Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Nieder-Erlenbach

Ortsteil · 120 m über NN
Gemarkung Frankfurt-Nieder-Erlenbach, Gemeinde Frankfurt am Main, Stadt Frankfurt am Main 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

10,5 km nordöstlich von Frankfurt am Main

Lage und Verkehrslage:

Geschlossene Siedlung oberhalb der Mündung des gleichnamigen Baches in die Nidda. Kirche in zentraler Lage, Siedlungserweiterung nach Westen und jenseits des Baches.

Ersterwähnung:

778

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa (768-778);
  • Dorf (1376);

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

  • Neben der Burg wurde das Dorf um 1400 durch einem Haingraben geschützt, der zwei Durchlässe, die Ober- und die Unterpforte, enthielt.

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3479343, 5563000
UTM: 32 U 479276 5561215
WGS84: 50.202755° N, 8.709613° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

412000420

Frühere Ortskennziffer:

412000842

Flächennutzungsstatistik:

  • 1845 (Hektar): 884,2, davon 861,3 kultiviertes Land (Garten, Acker- und Waldboden); der Gemeindewald ist separat mit 185,3 ha angegeben
  • 1961 (Hektar): 1004, davon 175 Wald (= 17.43 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1812: 101 Feuerstellen, 489 Einwohner
  • 1834: 740
  • 1840: 773
  • 1846: 717
  • 1852: 726
  • 1858: 764
  • 1864: 749
  • 1871: 773
  • 1875: 735
  • 1885: 809
  • 1895: 849
  • 1905: 818
  • 1910: 824
  • 1925: 918
  • 1939: 971
  • 1946: 1393
  • 1950: 1514
  • 1956: 1492
  • 1961: 1563, davon 1097 evangelisch (= 70.19 %), 432 katholisch (= 27.64 %)
  • 1967: 2367
  • 1970: 2611

Diagramme:

Nieder-Erlenbach: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 768-778: in pago Wettereiba
  • 804: in pago Nitachgovve
  • 816: in pago Nitachgovve
  • 1376: Landgemeinde der Stadt Frankfurt
  • 1787: Reichsstadt Frankfurt
  • 1806-1810: Primatialstaat Karl Theodor von Dalbergs im Rheinbund
  • 1810-1813: Großherzogtum Frankfurt, Departement Frankfurt
  • 1815-1866: Freie Stadt Frankfurt
  • 1866: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Vilbel
  • 1874: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
  • 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Friedberg
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Friedberg
  • 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreisfreie Stadt Frankfurt am Main

Altkreis:

Friedberg

Gericht:

  • Gericht zu Frankfurt (Hohe Gerichtsbarkeit), Dorfgericht (niedere Gerichtsbarkeit)
  • 1822: Stadtgericht Frankfurt
  • 1866/67: Landgericht Vilbel
  • 1879: Amtsgericht Vilbel

Gemeindeentwicklung:

Am 1.8.1972 zur Stadt Frankfurt (Main).

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Zwischen (768-778) und 816 erhält Kloster Lorsch mehrere Privatschenkungen in Eschbach.
  • 1274 verkauft Werner von Münzenberg-Falkenstein unter Zustimmung seiner Frau Gisela an das Kloster Arnsburg in der Weterau eine Gülte von 85 Achtel Korn Frankfurter Maß auf Ländereien bei dem Dorf Nieder-Erlenbach für 170 Mark schwerer Denare. Zugleich überlässt er die namentlich aufgeführten Hörigen dem Kloster.
  • Die Herren von Eppstein und Falkenstein verfügten über bedeutenden Besitz in Nieder-Erlenbach. 1275 verkauft Werner von Falkenstein dem Deutschen Orden zu Sachsenhausen zwei Drittel des Zehnten zu Preungesheim und trägt dem Lehnsherrn König Rudolf dafür 6 Hufen bei Nieder-Erlenbach zu Lehen auf.
  • Am 24. Juni 1376 verlieh Kaiser Karl IV. von Luxemburg der Stadt Frankfurt das Recht, in dem Dorf Nieder-Erlenbach Schultheiß und Schöffen einzusetzen.
  • Daneben sind als geistliche Grundherren in Nieder-Erlenbach zu finden: Antoniter-Orden, Deutscher Orden, Hospital zum Heiligen Geist (Frankfurt), Johanniter-Orden (Mainz), Katharinen- und Weißfrauenstift (Frankfurt), Kloster St. Klara (Mainz), Stift St. Peter und Alexander (Aschaffenburg). Als weltliche Grundherren sind die neben den Falkensteinern und Eppsteinern die von Elkershausen, von Günderrode, von Hattstein, von Hundheim, von Lersner (Charlottenburg im Süden des Ortes), von Schönborn und von Limpurg anzutreffen.

Zehntverhältnisse:

1306 vermacht Johann von Liburg, Bürger von Friedberg, dem Deutschen Orden 7 1/2 Achtel Korn vom Zehnten in Nieder-Erlenbach.

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1333: Pleban
  • 1346: Kirche
  • 1434: Pfarrei
  • Die heutige Pfarrkirche wurde 1637 (?) neugestaltet.

Patronat:

Ursprünglich hatte das Reich das Patronatsrecht inne. Im 14. Jahrhundert ist es als Reichlehen an den Ritter Vogt von Bonames ausgetan. 1346 wird es dem Liebfrauenstift in Frankfurt geschenkt und inkorporiert. Seit dem 15. Jahrhundert ist es bis zur Reformationszeit zeitweise bei der Herrschaft Hattstein belegt. 1461 präsentierte der Rat der Stadt Frankfurt Meister Johann Querin von Overberg zum Pfarramt in Nieder-Eschbach. 1596 treten die Hattsteiner das Patronatsrecht an die Stadt Frankfurt ab.

Diakonische Einrichtung:

Diakonissen des Elisabethenstift Darmstadt arbeiten im Evangelischen Mädchenheim 1928 – 1941 (Angaben basieren auf Mitteilungen des Zentralarchivs der EKHNZA in Darmstadt vom 01.07.2021);

Röschen, Beschreibung der evangelischen Pfarreien des Großherzogtum Hessen nennt für 1900 eine Kleinkinderschule und zwei Frankfurter Rettungshäuser für Jungen und Mädchen, für 1928 eine Kleinkinderschule, eine Krankenschwester und ein Frankfurter Heim für verwahrloste Mädchen

Bekenntniswechsel:

Einführung der Reformation in der zweiten Hälfte der 1530er Jahre.

Erster evangelischer Pfarrer: Eberhard Ebelius 1562(?)-1599

Kirchliche Mittelbehörden:

Archidiakonat des Propstes von St. Peter in Mainz, Dekanat Eschborn

Kultur

Schulen:

1565 ist eine Schule vorhanden; 1910 Volksschule mit zwei Klassen, Schulhaus von 1845

Wirtschaft

Mühlen:

Obermühle und Untermühle direkt angrenzend an die Ortslage.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Nieder-Erlenbach, Stadt Frankfurt am Main“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/11742> (Stand: 15.3.2022)