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Fürstentum Waldeck und Pyrmont 1866

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Affoldern

Ortsteil · 200 m über NN
Gemeinde Edertal, Landkreis Waldeck-Frankenberg 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

6 km nordwestlich von Bad Wildungen

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regelhaften Grundrißmerkmalen am Nordostrand des Affolderner Sees, eines Ausgleichsbeckens des Edersees. Kirche am Südrand des Ortes. Im Osten verläuft die Bundesstraße 485

Ersterwähnung:

850

Siedlungsentwicklung:

Große Schäden erlitt der Ort 1943 beim Zusammenbruch der Staumauer der Edertalsperre durch einen britischen Luftangriff.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • locum et villa (850)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Umlegung der Flur:

1875-1883

Älteste Gemarkungskarte:

1855-1858

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3506144, 5670324
UTM: 32 U 506068 5668496
WGS84: 51.167864° N, 9.086783° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

635009010

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 651, davon 278 Acker (= 42.70 %), 30 Wiesen (= 4.61 %), 262 Holzungen (= 40.25 %)
  • 1961 (Hektar): 650, davon 256 Wald (= 39.38 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1541: 17 Häuser
  • 1620: 22 Häuser
  • 1650: 13 Häuser
  • 1738: 24 Häuser
  • 1770: 29 Häuser, 194 Einwohner
  • 1885: 273, davon 259 evangelisch (= 94.87 %), 1 katholisch (= 0.37 %), 13 Juden (= 4.76 %)
  • 1895: 242, davon 235 evangelisch (= 97.11 %), 0 katholisch, 7 Juden (= 2.89 %)
  • 1961: 469, davon 406 evangelisch (= 86.57 %), 59 katholisch (= 12.58 %)

Diagramme:

Affoldern: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 850: in provincia quam Hessi inhabitant
  • 1487: Grafschaft Waldeck, Amt Waldeck
  • 1712: Fürstentum Waldeck, Amt Waldeck
  • 1757: Fürstentum Waldeck, Amt Waldeck
  • bis 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Amt Waldeck
  • 1814: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberamt der Eder (Sitz in Nieder-Wildungen)
  • 1816: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Oberjustizamt der Werbe (Sitz in Sachsenhausen)
  • 1850: Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Kreis der Eder
  • 1919-1929: Freistaat Waldeck, Kreis der Eder
  • 1929: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Kreis der Eder
  • 1942: Deutsches Reich, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Waldeck
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg

Altkreis:

Waldeck

Gericht:

  • 1537 war das Gericht zu Affoldern zwischen den Grafen von Waldeck und denen von Meyenburg strittig
  • 1816: Oberjustizamt Werbe
  • 1850: Kreisgericht Wildungen
  • 1868/69: Amtsgericht Wildungen
  • 1879: Amtsgericht Niederwildungen
  • 1906: Amtsgericht Bad Wildungen

Herrschaft:

Bereits vor 1268 können sich die Grafen von Waldeck herrschaftliche Rechte in Affoldern sichern. Im 14. Jahrhundert gelingt es ihnen, sich gegenüber den konkurrierenden Ansprüchen durchzusetzen, auch wenn sie den Freistuhl Affoldern 1376 vorübergehend den Landgrafen von Hessen auflassen. 1510 gehört den Waldeckern u.a. der ganze Zehnte sowie der Freihof.

Gemeindeentwicklung:

Seit dem 31.12.1971 ist Affoldern Teil der Gemeinde Edertal. Gemeindesitz ist in Giflitz.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 850 überträgt Gozmar dem Kloster Fulda seinen Besitz in Affoldern. Im Rahmen eines Tauschgeschäfts gelangt der Besitz des Klosters Fulda in Affoldern um 900 an Graf Konrad den Älteren.
  • 1238 bekundet der Scholastikus Heinrich von Fritzlar, dass Gumpert und Werner von Affoldern alle ihre Güter in Affoldern, ausgenommen eine Mühle, dem Kloster Berich aufgelassen haben. 1268 verzichtet Graf Adolf von Waldeck auf seine Rechte in Affoldern zugunsten des Klosters Berich (HStAM Bestand Urk. 85 Nr. 8291).
  • Graf Heinrich Raspe (gestorben 1180) schenkt dem Petersstift Fritzlar einen Grundbesitzkomplex (territorium) in Affoldern. 1275 verpachtet das Kapitel des Fritzlarer Petersstifts Allod in Affoldern an die Klöster Berich und Netze.

Zehntverhältnisse:

1306 erwirbt Graf Otto I. von Waldeck den Zehnten, der sich vorher im Besitz des Edlen Ditmar Opolt befindet. 1310 hat das Petersstift Fritzlar Zehnteinkünfte in Affoldern. Um 1320 ist der Zehnte von den Grafen von Waldeck an die Herren von Itter verpfändet. 1343 trägt Siegfried Friling von Frankenberg den halben Zehnten von denen von Itter zu Lehen. Nach langjährigen Streitigkeiten um die Zehntrechte konnten sich schließlich die Grafen von Waldeck 1367 die Rechte sichern. 1510 war der ganze Zehnt, der Freihof u.a. in waldeckischem Besitz.

Ortsadel:

1238

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Um 1410: Pfarrei
  • Turm einer ehemaligen Wehranlage von ca. 1300 erhalten. Gotischer Chor und Schiff des 18. Jahrhunderts 1943 zerstört, 1950-52 mit traditionalistischen Formen neu aufgebaut

Pfarrzugehörigkeit:

Pfarrei Affoldern, zu der 1595 und später Mehlen als Filialort gehört, seit 1685 auch Buhlen. 1994 sind Buhlen und Mehlen Filialgemeinden.

Katholisch zum Kirchspiel Arolsen

Patronat:

1520 und um 1600: Graf von Waldeck

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Hermann Hane 1520-1559, seit 1526 evangelisch

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Peter zu Fritzlar, Erzpriestersprengel Bergheim

Juden:

Die Affolder Juden nutzen den jüdischen Friedhof in Bergheim.

Von 1847 bzw. 1859 bis 1867-1875 werden Juden in den evangelischen Geburts-, Trau- und Sterberegistern geführt. Vermutlich handelte es sich um eine oder zwei Familien.

Anfang des 20. Jahrhunderts war noch eine Familie im Ort ansässig. Viele Familienmitglieder starben nach 1933. (alemannia-judaica)

Kultur

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mühlen:

Mahl-, Schrot- und Gipsmühle der Gebrüder Düker an einem von der Eder abgeleiteten Betriebsgraben, ab 1932 mittels Elektro- und Rohölmotor. 1943 stillgelegt

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Affoldern, Landkreis Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/1471> (Stand: 22.3.2024)