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KDR 100, TK25 1900 ff.
Urkataster+
Pfungstadt
Historische Karten
Großherzogtum Hessen 1823-1850 (Übersichtskarte mit handschriftlichen Ergänzungen) – 22. Darmstadt
Gerichtsstätten
Pfungstadt, Gerichtsstätte

Weitere Informationen

Pfungstadt

Stadtteil · 103 m über NN
Gemeinde Pfungstadt, Landkreis Darmstadt-Dieburg 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Stadt

Lagebezug:

8,5 km südwestlich von Darmstadt

Lage und Verkehrslage:

Am Modaubach in der Übergangszone von Ried und Odenwald gelegen.

Nebenbahnhof der Eisenbahnlinie Frankfurt am Main – Heidelberg ("Main-Neckar-Bahn") (Inbetriebnahme der Strecke 20.12.1886).

Ersterwähnung:

785

Historische Namensformen:

  • Phungestat (785) [Codex Laureshamensis II, Nr. 214]
  • Phungestat (804)
  • Phungestetero marcha, in (829)
  • Fungestat (1113)
  • Pungestat (1229)
  • Pungestait (1292)
  • Pungistad (1310)
  • Pungstat (1318)
  • Pungestad (1321)
  • Pungstat (1355)
  • Pungstaid (1356)
  • Phongstad (1393)
  • Pungstat (1403)
  • Pfungstat (1424)
  • Punckstate (1455)
  • Pungstat
  • Punckstadt (1486)
  • Püngstadt (1487)
  • Pongstait (1493)
  • Pfingstat (1519)
  • Pfündtstadt (1542)
  • Pfingstatt
  • Pfungstatt (1777)

Bezeichnung der Siedlung:

  • 1886: Stadtrechtsverleihung

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

  • Wüstung Haselach

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3471327, 5518593
UTM: 32 U 471263 5516825
WGS84: 49.80319° N, 8.600653° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

432018040

Flächennutzungsstatistik:

  • 1854 (Morgen): 14086, davon 6503 Acker, 1316 Wiesen, 5534 Wald
  • 1961 (Hektar): 3412, davon 1511 Wald (= 44.28 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1629: 202 Hausgesessene
  • 1695: 44 Mann
  • 1829: 2799 Einwohner
  • 1961: 13064, davon 9442 evangelisch (= 72.27 %), 3083 katholisch (= 23.60 %)
  • 1970: 17075 Einwohner

Diagramme:

Pfungstadt: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • in Phungestetero marcha (829)
  • zeitweise eigenes Amt
  • 1571: Amt Darmstadt
  • 1714: Amt Seeheim
  • 1783: Amt Darmstadt
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Obere Grafschaft Katzenelnbogen, Oberamt Darmstadt, Amt Pfungstadt
  • 1803: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Provinz Starkenburg, Amt Pfungstadt
  • 1806: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Amt Pfungstadt
  • 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landratsbezirk Bensheim
  • 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Bensheim
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Heppenheim
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Darmstadt
  • 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Darmstadt
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Darmstadt
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Darmstadt
  • 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Darmstadt-Dieburg

Altkreis:

Darmstadt

Gericht:

  • Eigenes Centgericht
  • 1821: Landgericht Zwingenberg
  • 1853: Landgericht Darmstadt
  • 1879: Amtsgericht Darmstadt II
  • 1932: Amtsgericht Darmstadt

Herrschaft:

1886 Stadtrechtsverleihung durch Großherzog Ludwig IV. von Hessen

Gemeindeentwicklung:

31.10.1937: Umgemeindung eines Teils von Pfungstadt nach Allmendfeld

Für die Gemeindeentwicklung seit Einführung der hessischen Gebietsreform s. Pfungstadt. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Pfungstadt.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 785 schenkt Werinheri dem Kloster Lorsch acht Mansen nebst Zubehör, darunter drei Mühlen und zwei Mühlplätze. 1113 bestätigt König Heinrich V. der Celle Michelstadt den Besitz von anderthalb Mansen in Pfungstadt.
  • 1318 fällt das Dorf bei der Mutscharung der Grafen von Katzenelnbogen mit allen Rechten, Gütern und Leuten dem Grafen Eberhard von Katzenelnbogen zu. 1420 belehnt Erzbischof Konrad von Mainz den Grafen Johann von Katzenelnbogen mit dem Dorf und Zubehör. 1479 an die Landgrafschaft Hessen.
  • 1571 hat der Landgraf von Hessen die hohe Obrigkeit. 1583 Erneuerung des kurmainzischen Mannlehens für Hessen.

Zehntverhältnisse:

Bis 1277 ist der Zehnte Mainzer Lehen derer von Erbach, dann an die von Starkenburg verkauft.

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1277: Ortskirche erwähnt
  • 1288: Archipresbiter

Patrozinien:

  • Martinus; Maria; Katharina (Altäre)

Pfarrzugehörigkeit:

Wüstung Haselaha sowie die Orte Eich und Hahn

Patronat:

1277 sind die Schenken von Erbach mit dem Patronatsrecht belegt.

1357 ist es an die von Wallbrunn verlehnt, 1384 als mainzisches Lehen bezeugt.

Nach 1714 durch Kauf an die Landgrafen.

Diakonische Einrichtung:

Diakonissen in Gemeindestation 1894 – 1904, im Kindergarten 1894 – 1904; nach Röschen, Beschreibung der evangelischen Pfarreien des Großherzogtum Hessen um 1900 hat der Verein für Gemeindepflege zwei Diakonissen aus Darmstadt angestellt für die Gemeindearbeit und drei für den Kindergarten; in der Kleinkinderschule, einem eigenen Haus, wohnen auch die fünf Diakonissen; 1928 werden noch drei Diakonissen erwähnt; nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 1 Kraft

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Nikolaus Gaul ab 1528, war 1516-1528 katholischer Priester in Pfungstadt.

Kirchliche Mittelbehörden:

Archidiakonat St. Viktor in Mainz, Landkapitel Bensheim

Juden:

1770: 12, 1828: 122, 1871: 236, 1900: 174, 1910: 91, 1925: 77 Juden

Synagoge in der Hillgasse 8

1857 Gründung einer höheren Lehranstalt

Kultur

Schulen:

1561 Gründung einer Schule; 1748 Aufteilung in eine Jungen- und eine Mädchenschule; um 1880 Höhere Bürgerschule; 1888 Gründung der Lessingschule (Volksschule), 1897 Schillerschule (Volksschule), 1907 Goetheschule (Volksschule) bereits mit Schwimmbad, 1953 Friedrich-Ebert-Schule (Volksschule)

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

1571 gehören zur Cent Pfungstadt die Orte: Pfungstadt, Griesheim, Eschollbrücken, Hahn, Eich, Eberstadt, Nieder-Ramstadt, Nieder-Traisa, Waschenbach und Nieder-Beerbach.

Zur Cent gehören: Pfungstadt, Griesheim, Eschollbrücken, Hahn, Eich, Eberstadt, Nieder-Ramstadt, Nieder-Traisa, Waschenbach, Nieder-Beerbach, Haselaha (wüst), Dunkelbach (wüst) und Reckershausen (wüst); Centgericht bis 1821

Wirtschaft:

Landwirtschaft und im 16. Jahrhundert Weinbau bilden Grundlagen der Wirtschaft; seit dem 18. Jahrhundert Aufbau von Gewerbebetrieben: Wollmanufaktur, Krappfabrik, Zucker-, Ultramarin-, Zigarren-, Streichholz-, Papier- und Puppenfabriken, Brauerei und Torfgewinnung.

Um 1956 Vielzahl an Fabriken: Baugewerbe, Baustofferzeugung, Brauerei und Malzfabrik, Chemische Fabriken, Elektrotechnische Fabrik, Gummiwaren-, Herd-, Ofen- und Kartonagenfabriken, Metallverarbeitung und Maschinenfabriken, Polstermöbel-, Matratzenherstellung, Zündholzfabriken

Mühlen:

In der Ortslage: Schmeihmühle, Appelsmühle, Untere Krapp-Mühle, Obere Krapp-Mühle und Streh-Mühle. Diese Mühlen sind in der Generalstabskarte des Großherzogtums Hessen (1832-1850) eingetragen. Außerhalb der Ortslage befanden sich die Galgen- und die Bornmühle (s. eigene Artikel). 1570 bestanden 10, 1639 vierzehn, im 19. Jahrhundert elf Mühlen, an die die umliegenden Dörfer bis zum Rhein liefern mussten.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Pfungstadt, Landkreis Darmstadt-Dieburg“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/13528> (Stand: 8.7.2023)