Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Friedrichsdorf

Stadtteil · 203 m über NN
Gemeinde Friedrichsdorf, Hochtaunuskreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Stadt

Lagebezug:

2,5 km nordöstlich von Bad Homburg.

Lage und Verkehrslage:

Die Stadt liegt am Südfuß des Taunus und wird durch einen Vorsprung des Hardtwaldes von der Homburger Bucht getrennt. Friedrichsdorf liegt an der Grenze zur Wetterau.

Friedrichsdorf liegt an der Straße von Bad Homburg nach Friedberg.

An der A5 und L3057 gelegen.

Bahnhof der der Eisenbahnlinie Weilburg – Bad Homburg ("Weiltalbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 15.10.1895).

Endbahnhof der Eisenbahnlinie Friedberg – Friedrichsdorf (Inbetriebnahme der Strecke 15.7.1901).

Ortsform:

Straßendorf

Siedlungsentwicklung:

Friedrichsdorf wurde 1687 als Hugenottensiedlung auf Betreiben Landgraf Friedrichs II. von Hessen-Homburg gegründet. Die Stadt entstand über dem wüst gefallenen Ort Dillingen.

Friedrichsdorf dehnte sich im Laufe seiner Entwicklung nach Westen hin entlang der parallel zum Taunus verlaufenden Hauptstraße aus. Die Siedlung war in die Bereiche Ober- und Untergasse geteilt. Querstraßen entstanden erst in jüngerer Zeit vor allem in Richtung Bahnhof und an den Ortsausgängen. Friedrichsdorf war zunächst von Wald umgeben, welcher aber zunehmend durch Obstplantagen und Gärten verdrängt wurde.

Nachdem die ersten Siedler lange Zeit in Lehmhütten und Baracken gelebt hatten, weil sie hofften nach Frankreich zurückkehren zu können, ordnete der Landgraf 1691 und 1694 den Bau fester Häuser an. Im Rahmen dieser Anordnung wies der Landgraf den Siedlern Wald zu, aus dem sie Holz für den Hausbau schlagen sollten. Nach 1694 entstanden so einstöckige Häuser mit hohem Giebel und einem Färberofen im Hof.

1916 wurde die Gemarkung von Dillingen nach Friedrichsdorf eingemeindet.

Historische Namensformen:

  • Neudorf
  • neue Dorf bei Seulberg (nouveau village), das
  • Wälschneudorf devant la hateur
  • Friedrichsdorf (nach 1688)

Bezeichnung der Siedlung:

  • noveau village.

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

  • Friedrichsdorf wurde 1687 als Hugenottensiedlung auf Betreiben Landgraf Friedrichs II. von Hessen-Homburg gegründet. Die Stadt entstand über dem wüst gefallenen Ort Dillingen.
  • Friedrichsdorf dehnte sich im Laufe seiner Entwicklung nach Westen hin entlang der parallel zum Taunus verlaufenden Hauptstraße aus. Die Siedlung war in die Bereiche Ober- und Untergasse geteilt. Querstraßen entstanden erst in jüngerer Zeit vor allem in Richtung Bahnhof und an den Ortsausgängen. Friedrichsdorf war zunächst von Wald umgeben, welcher aber zunehmend durch Obstplantagen und Gärten verdrängt wurde.
  • Nachdem die ersten Siedler lange Zeit in Lehmhütten und Baracken gelebt hatten, weil sie hofften nach Frankreich zurückkehren zu können, ordnete der Landgraf 1691 und 1694 den Bau fester Häuser an. Im Rahmen dieser Anordnung wies der Landgraf den Siedlern Wald zu, aus dem sie Holz für den Hausbau schlagen sollten. Nach 1694 entstanden so einstöckige Häuser mit hohem Giebel und einem Färberofen im Hof.
  • 1916 wurde die Gemarkung von Dillingen nach Friedrichsdorf eingemeindet.

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3474427, 5568994
UTM: 32 U 474362 5567206
WGS84: 50.256448° N, 8.640352° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

434002020

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 247, davon 62 Acker (= 25.10 %), 9 Wiesen (= 3.64 %), 129 Holzungen (= 52.23 %)
  • 1928 hatte die Gemarkung der Stadt eine Größe von 386 ha.
  • 1961 (Hektar): 386, davon 140 Wald (= 36.27 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1694: 36 Haush.
  • 1702: 50 Haush.
  • 1781: 89 Häuser mit 624 Einwohner (179 Männern, 144 Frauen, 142 Söhnen und 159 Töchtern)
  • 1807: 610 Einwohner
  • 1816: 657 Einwohner
  • 1829: 677 Einwohner
  • 1885: 1189, davon 1045 evangelisch (= 87.89 %), 103 katholisch (= 8.66 %), 46 andere Christen (= 3.87 %), 14 Juden (= 1.18 %), 1 andere (= 0.08 %)
  • 1950: 2991 Einwohner (1112 Haush., 602 Heimatvertriebene)
  • 1961: 3302, davon 2228 evangelisch (= 67.47 %), 924 katholisch (= 27.98 %)
  • 1970: 3938 Einwohner
  • 2007: 26083 Einwohner

Diagramme:

Friedrichsdorf: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1687: Amt Homburg
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt (Anteil am Fürstentum Oberhessen), Stadt und Amt Homburg vor der Höhe
  • 1806: Großherzogtum Hessen, Herrschaft Hessen-Homburg
  • 1816: Landgrafschaft Hessen-Homburg
  • 1866: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Obertaunuskreis
  • 1928: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Obertaunuskreis
  • 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Hochtaunuskreis

Altkreis:

Obertaunuskreis

Gericht:

  • Das Schöffengericht wurde durch den Amtmann zweimal im Jahr (im Mai und zu Michaelis) einberufen.

Herrschaft:

Friedrichsdorf gehörte seit 1687 zur Landgrafschaft Hessen-Homburg.

Ab 1866 zu Preußen gehörig.

Seit 1945 zum Bundesland Hessen gehörig.

Gemeinde:

Das 1700 geschaffene Schöffnegericht bestand aus einem Schultheiß (choltus oder maire) und sieben Schöffen (échevins). Schultheiß und Schöffen wurden durch den Amtmann und die landgräfliche Kanzlei berufen. Die Gemeinde konnte drei Kandidaten für den Posten des Schultheiß, darunter auch stets der Amtsinhaber, vorschlagen, von denen einer durch den Amtmann beim Maigreicht für eine Amtszeit von drei Jahren bestellt wurde.

Der Schultheiß und die Schöffen leiteten die Gemeinde, an deren Seite ab 1703 zwei Bürgermeister (bourgue-maitre) und ab 1735 vier (Kirchen-)Älteste (anciens) standen.

Gemeindeentwicklung:

Für die Gemeindeentwicklung seit Einführung der hessischen Gebietsreform s. Friedrichsdorf. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Friedrichsdorf.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1687 gewährte der Landgraf Friedrich II. von Hessen Homburg den Hugenotten Land und Holz zum Aufbau der Siedlung.
Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1702: erster Kirchenbau.
  • 1732: eigene calvinistische Geistliche aus der frz. Schweiz.
  • 1837: Einweihung der neuen ev. (franz.-ref.) Kirche.
  • 1913: Bau der kath. Kirche.

Pfarrzugehörigkeit:

Friedrichsdorf gehörte in seiner Anfangszeit zur ref. Gemeinde von Homburg, bis es 1732 selbsständig wurde.

Diakonische Einrichtung:

Nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 1, ein Kindergarten mit 8 Kräften im Jahr 1954

Bekenntniswechsel:

Nach 1687 Gründung einer französisch-reformierten Gemeinde.

1823: Erweckungsbewegung.

Nach 1823: Absplitterungen der Gemeinde zu den Altlutheranern und den Methodisten.

Seit 1948: kath. Seelsorge.

1987: Entstehung einer Mormonengemeinde.

Kirchliche Mittelbehörden:

1866 bestätigt Preußen die kirchliche Sonderstellung von Friedrichsdorf.

1924 gliedert sich Friedrichsdorf freiwillig in die Landeskirche von Nassau ein, behielt aber seine Sonderechte.

Juden:

1871: 9 Juden, 1895: 19 Juden, 1905: 6 Juden, 1925: 2 Juden

Kultur

Schulen:

Vor 1699: Volksschule (bis 1883 rein französisch, ab 1857 ein deutscher Lehrer).

1836: Gründung des Instituts Garnier als Knabeninternat für Handelswissenschaft und franzöische Sprache (1868 Realschule, 1926 städt. Mittelschule).

1849: Gründung des Mädchenpensionats Müller.

Kultur:

Schützenfest seit dem 18. Jahrhundert

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Historische Ereignisse:

Die Ansiedlung protestantischer Flüchtlinge wurde in einem Edikt des Landgrafen vom 13.03.1687 festgeschrieben, worin er den Siedlern unentgeltliche Bauplätze, eine zehnjährige Steuerfreiheit, das Recht auf Kaufmannschaft und Anlage von manufakturen, zunftfreies Handwerk sowie freie Flächen für den Ackerbau gewährte. 1687 siedelten sich zunächst Waldenser in Friedrichsdorf an, die aus dem Alpendorf Mantolles stammten, aber bereits im November desselben Jahres die Siedlung wieder verließen. Wohl noch 1687 kamen über Frankfurt Hugenotten nach Friedrichsdorf. Die letzten Flüchtlinge kamen 1698 an. Am 23.03.1700 huldigten alle franz. Siedler dem Landgrafen im Homburger Schloßhof.

Seit 1750 versuchten die Siedler von Friedrichsdorf den Landgrafen Friedrich Ludwig zu einer Erneuerung des Privilegs zu bewegen. 1771 erneuerte der Landgraf das Privileg und verlieh den Bewohnern zusätzlich das Stadtrecht (privilége de ville et de bourgeois). Die Privilegien der Friedrichsdorfer wurden 1821, 1837, 1839, 1847, 1858 und 1866 bestätigt.

Wirtschaft

Wirtschaft:

Von 1687-1740 war die Textilherstellung und Verarbeitung der Hauptgewerbezweig. Die Hugenotten bauten hochentwickelte Textilbetriebe mit eigenen Färbereien auf. Besonderes Gewicht lag auf der Herstellung von Strümpfen, Spitze, Flanell- und Canvas-Stoffen und Watte. Die Erzeugnisse aus Friedrichsdorf genossen einen ausgezeichneten Ruf und wurden von der Frankfurter Messe aus exportiert.

Ab dem Ende des 18. Jahrhunderts löste die Zwiebackproduktion das Textilgewerbe als Hauptgewerbezweig ab. Im Laufe der Zeit wurde Friedrichsdorfer Zwieback zu einer bekannten Spezialität.

Noch heute gibt es Zwiebackbäckereien in Friedrichsdorf, daneben etablierte sich die Nahrungsmittel- und Bekleidungsindustrie sowie die Lederverarbeitung.

In der Landwirtschaft ist der Obstanbau (Kirschen aus der Flur "Dillinger Kirschenberg") von Bedeutung.

Markt:

Friedrichsdorf hatte 1728 die Marktgerechtigkeit im Seulberger Wald zugesprochen bekommen.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Friedrichsdorf, Hochtaunuskreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/11509> (Stand: 24.1.2023)