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KDR 100, TK25 1900 ff.
Urkataster+
Bad Soden am Taunus
Historische Karten
[Umgegend von Frankfurt] ca. 1865 [Blatt Rödelheim nach 1865] – 1. Rödelheim
Herzogtum Nassau 1819 – 43. Oberursel

Weitere Informationen

Bad Soden am Taunus

Stadtteil · 147 m über NN
Gemeinde Bad Soden am Taunus, Main-Taunus-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Stadt

Lagebezug:

7 km nordöstlich von Hofheim

Lage und Verkehrslage:

Die Stadt liegt 3 km südwestlich von Schwalbach. Die Stadt liegt an der B 8 und L 3266.

Bad Soden am Taunus liegt am Rand des östlichen Main-Taunus-Vorlandes am Übergang zur Altkönig-Vorstufe des Vordertaunus. Der ursprüngliche Siedlungskern befand sich in Tallage am Zusammenfluss von Niederdorfs- und Sulzbach.

Endbahnhof der Eisenbahnlinie Frankfurt am Main/Höchst – Bad Soden am Taunus („Höchst-Sodener-Eisenbahn“) (Inbetriebnahme der Strecke 22.5.1847).

Ersterwähnung:

1189/1190

Siedlungsentwicklung:

Der ursprüngliche Siedlungskern liegt im Tal am Zusammenfluss von Niederdorfs- und Sulzbach.

Im Jahre 1552 wird Soden durch die Truppen des Markgrafen Albrecht-Alkibiades von Brandenburg-Kulmbach im Rahmen des Markgräflichen Krieges geplündert und niedergebrannt. 1619 werden bei einem Brand 16 Gebäude zerstört.

Historische Namensformen:

  • Sode (um 1189/90) (Kop. Sauer, Lehnsbücher der Herrschaft Bolanden, S. 19)
  • Soden, in (1191) (UB Mainz 2, 2, S. 922-924, Nr. 557)
  • Sodin (1222) [Nassauisches Urkundenbuch 1,1, S. 268-269, Nr. 380]
  • Bad Soden am Taunus (1922) (Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Wiesbaden 1922, S. 97)
  • Bad Soden (Taunus) (1974) (Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen, Teil 1, 1974, S. 309ff)
  • Bad Soden am Taunus (01.01.1977) (Staatsanzeiger für das Land Hessen 1976, S. 2091)

Bezeichnung der Siedlung:

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3464468, 5556515
UTM: 32 U 464407 5554732
WGS84: 50.143749° N, 8.501873° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

436001020

Flächennutzungsstatistik:

  • 1843: 1675 Morgen
  • 1885 (Hektar): 468, davon 312 Acker (= 66.67 %), 27 Wiesen (= 5.77 %), 60 Holzungen (= 12.82 %)
  • 1895: 468,7 ha
  • 1961 (Hektar): 479, davon 69 Wald (= 14.41 %)
  • 1981: 479,3 ha
  • Gesamtstadt: 1245 ha

Einwohnerstatistik:

  • 1605: 258 Einwohner
  • 1668: 95 Einwohner
  • 1763: 460 Einwohner
  • 1789: 130 Bürger (mit Hof Salz)
  • 1812: 986 Einwohner
  • 1820: 900 Einwohner
  • 1830: 1034 Einwohner
  • 1885: 1517, davon 1173 evangelisch (= 77.32 %), 325 katholisch (= 21.42 %), 1 andere Christen (= 0.07 %), 18 Juden (= 1.19 %)
  • 1961: 7626, davon 4315 evangelisch (= 56.58 %), 2698 katholisch (= 35.38 %)
  • 1970: 10067 Einwohner

Diagramme:

Bad Soden am Taunus: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • In der Sulzbacher Mark berechtigt
  • 1787: Die beiden Reichsdörfer Soden und Sulzbach unterstehen der Schutz- und Vogteiherrschaft des Kurfürsten zu Mainz und der Reichsstadt Frankfurt, die beide ihre Schutzherrschaft als Hoheitsrecht zu gleichen Teilen handhaben
  • 1803: Fürstentum Nassau-Usingen
  • 1806: Herzogtum Nassau
  • 1810: Herzogtum Nassau, Amt Oberursel
  • 1816: Herzogtum Nassau, Amt Höchst
  • 1849: Herzogtum Nassau, Verwaltungsbezirk IX (Kreisamt Höchst)
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Wiesbaden (Main-Kreis)
  • 1886: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Höchst
  • 1928: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
  • 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Main-Taunus-Kreis

Altkreis:

Main-Taunus-Kreis

Gericht:

  • Schöffen werden in Soden seit 1299 erwähnt. Im 18. Jahrhundert bestand der Rat aus 12 Mitgliedern unter dem Vorsitz des Stadtschultheißen; Selbstergänzung mit Bestätigung durch den Landesherrn. Seine Mitglieder waren zugleich Schöffen in den Rügegerichten über Frevel in den städtischen Waldungen.
  • 1816: Amt Höchst
  • 1849: Justizamt Höchst
  • 1854: Justiz- und Verwaltungsamt Höchst
  • 1867: Amtsgericht Höchst am Main
  • 1879: Amtsgericht Höchst
  • 1928: Amtsgericht Frankfurt a. M./Höchst
  • 1945: Amtsgericht Frankfurt am Main

Herrschaft:

In Verbindung mit der Sulzbacher Vogtei bis 1803 formal freies Reichsorf.

1282-1349: Wahrnehmung der Reichsrechte durch die Stadt Frankfurt

1349: wird die durch Kaiser Karl IV. an Philipp von Falkenstein verpfändet

1374: haben die Herren von Eppstein einen Amtsmann in Sulzbach

1423: als Reichslehen an Kurmainz

Nach 1450: in Abhängigkeit von Frankfurt

1581: Kurpfalz

1589: Einigung zwischen Frankfurt und Kurpfalz über die gemeinsame Herrschaft in Soden

1645: Bestätigung der Reichsfreiheit für Sulzbach durch das Reichskammergericht

1650: unter dem Schutz von Kurmainz

1656/57: Regelung der Hoheitsrechte zwischen Kurmainz und Frankfurt und Bestätigung durch den Kaiser

1790: Bestätigung der Reichsfreiheit und Auflehnung gegen die Einschränkungen in der Selbstverwaltung

1803: Nassau-Usingen

1806-1866 Herzogtum Nassau

1866-1918 Königreich Preußen

Gemeindeentwicklung:

Am 21.05.1947 wird Bad Soden das Stadtrecht durch das Land Hessen verliehen und zum 01.01.1977 schließen sich Bad Soden, Altenhain und Neuenhain zur Stadt Bad Soden am Taunus zusammen. Die heutige Bebauung erstreckt sich zwischen der Hunsrück- und Egmontstraße.

Zur Entwicklung der im Zuge der hessischen Gebietsreform neu gebildete Stadtgemeinde s. Bad Soden am Taunus, Stadtgemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Bad Soden am Taunus.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1191 nimmt Erzbischof Konrad von Mainz das Kloster Retters nach dem Vorbild Erzbischof Heinrichs in seinen Schutz und bestätigt seinen Besitz u.a. einen Weinberg in Soden.
  • 1222 hat sich der Besitz des Klosters auf 5 Weinberge, Grundzinsen, Einkünfte aus einer Mühle und einen Weingarten am Meilborn vergrößert.
  • 1275 verpachtet das Kapitel in Frankfurt 1 Hufe Land an Gerlach von Rorbach.
  • 1294 befindet sich ein Weinberg im Besitz des Frankfurter Bürgers Konrad von Knoblauch.
  • 1347 hat die Familie von Hornau hier Haus und Hof.
  • 1353 gehören den Grafen von Solms Güter in Soden als Teil des Vogteilehens des Klosters Limburg.
  • 1363 gehören dem Edelknecht Rudel von Reifenberg einige Güter.
  • 1414 werden der Familie von Vilbel Weingärten zugesprochen.
  • 1419 verkauft Henno von Reifenberg 5 Morgen Wiesen an die Roßdorfer Antoniter.
  • 1510 haben die von Vilbel einen Freihof als Vögte des Klosters Limburg zu Lehen.
  • 1513 gibt Graf Philipp von Solms die Alteburg und den großen Weingarten als Erbleihe aus.
  • 1518 verteidigt Philipp von Solms erfolgreich seine Rechte am Dinghof gegenüber der Stadt Frankfurt.

Zehntverhältnisse:

Um 1189/90 tragen Gerhard von Hainhausen(-Eppstein) und Werner von Bolanden den Zehnten von den Söhnen des Kaisers zu Lehen.

Um 1280-85 haben die Eppsteiner 1/3 des Zehnten und den halben Bedewein inne.

Um 1282/83 trägt Gottfried von Eppstein den Zehnten von Speyer zu Lehen, wobei 1/3 des Weinzehnten als Unterlehen Strakrad von Sulzbach gehört.

1421 gehören Teile des Weinzehnten der Herrschaft Königstein.

1433 gehört der Weinzehnt Gottfried von Eppstein-Münzenberg.

1558 gibt das Kloster Limburg Graf Ludwig von Stolberg-Königstein für 30 Jahre 1/3 des Weinzehnten.

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1335: Kapelle
  • 1482: Kapellenbau (1552 bei einem Brand zerstört)
  • 1555: Neubau der Kapelle
  • 1715/16: Neubau der ev. Kapelle
  • 1878: Bau des heutigen Turms
  • 1842: Vikar
  • 1863/64: Bau der kath. Kapelle
  • 1904/05: Erweiterung der kath. Kapelle
  • 1955-1957: Bau der kath. Kirche

Patrozinien:

  • Valentinus [1510]
  • Katharina [1863/64]

Pfarrzugehörigkeit:

Zunächst Filial von Salmünster, ab 1888 eigene Pfarrei

1973 eigenständige kath. Pfarrei

Diakonische Einrichtung:

Nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 2, ein Kindergarten mit 1 Arbeitskräften

Bekenntniswechsel:

Einführung der Reformation: 1539

Kirchliche Mittelbehörden:

Seit 1107 Dekanat Kastel, Archidiakonat von St. Peter in Mainz

Juden:

Von 1482-86 leben jüdische Geldhändler unter Schutz des Frankfurter Rates im Ort.

1750 gibt es eine jüdische Gemeinde mit Synagoge in einem Privathaus.

Von 1780-1848 gehören die Juden zur Gemeinde Niederhofheim.

1842 erfolgt der Neubau der Synagoge in der Neugasse 2

1938 wird die Synagoge im Zuge der Pogrome verwüstet.

1981 erfolgt der Abriss des alten Synagogengebäudes.

1657: 1, 1699: 5, 1726: 3, 1745: 7 jüdische Familien, 1842: 35, 1871: 38, 1925: 49 Juden

Friedhof seit 1873

Kultur

Schulen:

1623: Schulmeister

1690: Schulunterricht im Rathaus

Volksschule seit Anfang 18. Jahrhundert bezeugt

1821/22: Neubau des Schulgebäudes An der Trinkhalle

1855: Schulneubau an selber Stelle

1912/13: Bau des neuen Schulgebäudes in der Sulzbacher Straße

1951: Einrichtung zusätzlicher Klassenräume im Haus Bethesda

1963 Ausbau der Klassen im Haus Bethesda und Benennung in Theodor-Heuss-Schule (Grund-und Hauptschule, heute nur noch Grundschule)

1965: Aufbau eines Gymnasiums (1968 nach Sulzbach verlegt)

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Wirtschaft:

Im Mittelalter Haupterwerbszweig die Salzsiederei. 1433 stellt der Mainzer Erzbischof für Soden und Sulzbach ein Privileg zur Nutzung der Salzbrunnen aus. 1437 wird dieses Privileg an die Stadt Frankfurt übertragen. Kaiser Friedrich III. spricht dieses Privileg wieder Soden und Sulzbach zu und erweitert dieses um das Recht zur Salzgewinnung.

Im 19. Jahrhundert werden neue Salzquellen entdeckt, welche die Grundlage des aufkommenden Badebetriebes darstellen. Zudem ensteht eine Kinderheilanstalt.

Die Mehrzahl der Bevölkerung besteht aus Arbeitern, die zum Teil auswärts tätig ist, mit kleiner Landwirtschaft. Zudem bot die ansässige Möbelfabrik Verdienstmöglichkeiten.

Mühlen:

1222: Einkünfte des Klosters Retters aus einer Mühle

Markt:

1296: Verleihung eines Wochenmarktes

Zoll:

1296: Verleihung eines Zollprivilegs

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Bad Soden am Taunus, Main-Taunus-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/11295> (Stand: 26.5.2023)