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KDR 100, TK25 1900 ff.
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Herzogtum Nassau 1819 – 46. Wiesbaden

Bierstadt

Stadtteil
Gemeinde Wiesbaden, Stadt Wiesbaden 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

3,5 km östlich von Wiesbaden

Lage und Verkehrslage:

Siedlung mit komplexem Grundriss östlich des Aukammtales. Kirche im Osten des Ortsbereichs

Ersterwähnung:

927

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3448866, 5550014
UTM: 32 U 448811 5548234
WGS84: 50.084167° N, 8.284492° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

414000120

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 1119, davon 746 Acker (= 66.67 %), 83 Wiesen (= 7.42 %), 250 Holzungen (= 22.34 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1885: 2077, davon 1830 evangelisch (= 88.11 %), 177 katholisch (= 8.52 %), 70 Juden (= 3.37 %)

Diagramme:

Bierstadt: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 881: in pago Cunigeshundero in Peristatter marca
  • 927: in Kuningessundere in comitatu Everhardi comitis (Königssondergau in der Grafschaft des Grafen Eberhard)
  • 1353: Grafschaft Nassau (walramische Linie), Herrschaft Wiesbaden
  • 1433: Herrschaft Eppstein-Münzenberg
  • 1787: Fürstentum Nassau-Usingen, Oberamt oder Herrschaft Wiesbaden
  • 1806: Herzogtum Nassau, Oberamt Wiesbaden, Kirchspiel Bierstadt
  • 1816: Herzogtum Nassau, Amt Wiesbaden
  • 1849: Herzogtum Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden,Herzogtum Nassau, Verwaltungsbezirk X (Kreisamt Wiesbaden)
  • 1854: Herzogtum Nassau, Amt Wiesbaden
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Wiesbaden (Main-Kreis)
  • 1928: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Stadtkreis Wiesbaden

Altkreis:

Wiesbaden

Gericht:

  • 1254 sollte das Mainzer Domkapitel den Schulheißen, die Herren von Eppstein den Zentgrafen stellen
  • 1441: Abtretung der Hochgerichtsbarkeit von den Herren von Eppstein an Nassau
  • 1516: Nassau-Idstein
  • 1816: Amt Wiesbaden
  • 1849: Justizamt Wiesbaden
  • 1854: Justiz- und Verwaltungsamt Wiesbaden
  • 1867: Amtsgericht Wiesbaden

Herrschaft:

1353 im Weistum des Hofes Wiesbaden genannt

Gemeindeentwicklung:

Am 1.4.1928 Eingemeindung in die Stadt Wiesbaden

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 927 schenken die Eheleute Alfwin und Ada dem Ursula-Stift zu Köln einen Hof mit allem Zubehör in Bierstadt sowie mit 30 zu diesem Hof gehörenden Mansen samt den darauf sitzenden Hörigen und einen Anteil an der Bierstädter Kirche, in Bierstadt, Kloppenheim, Erbenheim und Wicker im Königssondergau und an einem weiteren Ort. Der Besitz ging schon früh an lokale Gewalten bzw. an das Mainzer Erzstift über. 1128 schenkt Erzbischof Adalbert I. von Mainz dem Domkapitel einen Hof in Bierstadt, den seine Verwandten Graf Ulrich und dessen Gattin Mathilde dem Erzstift übertragen hatten. Unter Adalbert I. wird Bierstadt als Allod erwähnt, das der Erzbischof für Geld erworben hat. Kloster Eberbach besaß schon vor 1211 ein predium in Bierstadt. 1211 wies das Kloster dem Mainzer Mauritiusstift einen halben Mansus Allodialland dieses offensichtlich noch wesentlich umfangreicheren Bierstädter Besitzes an. 1221 kaufen die Grafen Heinrich und Robert von Nassau vom Mainzer Domkapitel den Bezirk der Burg Sonnenberg für 30 Mark, tragen denselben dem Kapitel zu Lehen auf und versprechen, den Hof des Kapitels zu Bierstadt, dessen Gemarkungsgrenze festgestellt wird, nicht weiter zu schädigen.
  • Die Herren von Eppstein hatten bereits vor 1200 alle Güter, die zum Hof Wiesbaden gehörten, als nassauische Lehen empfangen, wobei unsicher ist, welche Dörfer hierzu gehörten. Beide Geschlechter bemühten sich seit dem 13. Jahrhundert um eine Ausweitung ihrer Herrschaft, wobei die Eppsteiner im 14. und 15. Jahrhundert immer mehr zurückgedrängt wurden. 1254 kam es zum Streit zwischen dem Domkapitel und den Herren von Eppstein, der in einem Vergleich vor dem Mainzer Erzbischof endete.
  • Im der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts gelang es den Grafen von Nassau das Domkapitel aus der Herrschaft zu verdrängen..
  • 1540 erwarb das Kloster Bleidenstadt den Mainzer Besitz.
Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 927: Kirche
  • 1337: Pfarrer

Patrozinien:

  • Nikolaus

Pfarrzugehörigkeit:

Zum Kirchspiel gehörten Rambach und Sonnenberg zur Hälfte.

Patronat:

1351 werden die Patronatsrechte vom Mainzer Dompropst seinem Kapitel übertragen und inkorporiert. Die Einsetzung des Vikars blieb jedoch beim Dompropst. 1540 fiel das Recht an das Kloster Bleidenstadt.

Diakonische Einrichtung:

Nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 2, ein Kindergarten mit 3 Kräften

Bekenntniswechsel:

Die Einführung der Reformation erfolgte vermutlich um 1540.

In allen Orten des Herzogtums Nassau wurde ab 1817 die Union des lutherischen und reformierten Bekenntnisses zu einer evangelischen Kirche eingeführt.

Kirchliche Mittelbehörden:

Archidiakonat des Propstes von St. Peter in Mainz, Dekanat Kastel

Juden:

1843: 141, 1905: 65 Juden; alte Siedlung

um 1827 Bau einer Synagoge; seit 1890 Friedhof

Kultur

Schulen:

1594 Errichtung der Schule.

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Bierstadt, Stadt Wiesbaden“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/11153> (Stand: 21.5.2023)