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Herzogtum Nassau 1819 – 50. Lorch
Ortskennziffer
43901302005

Zisterzienserinnenkloster Marienhausen

225 m über NN
Gemarkung Aulhausen, Gemeinde Rüdesheim am Rhein, Rheingau-Taunus-Kreis
Basisdaten | Geschichte | Besitz | Ausstattung | Nachweise | Zitierweise | Indizes
Basisdaten

Abstract:

Das Ende des 12. Jahrhunderts gegründete Zisterzienserinnenkloster besteht bis 1811. Seit dem 16. Jahrhundert wird es mit dem Namen Marienhausen bezeichnet. Die Klostergebäude werden 1752-1753 neu errichtet, die Kirche bleibt erhalten. Seit Ende des 19. Jahrhunderts dient die Anlage als Kinder- und Jugendheim der Diözese Limburg. Nach Zerstörungen durch einen Brand wird das Kloster 1925 wieder aufgebaut. Zu dieser Zeit übernehmen Salesianer das Kinder- und Jugendheim.

Orden:

Zisterzienser

Alte Diözesanzugehörigkeit:

Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat St.Maria, Archipresbyterat Partenheim

Typ:

Frauenkloster

Territorium:

  • Erzstift Mainz, später Kurfürstentum Mainz, zur historischen Entwicklung vgl. Rüdesheim

Historische Namensformen:

  • cella sororum Clarevallensis ordinis in loco, qui Hvsen dicitur (1189) [UB Mainz 1, Nr. 518, S. 853-854]
  • ecclesie in Ulenhusen (1210) [HStAD Bestand A 2 Nr. 23/2]
  • Bis Mitte des 16. Jahrhunderts wird das Kloster gleich dem benachbarten Dorf Aulhausen benannt. Auf Siegeln des Mittelalters erscheint jedoch schon "Kirche der Hl. Maria in Hausen". Seit dem 16. Jahrhundert wird nur noch Marienhausen verwendet.

Lagebezug:

2,5 km nordwestlich von Rüdesheim am Rhein

Lage:

Das Kloster liegt am Nordrand des Dorfes Aulhausen auf einem Hochtal zwischen den südlichen Ausläufern des Kammerforsts und des Niederwalds.

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3420880, 5540544
UTM: 32 U 420837 5538768
WGS84: 49.995977° N, 7.89548° O

Geschichte

Geschichte:

Die Gründung des Klosters liegt im Dunkeln. Seinen Namen "Aulhausen" hat es durch das nahe gelegene Dorf, in dem Töpfer, Auler, leben. In einer Urkunde von 1189 berichtet der Mainzer Erzbischof Konrad von Wittelsbach-Sayn über Probleme der Klostergemeinschaft mit ihrem Vogt, Giselbert von Rüdesheim und unterstellt es daher direkt seiner Amtsgewalt. Mit großzügigen Schenkungen fördern die Erzbischöfe das Kloster.

Das Kloster erlangt mehrere päpstliche Schutzbriefe im 13. Jahrhundert und wird mit großzügigen Memorialstiftungen ausgestattet (Zollbefreiungen im Mittelrheingebiet, Lieferungen von Lebensmitteln, Leibrenten), was die wirtschaftliche Situation verbessert. Wirtschaftliche Grundlage der Klosterökonomie bilden der Weinbau, Forstwirtschaft und Schafzucht. Der beträchtliche Grundbesitz wird verpachtet oder eigenständig bewirtschaftet.1352 schlichtet der Mainzer Erzbischof Gerlach von Nassau einen Streit der Nonnen mit der Dorfbevölkerung und begrenzt die Schafhaltung des Klosters auf 500 Tiere.

Bis ins 15.Jahrhundert untersteht das Kloster dem Erzbistum Mainz, ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts der Paternität der Äbte von Eberbach. Ausführliche Visitationsberichte der Eberbacher Äbte beschreiben die Wirtschaftsführung und das Leben im Kloster Aulhausen. Im Bauernkrieg müssen die Nonnen 1525 die Abschaffung der Schafzucht zugestehen und verlieren Einkünfte. Seit dem 16.Jahrhundert wird der Name Marienhausen verwendet. Weitere Schäden durch den Dreißigjährigen und den Pfälzischen Erbfolgekrieg beeinträchtigen das Kloster. Die Säkularisierung erfolgt erst 1811 durch den Fürsten Friedrich-August von Nassau-Usingen mit großzügiger finanzieller Entschädigung der Äbtissin und der 12 verbliebenen Schwestern.

Die Klostergebäude mit dem Mobiliar werden an die Familie des Freiherrn Hans Karl von Zwierlein verkauft, die Klostermühle wird versteigert, Schäferei, Wald und Wiesen verpachtet. Seit 1889 wird in der Anlage eine Knabenerziehungsanstalt der Diözese Limburg eingerichtet, seit 1924 verbunden mit einem Salesianerkloster.

Ersterwähnung:

vor 1190

Gründer:

Gründer des Klosters ist möglicherweise der Mainzer Vitztum Konrad (bezeugt 1171-1173, gestorben vor 1181). Sein Sohn Gisilbert von Rüdesheim besaß die Vogtei über das Kloster, bis sie 1189 vom Mainzer Erzbischof abgelöst wurde.

Aufhebungsjahr:

1811

Organisation:

Äbtissinnen kommen bis ins 16. Jahrhundert aus den vornehmen Familien des Umlandes

1745 gehören zum Konvent 22 Chor-, 6 Laienschwestern, Äbtissin, Priorin, Subpriorin, Seniorissa, Custorin, Kellerin, Scheiben- und Küchenmeisterin. Seit dem 15. Jahrhundert sind Laienschwestern, männliche Laienbrüder seit der Gründung nahgewiesen.

Pfarrrechte:

1219: Weihe der Kirche durch den Mainzer Erzbischof

Mitte des 13. Jahrhunderts Errichtung der Kirche

1925: Wiederaufbau nach Brand

Patrozinien:

Maria

Besitz

Besitz:

Gründer des Klosters ist möglicherweise der Mainzer Vitztum Konrad (bezeugt 1171-1173, gestorben vor 1181). Sein Sohn Gisilbert von Rüdesheim besitzt die Vogtei über das Kloster, bis sie 1189 vom Mainzer Erzbischof abgelöst wird. 1219 weiht der Erzbischof die dortige Kirche und stattet das Kloster damals und in der Folge mit Rodungsland und Waldstücken im Kammerforst aus.

Streubesitz des Klosters findet sich inAssmanshausen, Aulhausen, Bingen, Erfelden, Grolsheim, Johannisberg, Lorch, Lorchhausen, Ober-und Niederheimbach, Ockenheim, Rüdesheim

Abhängigkeitsverhältnis:

Seit 1500 sind die Aufsichtsrechte des Klosters Eberbach über die Zisterzienserinnen von Aulhausen sicher bezeugt.

Ausstattung

Gebäude:

Verkauf der Klostergebäude 1811 mit Mobiliar an die Familie des Freiherrn Zwierlein zu Geisenheim, 1888 Erwerb durch den Bischof von Limburg als Diözesan-Erziehungsanstalt. 1915 Zerstörung des Hauptgebäudes durch einen Brand, Wiederaufbau bis 1930; Nutzung durch die Salesianer; 1939 Beschlagnahmung durch die Nationalsozialisten und Nutzung als Lazarett, Kindererholungsheim, nach 1945 erneute Nutzung durch die Salesianer, seit 1991 sonderpädagogisches Zentrum des St.Vinzenzstiftes Aulhausen;

Objekte:

Das Inventar der Kirche wird nach der Säkularisation interessierten Pferreien übergeben; so kommen die Glocken nach Frankfurt-Höchst (St.Justinus), Wehen, Wiesbaden, die Orgel, Kanzel, Gestühl nach Wehen, Altäre nach Marxheim, Lorchhausen und in die Dorfkirche von Aulhausen.

Sonstiges:

Die von 1507 stammende klösterliche Hausordnung veranschaulicht die Essensgewohnheiten für die hohen Festtage, Besuchsregelungen für die Nonnen und die Feier des Kirchweihfestes. 1453 verpachtet das Kloster seinen Hof in Diebach, wo als Rebsorte "rueßeling" angebaut wird; dies ist somit der zweitälteste Beleg für die Rebsorte Riesling.

Nachweise

Arcinsys Hessen:

Literatur:

Germania Sacra-ID:

3804

GND-Nummer:

1033492574

Zitierweise
„Zisterzienserinnenkloster Marienhausen, Gemeinde Rüdesheim am Rhein“, in: Klöster <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/kl/id/14257> (Stand: 30.6.2021)
Indizes

Personen:

Nassau, Gerlach Graf von

Sachbegriffe: