Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Büdingen

Stadtteil · 134 m über NN
Gemeinde Büdingen, Wetteraukreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Stadt

Lage und Verkehrslage:

Bahnhof der Eisenbahnlinie Gießen – Gelnhausen ("Lahn-Kinzig-Bahn") seit 1870. Die Teilstrecke Nidda - Büdingen wurde am 30.10.1870 eröffnet und die Teilstrecke Büdingen - Gelnhausen am 30.11.1870 in Betrieb genommen.

Ersterwähnung:

1131

Siedlungsentwicklung:

Ursprünglicher Kern Büdingens war der westliche Ortsteil Großendorf, die Siedlung um die Remigiuskirche.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa 1317
  • Stadt 1321
  • oppidum 1327
  • urbs 1353

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

  • Am Ostrand der Stadt Schlossanlage an der Stelle einer früheren Wasserburg

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3508154, 5572784
UTM: 32 U 508076 5570995
WGS84: 50.291019° N, 9.113374° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

440004030

Flächennutzungsstatistik:

  • 1854 (Morgen): 4945, davon 2746 Acker, 1435 Wiesen, 349 Wald, 66 Weinbergsland
  • 1961 (Hektar): 4428, davon 3252 Wald (= 73.44 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1961: 6347, davon 4833 evangelisch (= 76.15 %), 1198 katholisch (= 18.88 %)
  • 1970: 6565 Einwohner

Diagramme:

Büdingen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1787: Grafschaft Isenburg-Büdingen, Amt Büdingen, Gericht Büdingen
  • 1806: Fürstentum Isenburg, Amt Büdingen, Gericht Büdingen
  • 1816: Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Provinz Oberhessen, Amt Büdingen (zur Standesherrschaft Isenburg gehörig)
  • 1820: Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Provinz Oberhessen, Amt Büdingen (zur Standesherrschaft Isenburg gehörig)
  • 1822: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Büdingen
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Nidda
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Büdingen
  • 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Büdingen
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Büdingen
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Büdingen
  • 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Wetteraukreis

Altkreis:

Büdingen

Gericht:

  • 1787: Gericht Büdingen
  • 1820: standesherrliches Amt Büdingen
  • 1822: Landgericht Büdingen
  • 1840-1879: Landgericht Büdingen
  • seit 1879: Amtsgericht Büdingen

Gemeindeentwicklung:

Zur Entwicklung der im Zuge der hessischen Gebietsreform neu gebildeten Stadtgemeinde s. Büdingen, Stadtgemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Büdingen.

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1265: Pfarrei

Patrozinien:

  • Remigius [1532]

Pfarrzugehörigkeit:

Kirchspiel Büches, 1341 Wolf

Patronat:

Dynastien von Büdingen

1247: an Isenburg-Büdingen

1265: dem Kloster Haag geschenkt, aber nicht ausgeführt

1340: erneut von Isenburg-Büdingen dem inzwischen nach Marienborn verlegten Kloster geschenkt, 1341 inkorporiert

1543: vom Kloster an Isenburg-Birstein zurück gegeben, in der Folge sind Isenburg-Ronneburg und Isenburg-Birstein gemeinsam Patron

Diakonische Einrichtung:

1865 – 1938 Gemeindepflege durch Diakonissen des Elisabethenstifts in Darmstadt (Angaben basieren auf Mitteilungen des Zentralarchivs der EKHNZA in Darmstadt vom 01.07.2021); Röschen, Beschreibung der evangelischen Pfarreien des Großherzogtum Hessen berichtet für 1928 von einem Gemeindehaus mit Kleinkinderschule, Vereinspflege, Armen- und Krankenpflege, Tätigkeit im Mathildenhospital von 1864 – 1938; nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 1 Kraft plus Gemeindehelferin;

Bekenntniswechsel:

Der Büdinger Pfarrer Heinrich von Bellersheim predigte bereits 1526 evangelisch.

Erster evangelischer Pfarrer: möglicherweise Friedrich Kleeberger 1535-1543, der verdächtigt wurde, ein Anhänger Luthers zu sein, sicher Johannes Schmelcz ab 1543

Reformierter Bekenntniswechsel: 1601 durch Wolfgang Ernst I. zu Isenburg-Birstein, 1635 wieder lutherisch unter hessen-darmstädtischer Herrschaft, 1642 wieder reformiert unter Isenburger Herrschaft

Neben der reformierten Gemeinde bestand seit 1770 eine lutherische.

Seit 1817 unierte Pfarrei.

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Archidiakonat des Propstes von St. Mariengreden in Mainz, Dekanat Roßdorf

Büdingen war Sendbezirk

Juden:

Erster bekannter Jude vor 1381; bezeugt sind Juden von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis ins 20. Jahrhunderts.

1683-1754 Einrichtung einer Schule oder Synagoge

1656: 1, 1681: 2, 1727: 5, 1731: 6, 1753: 13, 1809: 11, 1822: 8, 1839: 100, 1885: 142, 1890: 153, 1900: 146, 1905: 161, 1910: 161, 1933: 150, 1937: 37

Kultur

Schulen:

1475 erstmalige Erwähnung einer Schule; Schulmeister: Johannes Nötzel um 1539; um 1550 Umwandlung in eine Lateinschule mit zwei Lehrkräften; 1601 Ausbau zu einer Gelehrtenschule durch Graf Wolfgang Ernst; Niedergang im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648); ab 1715 neue Blüte als Provinzialschule; nach 1770 erneuter Niedergang; 1822, 1829 Umwandlung in ein Landesgymnasium; 1812 Errichtung einer "deutschen Elementarschule"; Strickschule seit 1808; 1839 Gewerbeschule; 1884 Landwirtschaftliche Winterschule; 1910 Volksschule mit acht Klassen, Schulhaus von 1910, 1921 Gewerbliche Berufsschule

seit vor 1600 eigenständige Mädchenschule

Hospitäler:

1480 Spital erwähnt

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

Gerichts- und Amtssitz

Wirtschaft:

Landwirtschaft, Weinbau, Waldnutzung (Holzverkauf, Holzverarbeitung, Köhlerei, Pottasche) als wichtige Einnahmequellen

im 17./18. Jahrhundert bedeutendes Steinmetzhandwerk aufgrund der Buntsandsteinbrüche, Bildung einer Zunft 1711 genehmigt

seit 1603 Zunftordnungen vorhanden; Schmiedehandwerk, blühendes Fuhrmannsgewerbe, zahlreiche Manufakturbetriebe (Strumpfwirker, Hutmacher, Nagelschmiede, Nadler),

bis ins 19. Jahrhundert Töpfereien (Geschirr-, Kachelherstellung), drei Ziegeleien (Backsteine, Dachziegeln)

Glashütte von Anfang des 17. Jahrhunderts bis 1908, spezialisiert auf Grünhohlgas

1731-1831 Betrieb einer Saline

19. Jahrhundert: Färberei, Wollverarbeitung, Spinnereien, Obstweinkeltereien, Branntweinbrennereien, leder- und Metallverarbeitung

20. Jahrhundert: Handwerksbetriebe, Akkumulatorenfabrik, Wächefabrik, Möbel- und Lederfabrik, drei Sägewerke

Mühlen:

1712-1848 Papiermühle

Markt:

3 Jahrmärkte seit 1330

Münze:

1352-95 Prägung von Goldgulden, Pfennigen durch Graf Johann I. von Ysenburg

1617 Münzverleihung an Graf Wolfgang Ernst von Ysenburg für Dukaten Taler, Kreuzer

1635-85 Prägung von Gulden und Albusstücken unter Graf Johann Ludwig von Ysenburg

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Büdingen, Wetteraukreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/11873> (Stand: 25.1.2023)