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Walldorf, KZ-Außenkommando Walldorf, ehemaliges RAD-Lager

Klassifikation | Nutzungsgeschichte | Indizes | Nachweise | Abbildungen | Zitierweise
Klassifikation

Kategorie:

Verfolgung

Subkategorie:

Konzentrationslager 

Nutzungsgeschichte

Objektbeschreibung:

Das am 22. August 1944 eingerichtete Lager diente der Unterbringung und Ausbeutung von ungarischen Jüdinnen. Es bestand aus sechs hölzernen einstöckigen Unterkunfts- und einer Waschbaracke mit einer Länge von 45 bis 50 Metern. Die Frauen mussten auf dreistöckigen Holzpritschen schlafen, je 30 bis 40 Frauen teilten sich einen Schlafraum. Umzäunt war das Lagergelände mit Stacheldraht, zudem gab es Wachtürme. Neben den Baracken befand sich ein Gebäude, in dem Sanitäranlagen untergebracht waren. Eine separate Baracke beherbergte die Küche. Im Lager existierte ein Krankenrevier (Krankenbaracke). Die Unterkünfte der Wachmannschaften lagen dem Lager gegenüber. Der Lagerkomplex lag außerhalb der Ortschaft Walldorf in einem Waldgebiet (Flur I der Gemarkung Walldorf).

Beschreibung:

Das KZ-Außenkommando Walldorf gehörte zum KZ Natzweiler-Struthof im Elsass.

Das Walldorfer Außenkommando bestand aus 1.700 jüdischen Frauen aus Ungarn, die zwischen 14 und 45 Jahre alt waren. Sie waren über Auschwitz direkt nach Walldorf gebracht worden. Hier erwarteten sie härteste Plackerei und lange Arbeitszeiten. Die Ernährung war ebenso schlecht wie die Bekleidung. Da die Kälte im Herbst 1944 ungewöhnlich früh Einzug hielt, stieg der Krankenstand rapide an. Anfang Oktober 1944 wurden 34 kranke Frauen nahe dem Lager erschossen. Eigentlich hatten sie nach Auschwitz deportiert werden sollen.

Bewacht wurden die Frauen in Walldorf von der SS, der Organisation Todt (OT) Einsatzgruppe V, Heidelberg, aber auch von der Wehrmacht. Die Frauen waren der Willkür und Misshandlungen dieser Wachmannschaften schutzlos ausgeliefert. Im Lager existierte unter der Küchenbaracke ein Keller, in dem die Frauen wegen „Verfehlungen“ (die nur aus Sicht der SS-Wachmannschaften Verfehlungen waren) schwer misshandelt worden sind. Einige der Frauen wurden in diesem Keller von den SS-Wachmannschaften zu Tode geprügelt oder verstarben aufgrund der dort erlittenen Verletzungen.

Die Frauen wurden beim Ausbau des Frankfurter Flughafens eingesetzt. Die bisherige Gras-Landebahn sollte durch eine Rollbahn ersetzt werden. Daneben hatten sie an der Anlage auch Reparaturarbeiten zu verrichten. Diese Arbeiten am Frankfurter Flughafen (Bauvorhaben „Rhein-Main ME 163 B“) waren als „kriegsentscheidend“ eingestuft worden. Die ausführende Firma des Bauvorhabens war die Frankfurter Firma Züblin & Cie AG. Ihr oblag die Organisation des Arbeitseinsatzes sowie die Verpflegung der Frauen. Sowohl die Arbeitszeit als auch die Verpflegung der Frauen waren menschenunwürdig.

Nach der Auflösung des Lagers am 24. November 1944 wurden die Frauen in das KZ Ravensbrück deportiert. Von dort aus wurden sie in verschiedene Kommandos eingeteilt.

Bemerkungen:

Das im August 1944 zum KZ-Außenkommando erklärte Lager war zuvor dem Reichsarbeitsdienst zugeordnet gewesen.

Nutzungsanfang (früheste Erwähnung):

22. August 1944

Nutzungsende (späteste Erwähnung):

23.-24.11.1944

Weitere Nutzungen des Objekts:

Indizes

Orte:

Walldorf

Sachbegriffe:

Organisation Todt · Konzentrationslager · Außenkommando · Verfolgung · Wirtschaft

Nachweise

Literatur:

Weblinks:

KZ Walldorf

Zitierweise
„Walldorf, KZ-Außenkommando Walldorf, ehemaliges RAD-Lager“, in: Topographie des Nationalsozialismus in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/nstopo/id/1654> (Stand: 26.11.2022)