Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Klöster und Orden

Übersichtskarte Hessen
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4719 Korbach
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Ortskennziffer
63501506030

Franziskanerkloster Korbach

382 m über NN
Gemarkung Korbach, Gemeinde Korbach, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Basisdaten | Geschichte | Besitz | Ausstattung | Nachweise | Zitierweise | Indizes
Basisdaten

Abstract:

Ende des 15. Jahrhunderts (1487) gründen die Grafen von Waldeck in Korbach ein Franziskanerkloster, das sich zur strengen Ordensrichtung der Observanz bekennt. Die Klosterkirche dient als Grablege für die Stifterfamilie. Im Kloster wirken Künstler, die bedeutende Altarwerke erschaffen. Heute steht auf dem Klostergelände die Alte Landesschule Korbach, eine der ältesten Schulen Hessens.

Orden:

Franziskaner

Ordensprovinz:

Kölnische (Niederdeutsche) Ordensprovinz, Kustodie Hessen

Alte Diözesanzugehörigkeit:

Kirchenprovinz Mainz, Bistum Paderborn, Archidiakonat Horhusen

Typ:

Männerkloster

Territorium:

  • Mitte des 13. Jahrhunderts: Grafschaft Waldeck

Historische Namensformen:

Lage:

Das von einer Ringmauer umgebene Grundstück des Klosters lag im Südosten der Neustadt zwischen Tränke und Berndorfer Tor.

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3492148, 5682045
UTM: 32 U 492077 5680212
WGS84: 51.273197° N, 8.886422° O

Geschichte

Geschichte:

Die von Bürvenich erwähnte Niederlassung zum Jahre 1281 ist urkundlich nicht nachzuweisen. 1487 berufen die Grafen Heinrich VIII.(Waldeck-Wildungen), Otto IV. (Waldeck-Landau) und Philipp II. (Waldeck-Eisenberg) Franziskaner der Observantenrichtung (strenge Einhaltung der Klosterregeln besonders des Armutsgelübdes), die sich in der Neustadt neben dem Hospital zwischen dem Tränke- und Berndorfer Tor ansiedeln. Laut Stiftungsvertrag wird das Kloster von allen Abgaben an den Grafen befreit. Zwei Jahre zuvor hat Papst Innozenz VIII. dem Waldecker Grafen eine Genehmigungsbulle zur Errichtung eines Observantenklosters ausgestellt.

Finanzielle Unterstützer sind Graf Otto IV., der Kölner Bürger Peter Rinck und die Stadt. Eine Kirche mit Friedhof, ein Siechenhaus, ein Brunnen und ein Konventsgebäude gehören zum Klosterbereich. Die Mönche fühlen sich der Reformbewegung innerhalb des Ordens zugehörig, sind auch in Schaaken und Fritzlar aktiv. Im Konvent leben im 15. Jahrhundert Mönche, die eine Ausbildung als Maler und Schnitzer haben und auf Bestellung Kunstwerke anfertigen. Diese dienen der Belehrung der Gläubigen, der Stärkung von Andacht und Frömmigkeit, aber auch einer Art Ordenspropaganda.

Gegen die Versuche der Waldecker Grafen zur Durchsetzung der Reformation leistet das Kloster Widerstand. 1543 wird durch die Grafen von Waldeck das Klosterinventar erfasst, vom 1544 bis 1550 wird der Korbacher Konvent durch evangelische Prediger mitgenutzt.

1566 führt ein Konflikt zwischen der Stadt und dem Kloster zu seiner Räumung; die Stadt übernimmt den gesamten Besitz, das Kloster wird aufgehoben, die letzten Mönche ziehen vermutlich nach Limburg. Der Ort der Aufbewahrung der kirchlichen Kunstwerke, besonders der Altarretabel, ist unbekannt. 1579 wird das Kloster als Waldeckische Landesschule eingerichtet, der heutigen Alte Landesschule.

1629 wird das Kloster restituiert und der Provincia Saxoniae S. Crucis zugeteilt, 1633 zur Provincia Thuringiae; die endgültige Wiederaufnahme des Klosterbetriebes scheitert. 1758/59 wird der Ostflügel abgebrochen, das Fridericianum, seit 1938 Alte Landesschule auf dem Gelände errichtet.

Gründungsjahr:

1487

Gründer:

Grafen Heinrich VIII., Otto IV. und Philipp II. von Waldeck

Aufhebungsjahr:

1566

Patrozinien:

Franziskus (1487)

Archivgeschichte:

Archiv z. T. im Waldeckischen Archiv im Staatsarchiv Marburg.

Bibliotheksgeschichte:

1543 Anlage eines Bibliotheksverzeichnisses mit 130 Bänden unter Aufsicht der Grafen von Waldeck, des hessischen Reformators Adam Krafft u.a., nach 1546 Entfernen der Bücher ohne genauen Nachweis,

Ausstattung

Gebäude:

1758/59 wird der Ostflügel abgebrochen. Das Kloster diente als Grablege für die Stifter, Graf Philipp II und seine Frau Katharina und weitere Spender aus den oberen sozialen Schichten.

Sonstiges:

Ein Mönch aus Korbach, dessen Name nicht bekannt ist, wird in der Kunstgeschichte als Korbacher Franziskanermaler bezeichnet.Vier Altaraufsätze dieser Werkstatt sind erhalten; Selbstporträts auf drei Altarretabeln zeigen ihn mit Pinsel und Palette in der braunen Franziskanerkutte. Der älteste erhaltene Altaraufsaatz wird 1518 für die Korbacher Kirche, St. Nikolai, geschaffen. 1519 entsteht eine Retabel für die Franziskanerkirche, kurz vor der Reformation gestiftet von dem abgebildeten Grafen Philipp IV. von Waldeck und seiner Frau, Anna-Maria von Cleve-Mark.

Nachweise

Quellen:

Gedruckte Quellen:

Literatur:

Germania Sacra-ID:

30230

GND-Nummer:

7661598-4

Zitierweise
„Franziskanerkloster Korbach, Gemeinde Korbach“, in: Klöster <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/kl/id/7761> (Stand: 30.6.2021)
Indizes

Sachbegriffe: