Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Schwanheim

Stadtteil
Gemarkung Frankfurt-Schwanheim, Gemeinde Frankfurt am Main, Stadt Frankfurt am Main 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

8 km südwestlich von Frankfurt am Main

Lage und Verkehrslage:

Geschlossene Siedlung mit regelhaften Grundrißmerkmalen am linken Ufer des Mains. Zwei Kirchen im nördlichen Ortsbereich in Ufernähe.

Ersterwähnung:

880

Siedlungsentwicklung:

In der Gemarkung befanden sich zahlreiche vorgeschichtliche Hügelgräber.

In der Flur Heftgewann ca. 3 km südwestlich von Schwanheim wurde 1972 im Zuge von Straßenbauarbeiten eine villa rustica entdeckt, deren Belegdauer in das 2./3. Jahrhundert fällt.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa (1100);

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3470915, 5549778
UTM: 32 U 470852 5547998
WGS84: 50.083534° N, 8.592575° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

412000180

Frühere Ortskennziffer:

412000818

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 1796, davon 817 Acker (= 45.49 %), 127 Wiesen (= 7.07 %), 718 Holzungen (= 39.98 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1606: 63 Hausgesessene
  • 1834: 1054 Einwohner
  • 1840: 1221
  • 1846: 1423
  • 1852: 1531
  • 1858: 1609
  • 1864: 1814
  • 1871: 1862
  • 1875: 2123
  • 1885: 2703, davon 238 evangelisch (= 8.81 %), 2457 katholisch (= 90.90 %), 6 andere Christen (= 0.22 %), 0 Juden, 2 andere (= 0.07 %)
  • 1895: 3095
  • 1905: 4494
  • 1910: 5283
  • 1925: 5542
  • 1970: 10225 (ohne Siedlung Goldstein)

Diagramme:

Schwanheim: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1439-1499: Stadt Frankfurt
  • 1499: Kurfürstentum Mainz, Amt Höchst
  • 1787: Kurfürstentum Mainz, Oberamt Höchst und Königstein, Amtsvogtei Höchst
  • 1803: Nassau-Usingen, Oberamt Höchst und Königstein, Amtsvogtei Höchst
  • 1816: Herzogtum Nassau, Amt Höchst
  • 1849: Herzogtum Nassau, Verwaltungsbezirk IX (Kreisamt Höchst)
  • 1854: Herzogtum Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Amt Höchst
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Wiesbaden (Main-Kreis)
  • 1886: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Höchst
  • 1928: Stadtkreis Frankfurt am Main
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Frankfurt am Main
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Frankfurt am Main
  • 1952: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreisfreie Stadt Frankfurt am Main
  • 1968: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Frankfurt am Main

Altkreis:

Frankfurt am Main, Stadt

Gericht:

  • 1439 verkauft Gottfried von Eppstein mit Wissen des Abtes von St. Jakobsberg die Hälfte des Gerichts Schwanheim für 2500 Gulden wiederruflich an die Stadt Frankfurt.
  • 1623 ist Schwanheim dem Erzstift Mainz mit allen Gerechtsamen untergeordnet
  • 1816: Amt Höchst
  • 1849: Justizamt Höchst
  • 1854: Justiz- und Verwaltungsamt Höchst
  • 1867: Amtsgericht Höchst am Main
  • 1879: Amtsgericht Höchst
  • 1928: Amtsgericht Frankfurt a. M./Höchst
  • 1945: Amtsgericht Frankfurt am Main

Herrschaft:

Die eppsteinische Ortsherrschaft in Schwanheim geht auf die vom Kloster St. Jakob in Mainz lehnrührige Vogtei des Hofes des sowie umfangreichen Güterbesitz zurück. Im 14. und 15. Jahrhundert kam es zu Streitigkeiten mit der Stadt Frankfurt, die u.a. 1335 in einem Schiedsspruch geregelt werden sollten. Mehrfach erlangte Frankfurt eine Pfandschaft, ohne verhindern zu können, dass das Dorf schließlich 1499 an den Mainzer Erzbischof gelangte (Schäfer, Herren von Eppstein, S. 385-386). 1458 hatte bereits das Kloster St. Jakob in Mainz dem Erzbischof das Dorf mit allen Rechten und Eigentum übertragen.

Gemeindeentwicklung:

Am 1.4.1928 Eingliederung in den Stadtkreis Frankfurt am Main. Bis 1931 bedeutende Siedlungserweiterung durch die Goldsteinsiedlung (Goldstein) flußaufwärts in Richtung Niederrad.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 880 beurkundete Ludwig der Jüngere, dass sein Vater Ludwig der Deutsche der königlichen Salvatorkapelle in Frankfurt u.a. die Kirche in Schwanheim mit zugehörigem Zehnten, Leibeigenen und Grundbesitz übertragen habe. Karl der Dicke bestätigte dies 882 ebenfalls. 977 bestätigte König Otto II. auf Bitte des Mainzer Erzbischofs Willigis der königlichen Salvatorskapelle zu Frankfurt die von König Karl dem Dicken am 2. Dezember 862 gemachten und namentlich aufgezählten Schenkungen, wozu die Kirche in Schwanheim mit dem Zehnten gehörte, aber zudem auch die Nona, die das Stift vor 977 erworben haben muß. 1100 schenkt Sigebodo von Rode zusammen mit seiner Schwester Bertah dem Kloster St. Alban zu Mainz für die Kirche St. Justin in Höchst eine halbe Hufe in Schwanheim und genannte Unfreie. 1102 beurkundet Abt Hartwig von St. Jakob in Mainz, dass Ulrich von Rode das Dorf Roth und vier Hufen in Schwanheim dem Kloster als Pfand für 100 Mark übergeben hat mit der Abmachung, dass die Erben Ulrichs die Besitzungen wieder einlösen können, und gibt ihm genannte Güter des Klosters unter näher ausgemachten Bedingungen zu Lehen. 1128 schenkte König Lothar III. dem Reichsministerialen Konrad von Hagen, seiner Gattin Liukard und ihren Erben sieben Mansen im Reichswald Dreieich zwischen Schwanheim und dem Main an der Königsbach.
  • Bei der Falkensteiner Erbteilung 1275 erhält Werner von Falkenstein u.a. die zur Burg Dreieichenhain gehörenden Eigenleute zu Schwanheim.
  • Die Herren von Eppstein besaßen bereits im 13. Jahrhundert Rechte in Schwanheim und erhielten vom Mainzer St. Jakobskloster die Vogtei zu Lehen. Im 14. und 15. Jahrhundert kam es zwischen den Herren von Eppstein und der Stadt Frankfurt zu Auseinandersetzungen um die Ortsherrschaft, bevor diese 1499 endgültig an das Mainzer Erzstift gelangte.

Zehntverhältnisse:

880 beurkundete Ludwig der Jüngere, dass sein Vater Ludwig der Deutsche der königlichen Salvatorkapelle in Frankfurt u.a. die Kirche in Schwanheim mit zugehörigem Zehnten, Leibeigenen und Grundbesitz übertragen habe.

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 880: aecclesia. Die Martinskirche im Schwanheimer Feld befand sich auf einer leichten Anhöhe im westlichen Teil der Gemarkung Schwanheim nahe dem Main (heutiges Industriegelände). Nach Übergang der Funktionen auf die Mauritiuskirche verfiel sie und war 1623 vollkommen zerstört. 1648 wurden die letzten Mauerreste gebrochen. 1686 wurde eine barocke Saalkirche im Ort (seit 1902 St. Josefs-Schwesternhaus) errichtet
  • 1325: Pleban
  • 1335: Viceplebanus
  • 1410: Mauritiuskapelle als Filiale genannt, 1562 Pfarrerhebung, nach dem Dreißigjährigen Krieg verfallen, Kirchenneubau 1687 konsekriert. 1899-1901 neogotische Hallenkriche.
  • 1911: evangelische Martinskirche als neoromanische Hallenkirche fertiggestellt

Patrozinien:

  • Martinus; Mauritius

Pfarrzugehörigkeit:

Zum Kirchspiel der Martinskirche gehörten Kelsterbach (bis 1558), Niederrad (bis 1888) und der Hof Goldstein.

Patronat:

Die Kollatur fiel zunächst dem Propst des Bartholomäusstiftes zu und wurde 1387 dem Kapitel inkorporiert.

Diakonische Einrichtung:

Nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 1 Kraft, Kindergarten mit 2 Kräften

Bekenntniswechsel:

Aufgrund der Zugehörigkeit zum Erzstift Mainz blieb der Ort katholisch.

Kirchliche Mittelbehörden:

Archidiakonat St. Viktor in Mainz, Landkapitel Groß-Gerau

Kultur

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Historische Ereignisse:

1446 und 1669 Brände

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Schwanheim, Stadt Frankfurt am Main“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/11736> (Stand: 26.11.2022)