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5722 Salmünster
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KDR 100, TK25 1900 ff.
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 102. Salmünster

Salmünster

Stadtteil · 151 m über NN
Gemeinde Bad Soden-Salmünster, Main-Kinzig-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Stadt

Lagebezug:

14 km nordöstlich von Gelnhausen

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa (780-800, nach Fälschung des 12. Jahrhunderts);
  • locus (909)

Ortsteile:

  • Alsberg, Hausen, Salmünster (ab 1.1.1970)
  • Kerbersdorf, Romsthal (ab 1.12.1970)
  • Katholisch-Willenroth (1.7.1972)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

  • An der nordwestlichen Stadtmauer von Salmünster, wo der Mühlbach die Stadt verlässt, Niederungsburg aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, sogenannter Huttenhof, als ältester Stammsitz der Herren von Hutten.

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3526311, 5571016
UTM: 32 U 526226 5569227
WGS84: 50.274597° N, 9.368041° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

435002090

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 1377, davon 564 Acker (= 40.96 %), 150 Wiesen (= 10.89 %), 561 Holzungen (= 40.74 %)
  • 1961 (Hektar): 1341, davon 590 Wald (= 44.00 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1668: 78 Herdstätten mit 365 Personen
  • 1789: 200 Bürger
  • 1812: 192 Feuerstellen, 1318 Seelen
  • 1885: 1219, davon 112 evangelisch (= 9.19 %), 1064 katholisch (= 87.28 %), 1 andere Christen (= 0.08 %), 42 Juden (= 3.45 %)
  • 1961: 2712, davon 436 evangelisch (= 16.08 %), 2258 katholisch (= 83.26 %)
  • 1970: 4544

Diagramme:

Salmünster: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 909: Wettereiba, Grafschaft des Gebhard (in comitatu Gebehardi et in pago Wetereibia)
  • 1787: Fürstabtei Fulda, Amt Salmünster (zum Umfang des Amtes s. Mittelpunktfunktionen)
  • 1803: Fürstentum Nassau-Oranien-Fulda, Amt Salmünster
  • 1806-1810: Primatialstaat Karl Theodor von Dalbergs im Rheinbund, Fürstentum Fulda, Amt Salmünster
  • 1810-1813: Großherzogtum Frankfurt, Departement Fulda, Distrikt Salmünster
  • 1816: Kurfürstentum Hessen, Großherzogtum Fulda, Stadt und Amt Salmünster
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Hanau, Kreis Salmünster
  • 1830: Kurfürstentum Hessen, Provinz Hanau, Kreis Schlüchtern
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hanau
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Hanau, Kreis Schlüchtern
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Schlüchtern
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Schlüchtern
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Schlüchtern
  • 1968: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Schlüchtern
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Main-Kinzig-Kreis

Altkreis:

Schlüchtern

Gericht:

  • Fuldisches Gericht und Zentgericht Salmünster
  • 1822: Justizamt Salmünster
  • 1867: Amtsgericht Salmünster
  • 1968: Amtsgericht Schlüchtern

Herrschaft:

909: bestätigt Ludwig den Tausch zwischen Fulda und Mainz, wonach Salmünster an den das Kloster Fulda fällt.

1320 Stadtrechtsverleihung durch König Ludwig den Bayern: opidum dictum Salchenmunster. Salmünster erhält die Rechte und Freiheiten der Städte Frankfurt, Wetzlar und Gelnhausen.

Gemeindeentwicklung:

Aus den ehemaligen Städten Salmünster und Bad Soden bei Salmünster wurde mit Wirkung vom 01.07.1974 die Stadt Bad Soden-Salmünster gebildet.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 909 fällt Salmünster im Tausch gegen Massenheim vom Mainzer Erzstift an das Kloster Fulda. 1320 verkauften die von Jossa an das Kloster Fulda das Gericht Salmünster mit der Vogtei im Dorf, wie es ihre Vorfahren besessen hatten. In der Folgezeit lassen sich folgende Stadtherren ausmachen:
  • 1320-1384 Äbte von Fulda;
  • 1384-1522 Familie von Hutten;
  • 1522-1526 Landgrafen von Hessen;
  • 1526-1540 Familie von Hutten;
  • 1540-1734 Familie von Hutten in Kondominat mit den Erzbischöfen von Mainz;
  • 1540-1734 Erzbischöfe von Mainz in Kondominat mit der Familie von Hutten;
  • 1734-1742 Äbte von Fulda in Kondominat mit den Erzbischöfen von Mainz;
  • 1734-1742 Erzbischöfe von Mainz in Kondominat mit den Äbten von Fulda;
  • 1742-1803 Äbte von Fulda
Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Um 1015 und um 1160 bezeugte Pfarrkirche. 1331 errichtete der Abt von Fulda hier ein Kollegiatsstift mit wenigstens vier Priestern.
  • Kapelle Heilig Kreuz oder Johannes
  • Kapelle ziechern Tor

Patrozinien:

  • Petrus [1415], [1461]
  • Petrus; Paulus [1445]

Pfarrzugehörigkeit:

1319 hatte die Pfarrkirche Salmünster Filialkirchen in Stolzenberg, Steinau und Ulmbach. Zum Pfarrsprengel gehörten später Aufenau, Soden, Steinau, Ulmbach und Wächtersbach.

Katholische Pfarrei des Dekanats Neuhof mit Filiale Marborn, eingepfarrt Ahl und Marjoss. Der Stiftsdekan sollte zugleich Pfarrer sein.

Patronat:

Abt von Fulda

Bekenntniswechsel:

Salmünster blieb katholisch, erste evangelische Pfarrei 1901

Kirchliche Mittelbehörden:

1375: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Mariengraden, Landkapitel Roßdorf

Juden:

Provonzial Rabbinat Hanau

1858:34; 1861: 33; 1895: 42; 1905: 45; 1932/33: 52 Juden. Nach 1933 wandern 10 Personen aus, die übrigen melden sich bis 1937 alle ab. 1938 wird die Gemeinde aufgelöst.

1367 erste Hinweise auf Juden im Ort; danach erst wieder urkundlich Belege im 19. Jahrhundert.

Die Synagoge entstand um 1865, sie war ein städtischer Schaftstall der umgebaut wurde und in der Schwanengasse lag.

Berufe: Händler und Kaufleute

Friedhof zunächst in Aufenau, seit den 1920er Jahren eigener Friedhof im Ort. Vor 1920 war der Friedhof in Eckardroth zuständig, ab 1920 hatte Salmünster einen eigenen jüdischen Friedhof, der am Roten Rain am Ortsausgang an der Hanauer Landstraße liegt. (alemannia-judaica)

Kultur

Schulen:

1529 Erwähnung eines Schulmeisters; seit Mitte des 18. Jahrhunderts Unterricht für Mädchen; 1777-1805 Schule der Franziskaner; um 1850 evangelische Volksschule; später Staatliche Volksschule mit Aufbauklassen, Berufsschule für Mädchen; 1910 1910 katholische Volksschule mit 4 Stellen

Hospitäler:

1319 Hospital

1910 St.Josef Krankenhaus der St. Josefshaus, später Marienheim-St.Vinzenzhaus, heute St. Marien- Rehabilitationsklinik

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

Im 13. und 14. Jahrhundert umfasst der Verwaltungsbezirk das Amt und Zentgericht Salmünster, das Landgericht Ulmbach, das Amt Steinau und das Gericht und die Herrschaft Aufenau. Zum Zentgericht gehörten auch die Dörfer des "Huttischen Grundes" und Marborn.

Zum Amt Salmünster gehörten 1787 Ahl, Herolz, Salmünster, Salz, Sannerz, Soden und Weiperz.

Wirtschaft:

Ende des 18. Jahrhunderts unbedeutender Ort mit Subsistentzlandwirtschft (Kartoffelanbau, Schweinehaltung), Obstverarbeitung (Apfelwein, Trpckenobst); Handwerk nur für örtlichen Bedarf

der seit 1805 betriebene Ausbau der Frankfurt-Leipziger Straße bringt Förderung des Fuhrwesens, der Versorgung der Reisenden durch Gasthäuser und Proviant (Metzgereien, Bäckereien - seit 1710 Siegel der Bäckerzunft bekannt)

1842 Sägewerk

1876 erste Fabrik (mechanische Weberei)

1900 Ziegelei für feuerfeste Steine

Mühlen:

An einem vom Klingbach abzweigenden Mühlgraben Eichen- oder Stadtmühle sowie 2 Lohmühlen. Weiterhin eine Lohmühle und eine Schlagmühle am Klingbach innerhalb der Ortslage

Markt:

1515 Jahrmarkt,

1735 Verleihung von drei Märkten

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Salmünster, Main-Kinzig-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/12549> (Stand: 14.8.2023)