Nr. 449).

Kirche und Religion

Ortskirchen:

Pfarrzugehörigkeit:

1316 dem Marienstift in Lich geschenkt, 1317 inkorporiert

Eingepfarrt waren 1507 (Wüstung) Ettingshausen (bis 1606) und Ober-Bessingen, Nieder-Bessingen bis 1315 Filiale

Patronat:

Seit der Reformationzeit hatte das Marienstift bis 1833 das Nominations-, die Graf von Solms-Lich das Präsentationsrecht.

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Gerlach Licinius 1560er und 1570er Jahre

Reformierter Bekenntniswechsel: 1606, 1612 wieder lutherisch

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert Archidiakonat St. Johann zu Mainz

Kultur

Schulen:

1574 Errichtung einer Schule; 1910 einklassige Volksschule, Schulhaus von 1848

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

Das Gericht Münster (auch Gericht Bessingen) umfasste 1357: Ober-, Nieder-Bessingen, Ettingshausen, wüst Nieder-Ettingshausen, Münster, Röthges (Kropat, Reich, S. 165 Anm. 43).

Bis 1423 umfasste das Gericht Münster: Ober- und Nieder-Bessingen, Ettingshausen, Röthges, Mühlsachsen, Meilbach, Eutersburn, Burg Warnsberg; mit der Solmser Teilung von 1423 fielen Röthges, Nieder-Bessingen sowie Höfe und Ländereien zu Melbach an Solms-Braunfels, der Rest des ehem. Gerichts (Münster, Groß- und Klein-Ettingshausen, Ober-Bessingen und das Recht am Hof Meilbach) mit sämtlichen Zubehör an Solms-Lich. 1548 und später: Gericht im Amt Lich

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Münster, Landkreis Gießen“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/10401> (Stand: 8.3.2022)