Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Windecken

Stadtteil · 118 m über NN
Gemeinde Nidderau, Main-Kinzig-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

8,5 km nordöstlich von Hanau

Lage und Verkehrslage:

Am linken Ufer der Nidder gelegen.

Bahnhof der Eisenbahnlinie Hanau – Friedberg seit 1879. Die Teilstrecke Hanau - Nidderau/Heldenbergen-Windecken wurde am 1.12.1879 eröffnet, die Teilstrecke Nidderau/Heldenbergen-Windecken - Friedberg am 15.9.1881.

Endbahnhof der Eisenbahnlinien Nidderau/Heldenbergen-Windecken – Glauburg/Stockheim ("Niddertalbahn I"; "Stockheimer Lieschen") (Inbetriebnahme der Strecke 1.10.1905) und Bad Vilbel/Nord – Nidderau/Heldenbergen-Windecken ("Niddertalbahn II") (Inbetriebnahme der Strecke 1.6.1907).

Ersterwähnung:

um 850

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • oppidum 1288

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

  • Errichtung der Burg Windecken um 1262 am Nordrand der Siedlung.Teile der Ringmauer und zwei Tore erhalten.

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3491680, 5565122
UTM: 32 U 491609 5563336
WGS84: 50.222134° N, 8.882368° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

435021050

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 611, davon 501 Acker (= 82.00 %), 75 Wiesen (= 12.27 %), 3 Holzungen (= 0.49 %)
  • 1961 (Hektar): 610, davon 0 Wald

Einwohnerstatistik:

  • 1587: 85 Schützen, 39 Spießer und 12 andere wehrhafte Bürger
  • 1633: Haushaltungen und 43 Gefreite
  • 1753: 200 Haushaltungen und 24 Juden mit zusammen 872 Personen
  • 1812: 206 Feuerstellen, 1084 Seelen
  • 1885: 1481, davon 1393 evangelisch (= 94.06 %), 41 katholisch (= 2.77 %), 47 Juden (= 3.17 %)
  • 1961: 2952, davon 2476 evangelisch (= 83.88 %), 422 katholisch (= 14.30 %)
  • 1970: 3316

Diagramme:

Windecken: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1787: Landgrafschaft Hessen, Grafschaft Hanau-Münzenberg, Amt Windecken (zum Umfang des Amtes s. Mittelpunktfunktion)
  • 1806/7-10: Kaiserreich Frankreich, Fürstentum Hanau, Amt Windecken (Militärverwaltung)
  • 1810-1813: Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau, Distrikt Windecken
  • 1816: Kurfürstentum Hessen, Fürstentum Hanau, Amt Windecken
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Hanau, Kreis Hanau
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hanau
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Hanau, Landkreis Hanau
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hanau
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Hanau
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Hanau
  • 1968: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Hanau
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Main-Kinzig-Kreis

Altkreis:

Hanau

Gericht:

  • 1822: Landgericht Hanau
  • 1823: Justizamt Windecken
  • 1867: Amtsgericht Windecken
  • 1943: Amtsgericht Hanau

Herrschaft:

1277 scabini

1288 Stadtrechtsverleihung durch König Rudolf I.: oppido Wunecke,

1314 Bürgermeister,

1343 Stadtsiegel,

Gemeindeentwicklung:

Am 1.1.1970 zur Stadt Nidderau.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Der Bischof von Bamberg verpfändete seinen Hof 1239 und 1260 an Hanau, 1262 gab er ihn zu Lehen aus.
Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1314 Kapelle,
  • 1325 ecclesia

Pfarrzugehörigkeit:

Zunächst Pfarrei Ostheim, 1489 von dieser getrennt und zur Pfarrkirche erhoben.

Pfarrei der Klasse Windecken

Patronat:

Bischof von Bamberg, seit 1489 Hanau

Klöster:

  • Eremitage im Junkerwäldchen

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Widmann (Salicetus) 1540-1555, ehemaliger Mönch im Kloster Schlüchtern, musste nach seiner Heirat das Kloster verlassen.

Reformierter Bekenntniswechsel

Neben der reformierten Gemeinde bestand eine lutherische. Die erhielt 1673 einen Pfarrer, 1722 eine eigene Kirche.

Seit 1824 unierte Pfarrei.

Juden:

Provinzial-Rabbinat Hanau, Ostheim angeschlossen.

1429: 5-7 Haushaltungen; 1588: 8; 1632: 28 Haushaltungen; 1754: 89; 1827: 112; 1835: 116; 1850: 192; 1861: 164; 1905: 55; 1932/33: 41 Juden; November 1937: 15 Juden; November 1938: 12 Juden; die letzten Abmeldungen erfolgen 1939/41 alle nach Frankfurt.

Seit dem 14. Jahrhundert waren Juden im Ort ansässig. Sie lebten im Judenviertel im Südosten der Stadt. Seit 1331-1340 und 1341/42 sind Juden aus Windecken erwähnt. 1353 wird erstmals eine "Judengasse" genannt.

Nach der Vertreibung im 14. Jahrhundert ist eine erneute Ansässigkeit in den Jahren 1411, 1412 und 1418 belegt.

Schon vor 1481 gab es eine Synagoge im Ort - 1477 wird synagoga genannt. Sie lag innerhalb des Ghettos in der Judengasse. 1511/12 wurde sie abgerissen und eine neue Synagoge am Standort gebaut; im Judenviertel (entstand nach 1493) auch eine Mikwe. Im 17. und 18 kamen neues Gemeindehaus mit rituellem Bad und Schulhaus dazu. 1918 Umbenennung der Judengasse in Synagogengasse, 1933 Braugasse, später Ostheimer Straße. 1938 wurde das Synagogengebäude zerstört.

Schon 1833 gab es Ausschreitungen der Bevölkerung wegen der Gewährung des Holzsammelrechts für Juden.

Berufe: Bänker, Kaufleute; Händler.

Der Windecker Friedhof wurde 1497 bzw. 1505 (1517/18 "jüdenkirchoff genannt) angelegt, 1884 wurde er erweitert. Auch von Ostheim, Marköbel und Heldenbergen genutzt. Er liegt an der Eugen-Kaiser Straße. (alemannia-judaica)

Kultur

Schulen:

1391 Erwähnung Schulmeister; 1622 Mädchenschule; 1694-1822 Lutherische Schule; 1822 Vereinigung aller Schulen im Ort; 1910 Volksschule mit fünf Klassen

1853 Handwerksschule, später Berufsschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

1398 umfasste das Amt Burg und Stadt Windecken sowie die Dörfer Eichen, Erbstadt, Hirzbach, Marköbel, Niederdorfelden und Ostheim. 1782 fehlt Erbstadt, dafür gehört der Baiersröder Hof zum Amt,

Hanauische Residenzstadt bis 1436 (Verlegung nach Hanau)

Wirtschaft:

Landwirtschaft auf fruchtbarem Boden, noch 1939 bestehen 57 landwirtschaftliche Betriebe; Wein- und Tabakanbau bis ins 19. Jahrhundert; zahlreiche Handwerksbereiche; seit 1748 Glockengießerei, daneben Geschützgießerei; 1812 Ziegelhütte und Salzfaktorei; 1845 Feuerspritzenfabrik

um 1925 Sandsteinbrüche, Ziegelei; große Bedeutung des Baugewerbes

Mühlen:

Im Bereich der Ortslage sind vier Mühlen belegt: Lohmühle, Mühle auf der Katzenbach, Hochmühle (alle an der Katzenbach gelegen) und die Niddermühle (am nordwestlichen Stadtrand).

Markt:

1288 Verleihung eines Wochenmarktes

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Windecken, Main-Kinzig-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/12426> (Stand: 29.4.2023)