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KDR 100, TK25 1900 ff.
Urkataster+
Rosenthal
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 50. Rosenthal

Weitere Informationen

Rosenthal

Stadt · 275 m über NN
Gemeinde Rosenthal, Landkreis Waldeck-Frankenberg 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Stadt

Lagebezug:

10,5 km südöstlich von Frankenberg (Eder)

Lage und Verkehrslage:

Kleinstadt mit regelmäßigem Grundriss an der Bentreff im Nordosten des Burgwaldes in flachem Talkessel. Zwischen Rodebach im Süden und Fischbach erstreckt sich die Stadt mit längsrechteckigem Grundriss in West-Ost-Richtung. Kirche in zentraler Lage. Verbindungsstraßen führen in alle Richtungen. Rosenthal hat jedoch keinen Anschluss an den Schienenverkehr.

Ersterwähnung:

1343

Siedlungsentwicklung:

Als Stützpunkt gegen die hessischen bzw. ziegenhainischen Positionen in Frankenberg, Rauschenberg und Gemünden um 1340 gegründet, war die Stadt Rosenthal mit einer Burg und Wällen versehen und verfügte über drei Tore, das Ober-, das Fisch- und das Dammtor. Auch im 19. Jahrhundert blieb die Ausdehnung gering. Jüngere Siedlungsentwicklung in Richtung Willershausen im Norden.

1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Forst Rosenthal.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • oppidum (1343)
  • Stad (1363)
  • Stadt (1577)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

Umlegung der Flur:

1897-1899, 1902

Älteste Gemarkungskarte:

1867-1871

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3490823, 5648882
UTM: 32 U 490752 5647062
WGS84: 50.975084° N, 8.868282° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

635017020

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 1775, davon 803 Acker (= 45.24 %), 202 Wiesen (= 11.38 %), 625 Holzungen (= 35.21 %); Oberförsterei Rosenthal: 1865, davon 0,2 Acker, 28 Wiesen, 1829 Holzungen
  • 1928: Eingemeindung von Teilen der aufgelösten Oberförsterei Rosenthal (Försterei Roda und Rosenthal mit dem Forsthaus Rosenthal)
  • 1961 (Hektar): 3060, davon 1919 Wald

Einwohnerstatistik:

  • 1577: 146 Hausgesesse
  • 1747: 150 Haushaltungen
  • 1885: 1095, davon 1023 evangelisch (= 93.42 %), 13 katholisch (= 1.19 %), 59 Juden (= 5.39 %)

Diagramme:

Rosenthal: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • Um 1400: Kurfürstentum Mainz, Bulenstrut
  • 1238: Grafschaft Battenberg, centa de Bentreffe als Vorläufer des Stadtgerichts Rosenthal
  • 1346: Erzstift Mainz, Rosenthal, Burg und Stadt sowie das Gericht Bulenstrut
  • 1464/1583: Landgrafschaft Hessen-Marburg, Bulenstrut, später Amt Rosenthal
  • 1510: Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Rosenthal
  • 1577: Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Rosenthal (zum Umfang s. Mittelpunktfunktion)
  • 1604: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Rosenthal
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Oberhessen, Amt Rosenthal
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Oberhessen, Amt Rosenthal
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Werradépartement, Distrikt Marburg, Kanton Rosenthal
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Oberhessen, Amt Rosenthal
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Frankenberg
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Frankenberg
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Frankenberg
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg

Altkreis:

Frankenberg

Gericht:

  • Stadtgericht in Mittelalter und Frühneuzeit zuständig für Stadt Rosenthal und Amt Bulenstrut in Liegenschaftsangelegenheiten, Rüge- und Bußeverfahren; die peinliche Gerichtsbarkeit wird 1591 vom Halsgericht in Marburg wahrgenommen
  • 1810: Friedensgericht Rosenthal
  • 1821: Justizamt Rosenthal
  • 1867: Amtsgericht Rosenthal
  • 1932: Amtsgericht Frankenberg
  • 1933: Amtsgericht Gemünden
  • 1945: Amtsgericht Kirchhain [Zweigstelle Gemünden (Wohra)]
  • 1973: Amtsgericht Frankenberg

Herrschaft:

1238 verkaufen die Grafen Siegfried III. von Battenberg und seine Brüder, die Grafen Widekind II. und Werner II., dem Mainzer Erzbischof Siegfried III. jeweils die Hälfte von Burg und Stadt Battenberg und der Feste Kellerberg, die dazwischen liegenden Städte sowie die Grafschaft Stift (Stiffe), in deren Grenzen das Gericht Bentreff liegt. In diesem Gebiet gründet um 1340 der Mainzer Erzbischof die Stadt Rosenthal wohl gegen den Widerstand des Landgrafen von Hessen. Es ist als Amtsmittelpunkt vorgesehen.

1363 bestätigt der Mainzer Erzbischof Gerlach Rosenthal die von Erzbischof Heinrich verliehenen Rechte der Stadt Amöneburg. Das Gericht Bulenstrut, mit dem Rosenthal seit dem Ende des 14. Jahrhunderts vereint ist, ist seit 1329 häufig verpfändet, ebenso wie Rosenthal seit 1346. Pfandinhaber sind die von Schweinsberg-Löwenstein, die Milchlinge und die von Falkenberg.

1462 und 1464 werden Burg und Stadt Rosenthal vom Erzbischof dem Landgrafen von Hessen als Pfand, 1583 im Vertrag von Merlau endgültig übertragen

Gemeindeentwicklung:

Zur Entwicklung der im Zuge der hessischen Gebiebtsreform entstandenen Stadtgemeinde s. Rosenthal.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • s. Herrschaft
Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Zu den Anfängen s. Bentreff.
  • Stadtkirche mit Chor aus dem 14. Jahrhundert, Turm von 1518.

Pfarrzugehörigkeit:

1340 gehört Merzhausen zur Pfarrei Bentreff, dessen Filial Rosenthal zunächst ist. 1426 bildet Rosenthal eine eigene Pfarrei, zu der 1613 Willershausen und der Hof Merzhausen gehören, 1780 auch der Eichhof. 1871 und 1925 ist Willershausen eingepfarrt, Roda Vikariat.

Patronat:

1293 hatte Landgraf Heinrich 1/8 des Patronats von Wigand Fraz gekauft und sich damit vom Erzbischof von Mainz belehnen lassen.

1412 streiten die Grafen von Waldeck und Ziegenhain um das Patronatsrecht

1577-1692 sind die von Klauer zu Wohra im Besitz des Patronatrechts, 1797 wird es an die Landesherrschaft verkauft.

Diakonische Einrichtung:

08.10.1904 eine Schwester, Krankenpflege, Vereinsbetreuung, Gemeindearbeit Sardemann, Geschichte des hessischen Diakonissenhauses zu Cassel, S. 330; Diakoniestation 1978 (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus); 1995 - 1998 PKW für Schwesternstation (Landeskirchliches Archiv Kassel, E 1 Rosenthal Pfarrarchiv Rosenthal)

Bekenntniswechsel:

Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526.

Erster evangelischer Pfarrer: Konrad Buchsack vor 1507(1490?) bis 1535, unbekannt, seit wann evangelisch

Reformierter Bekenntniswechsel: 1606, 1624 wieder lutherisch.

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Stephan, Dekanat Kesterburg, Sendbezirk Bentreff

Juden:

Statistik: 1835: 45; 1861:63; 1905: 46; 1932/33: 27 Juden (2,70% der Gesamtbevölkerung); Provinzial-Rabbinat Marburg

1569 erstmals Juden in der Stadt genannt; um 1604 Ersterwähnung von Schutzjuden; im 18. Jahrhundert einige Familien ansässig; zwischen 1824 und 1846 sind 15 bis 20 Steuerzahler bzw. Familienoberhäupter gelistet; 1895 55 Seelen; 1933 wandern vier Personen (Familie) in die USA (NY) aus, die übrigen 23 ziehen innerhalb Deutschlands um, viele nach Frankfurt/Main. Die Gemeinde löste sich 1938/40 auf; 1939 lebten noch 20 Juden im Ort.

Beruf: Mehrheitlich Händler und Kaufleute (Viehhandel), je ein Schneider, Schreiner, Schlosser und Arbeiter, ein Hausierer

Synagoge: die seit 1856/57 genutzte Synagoge Im Sack 1 wird 1938 an die Stadt verkauft, zuvor bereits das Inventar veräußert.

Friedhof der Gemeinde in Gemünden (Wohra)

Schächteramt; 4 Kinder im Religionsunterricht; rituelles Bad; (Vgl. alemannia-judiaca)

Kultur

Schulen:

1697-1810 Rektoratsschule mit Latein und Griechisch und eine Volksschule; 1827 Vereinigung der drei Schulen (zwei Jungen-, eine Mädchenschule); Schulgebäude von 1831; 1910 Volksschule mit vier Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Historische Ereignisse:

1495 Stadtbrand (Landgrafen-Regesten online Nr. 7104)

1579 Aufruhr der Gemeinde gegen Rat, Bürgermeister und Vierer (HStAM Bestand Urk. 86 Nr. 745)

1596 Unwetter mit Hagelschlag (HStAM Bestand 17 e Nr. Rosenthal 64)

1663 Aufruhr der Vierer gegen Bürgermeister und Rat (HStAM Bestand 17 e Nr. Rosenthal 10)

1668 Stadtbrand (HStAM Bestand 17 e Nr. Nachträge 5)

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

Zum Stadtgericht Rosenthal gehört 1340/46 Willershausen. 1577 umfasst das Amt Rosenthal die Orte Rosenthal, Lehnhausen, Nieder- und Ober-Holzhausen, Römershausen, Mohnhausen, Bockendorf, Sehlen, Herbelhausen, Grüsen und den Deutschordenshof Merzhausen.

Wirtschaft:

Haupterwerbszweig bildet die Landwirtschaft; Ende des 16. Jahrhunderts Eisenhütte, Wiedergründung 1680 und Erweiterung durch Hammerwerk 1686; im 18. Jahrhundert Zeug-, Plüsch-, Strumpffabrikation, Leinweberei und Nagelschmiede; um 1850 Eisenhammer, Band-, Spinn-, Kratz-, Spulmaschinenfabrik, Branntweinbrennerei; um 1925 Sägewerke und Landwirtschaft

Mühlen:

1780 liegen vor der Stadt 3 Mühlen: Heckmühle, Neue Mühle und Obermühle (HStAM Bestand Kat. I Nr. Rosenthal B 4)

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Rosenthal, Landkreis Waldeck-Frankenberg“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/1389> (Stand: 1.5.2023)