Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Klöster und Orden

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Ortskennziffer
43901203010

Zisterzienserinnenkloster Gottesthal

144 m über NN
Gemarkung Oestrich, Gemeinde Oestrich-Winkel, Rheingau-Taunus-Kreis
Basisdaten | Geschichte | Besitz | Ausstattung | Nachweise | Zitierweise | Indizes
Basisdaten

Abstract:

Die Geschichte des Klosters Gottesthal ist eng mit der der benachbarten Klöster Eberbach und Mittelheim verknüpft. Gegründet als Augustinerchorherren und -frauenstift gehört es seit dem 13. Jahrhundert zum Zisterzienserorden, in dem seitdem Nonnen ihr Leben dem Lobe Gottes in Kontemplation und Gebet bis 1811 widmen.

Orden:

Augustiner-Chorherren; Zisterzienser

Alte Diözesanzugehörigkeit:

Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Mauritius in Mainz, Rheingau

Typ:

wechselnd

Territorium:

Historische Namensformen:

Lagebezug:

7,5 km nordöstlich von Rüdesheim am Rhein

Lage:

Das Kloster liegt im Tal des Pfingstbaches, zwei Kilometer nördlich von Oestrich-WInkel.

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3429352, 5542826
UTM: 32 U 429305 5541049
WGS84: 50.017554° N, 8.013199° O

Geschichte

Geschichte:

Im Kloster Gottesthal als Doppelkloster leben Chorherren und Chorfrauen; angeschlossen sind weiter die Augustinerchorfrauen in St. Ägidien in Mittelheim. Die Mönche stammen wohl aus dem 1131 aufgehobenen Augustinerkonvent in Eberbach, dessen Grund und Boden das Kloster in Mittelheim laut einer allerdings um 1191 gefälschten Urkunde von 1151 beansprucht. 1213 existiert in Gottesthal nur noch ein Nonnenkloster; vermutlich kommen die Nonnen aus St. Ägidien zu Mittelheim, das aufgelöst wird, nach Gottesthal.

Das Kloster schließt sich noch vor 1251 dem Zisterzienserorden an; in diesem Jahr gewährt Papst Innozenz IV. dem Zisterzienserinnenkloster Gottesthal einen Ablass auf den Tag des Kirchweihfestes. Wegen der strengen Ordensregeln zieht ein Teil der Nonnen ins Ägidienkloster nah Mittelheim zurück. Als geistlicher Vater von Gottesthal erscheint seit dem 15. Jahrhundert der Abt von Eberbach, der jährliche Visitationen durchführt. Auf Antrag der Nonnen verbieten die Mainzer Erzbischöfe in der zweiten Häfte des 13. Jahrhunderts dem Augustinerinnenstift in Mittelheim die Aufnahme neuer Novizinnen; das Konkurrenzkloster stirbt daher aus, das junge Zisterzienserinnenkloster bleibt abgesichert und übernimmt den Besitz des Stiftes.

Dem Kloster gelingt eine Ausweitung des landwirtschaftlich genutzten Grundbesitzes im 13. bis zum 15. Jahrhundert durch Stiftungen, Schenkungen, Ankauf und den Besitz, der in das Kloster eintretenden Frauen; diese stammen überwiegend aus dem Bürgertum der umliegenden Orte, weniger aus adligen Familien. Einnahmen erhält das Klosters durch Pachteinkünfte, Geld-, Wein- und Fruchtzinsen; besondere Bedeutung besitzt die Rheininsel (Nonnenaue) für die Klosterwirtschaft als hochwertiges Garten-, Acker-, Wald- und Weideland, aber auch als Rückzugsgebiet. Das Kloster ist als Wallfahrtsort berühmt.

Im 15. Jahrhundert gerät das Kloster in eine wirtschaftliche Krise und erlebt einen Niedergang. Im 16. Jahrhundert ist es durch die Auswirkungen der Bauernkriege in seiner Existenz gefährdet; geistliche und wirtschaftliche Reformen werden durch die Äbte von Eberbach durchgesetzt.

1631 fliehen die Nonnen aus dem Kloster vor den anrückenden schwedischen Truppen im Dreißigjährigen Krieg.

Noch im 18. Jahrhundert zog eine Prozession von Oestrich nach Gottesthal.

1811 Säkularisation durch Herzog Friedrich August von Nassau, Versteigerung und Verschenkung des Inventars und des Grundbesitzes; Abbruch der Gebäude bis auf das Pfortenhaus durch den neuen Besitzer;

Ersterwähnung:

1108-1158

Gründungsjahr:

vor 1251

Gründer:

Mainzer Ministeriale Wulverich von Winkel

Aufhebungsjahr:

1810

Organisation:

Wahl der Äbtissin durch den Konvent; Führung eines eigenen Siegels; Äbtissinnen entstammen meist aus lokalen bürgerlichen Familien; Schwankungen in der Konventsstärke: 1499 41 Personen, im 17.Jahrhundert 12 bis 19 Nonnen, dazu Laienschwestern, Gesinde und Familiaren, 1810/11 Entlassung von 11 Nonnen und drei Laienschwestern im Rahmen der Säkularisierung.

Patrozinien:

Aegidius (12.Jh.), Gottesmutter Maria und Nikolaus

Bibliotheksgeschichte:

1577 Erwähnung eines Scriptoriums im Klosterinventar; 1488 Zinsbuch; Kopiar aus dem 16. Jahrhundert; zwei Anniversarien aus dem 17. und 18. Jahrhundert; Abtransport der Bibliothek in der Säkularisierung durch die Regierung von Nassau nach Schloss Idstein;

Besitz

Besitz:

Mosbach bei Biebrich (1260), Bingen (1357), Büttelborn, Eltville, Erbenheim (1357), Freieweinheim (1435), Gau-Algesheim (1247), Geinsheim (ca.1394), Gense (1293), Heidesheim (1215/20), Kempten (1682), Kiedrich (1292), Mainz (1357), Mittelheim, Nackenheim (1438), Niederhilbersheim (vor 1303), Oppenheim (1263), Rheininsel bei Winkel (erste Hälfte des 12. Jahrhunderts), Trechtingshausen (1385), Wiesbaden (1215/20), Winkel

Das Kloster unterhält einen Stadthof in Frankfurt, für den es Zollfreiheit genießt.

Abhängigkeitsverhältnis:

1265 offiziell dem Abt von Kloster Eberbach unterstellt.

Ausstattung

Gebäude:

1812 Abriß der Gebäude.

Nachweise

Arcinsys Hessen:

Quellen:

  • Es existieren umfangreiche Quellen zum 17. und 18. Jahrhundert zur Klosterwirtschaft, dem Alltagsleben und rechtlichen Auseinandersetzungen; die Texte verdeutlichen eine fortschrittliche Wirtschaftsführung, Nutzung moderner Anbauprinzipien (Klee, Kartoffeln) und effektive Vermarktung der Klosterprodukte.

Gedruckte Quellen:

Literatur:

Germania Sacra-ID:

30294

GND-Nummer:

4493563-8

Zitierweise
„Zisterzienserinnenkloster Gottesthal, Gemeinde Oestrich-Winkel“, in: Klöster <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/kl/id/13003> (Stand: 30.6.2021)
Indizes

Sachbegriffe: