Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
Hadamar, Landesheilanstalt, Wehrmachtslazarett
- Hadamar, Gemeinde Hadamar, Landkreis Limburg-Weilburg
Mönchberg 8 - Klassifikation ↑
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Kategorie:
Militär
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Subkategorie:
Lazarett
- Nutzungsgeschichte ↑
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Beschreibung:
In der Landesheilanstalt Hadamar wurde Ende August 1939, also unmittelbar vor dem deutschen Überfall auf Polen, ein Wehrmachtslazarett eingerichtet. Hier wurden in unterschiedlichen Abteilungen deutsche und polnische Kriegsgefangene behandelt. Bis Oktober 1940 bestand diese militärische Einrichtung in der Landesheilanstalt. Für die Räumung des Lazaretts war das erneute Anlaufen des NS-Euthanasie-Programms ausschlaggebend. Hierfür wurden die Räumlichkeiten gebraucht.
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Nutzungsanfang (früheste Erwähnung):
August 1939
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Nutzungsende (späteste Erwähnung):
Oktober 1940
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Weitere Nutzungen des Objekts:
- Hadamar, Landesheilanstalt (13. Januar 1941–26. März 1945)
- Hadamar, vorgebliche Tuberkulose-Station für Zwangsarbeiter (1943–1945)
- Hadamar, „Mischlingsabteilung“ (April 1943–1945)
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Nutzung vor NS-Zeit:
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde auf dem Mönchberg in Hadamar, wo sich heute die Gedenkstätte befindet, ein Franziskanerkloster gegründet. Nach der Überführung des Gebäudes in staatlichen Besitz nutzte die öffentliche Hand dieses zunächst als Hebammenlehranstalt und ab 1883 als „Korrigendenanstalt“, in der entlassene Strafgefangene untergebracht waren, um ihr Verhalten zu „korrigieren“. Für diese wurde neben dem ehemaligen Klostergebäude ein Neubau errichtet, in dem sich später die Tötungsanstalt befand und heute die Gedenkstätte. Das Gebäude nutzte ab 1906 die „Landes-Pflegeanstalt für Geisteskranke“ und wurde ab Anfang der 1920er Jahre zusätzlich von einem Psychopathinnenheim genutzt, weshalb die Einrichtung von nun an den Namen „Landesheil- und Erziehungsanstalt“ trug.
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Nutzung nach NS-Zeit:
Nach der Befreiung 1945 führte man den Anstaltsbetrieb fort. Die letzten Bewohner der begleitenden psychiatrischen Dienste zogen 2017 aus dem Gebäude aus. Die erste, von Medizinstudierenden erarbeitete Ausstellung zur NS-"Euthanasie", befand sich ab 1983 neben den ehemaligen Tötungsräumen im Keller. Die heutige Dauerausstellung der Gedenkstätte Hadamar wurde 1991 eröffnet.
- Indizes ↑
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Orte:
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Sachbegriffe:
- Nachweise ↑
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Kooperationspartner:
Gedenkstätte Hadamar, PD Dr. Georg Lilienthal
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Literatur:
- Klee, "Euthanasie" im Dritten Reich: die "Vernichtung lebensunwerten Lebens, S. 237
- Schmuck-Schätzel, "Euthanasie" in der kirchlichen Publizistik - nach 1945: eine Untersuchung von kirchlichen Publikationen zu den "Euthanasie"-Verbrechen in Württemberg und Hessen, S. 128
- Krause-Vilmar, Breitenau und Hadamar, S.3 f. (15.4.2010)]
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Weblinks:
- Abbildungen ↑
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Abbildungen:
- 1091-FA-050: Im Vordergrund die ehem. "T-4 Busgarage" der Landesheilanstalt Hadamar, 2008. © Aufnahme Dirk Strohmenger, April 2008
- 1091-FM-050: Die Landesheilanstalt Hadamar, 1941-1945 © Stadtarchiv Hadamar/ Gedenkstätte Hadamar
- Zitierweise ↑
- „Hadamar, Landesheilanstalt, Wehrmachtslazarett“, in: Topographie des Nationalsozialismus in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/nstopo/id/2866> (Stand: 22.11.2022)