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Ortskennziffer
43600802007

Prämonstratenserinnenkloster Retters

279 m über NN
Gemarkung Fischbach, Gemeinde Kelkheim (Taunus), Main-Taunus-Kreis
Basisdaten | Geschichte | Besitz | Ausstattung | Nachweise | Zitierweise | Indizes
Basisdaten

Abstract:

1146 bis 1559 besteht das Prämonstratenserinnenstift Retters in der Nähe von Fischbach, einem Stadtteil von Kelkheim. Eine Legende berichtet, das Graf Gerhard von Nüringen das Kloster aus Dankbarkeit für seine Befreiung aus arabischer Gefangenschaft nach der Rückkehr aus dem Kreuzzug stiftet. Die Hauptblütezeit liegt zwischen 1190 und 1360. Im 12. Jahrhundert verlebt hier vermutlich die Mystikerin Christina von Retters ihre Kindheit und Jugend. Heute ist der Rettershof ein beliebtes Ausflugsziel.

Orden:

Augustiner-Chorherren; Prämonstratenser

Ordensprovinz:

Mutterkloster Rommersdorf, Zirkarie Wadgassen

Alte Diözesanzugehörigkeit:

Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat St.Peter zu Mainz, Dekanat Eschborn

Typ:

wechselnd

Territorium:

  • 1146: Herrschaft Nüringen
  • 1433: gemeinsamer Besitz der Herrschaft Eppstein-Münzenberg und der Herrschaft Eppstein-Königstein
  • 1535: Herrschaft Stolberg
  • 1538: Herrschaft Stolberg-Königstein

Historische Namensformen:

Lagebezug:

9 km nördlich von Hofheim am Taunus

Lage:

Das Stift liegt in einem mit Äckern, Wiesen und Wäldern bewachsenen Tal.

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3459415, 5559388
UTM: 32 U 459356 5557604
WGS84: 50.169252° N, 8.43088° O

Geschichte

Geschichte:

Graf Gerhard von Nüring stiftet seinen gesamten Besitz 1146 zum Aufbau eines Prämonstratenserstiftes nahe der heutigen Burg Falkenstein. Es gilt die Augustinerordensregel, die Niederlassung ist der Prämonstratenserabtei Rommersdorf bei Neuwied von Beginn an zugeordnet. Die Stiftsherren widmen sich der Seelsorge, Krankenpflege und Armenfürsorge. Noch bis 1191 wird Retters als Doppelkloster geführt, seit 1221 zu einem reinem Nonnenkloster umgewandelt. In diesem Stift werden nur Frauen aus dem regionalen Adel aufgenommen. Gefördert wird es durch die Gründerfamilie und nach deren Aussterben besonders durch die Grafen von Eppstein und Falkenstein-Münzenberg.

1191 erhält das Stift einen Schutzbrief des Mainzer Erzbischofs Konrad, der den Besitz in 22 Orten bestätigt. Nach zahlreichen Stiftungen zählt ein Schutzbrief von 1221 des Erzbischofs Siegfried II. von Mainz bereits 40 Orte auf. Dieser umfangreiche Besitz wird durch weitere Privilegien und Hilfsversprechen von Päpsten, Bischöfen und Deutschen Königen weiter abgesichert. Im 13. Jahrhundert erlebt das Stift seine Blütezeit, seit 1293 wird es von einer Priorin geleitet. Im Siechenhaus werden Kranke und Hilfsbedürftige versorgt. 1293 wird die Größe des Konvents auf 50 Nonnen durch die Ordensoberen beschränkt. Mitte des 14. Jahrhunderts gibt das wirtschaftlich starke Retters Kredite und kauft zahlreiche Renten. Der Stadt Frankfurt muss es Wagen als Heerpflicht stellen.

Die Pest in der Wetterau und der Bevölkerungsrückgang schaden der Wirtschaft des Stiftes, nach 1360 bis 1450 setzt ein Niedergang ein. Zwar gewährt Kaiser Karl IV. dem Stift Zollfreiheit in Frankfurt, aber Grundbesitz muss verkauft werden wie die Rechte und Pfarrei in Treisberg. Im 15. Jahrhundert beauftragt der Abt von Rommersdorf den Propst des Prämonstratenserklosters Berge bei Magdeburg auf Wunsch des Landesherren Retters zu visitieren.

Im 16. Jahrhundert erlebt das Stift seinen Niedergang. Um 1500 leben hier noch 20 Personen, Misswirtschaft, Hunger und Not prägen den Alltag. Nonnen verlassen das Kloster, die Pest von 1542/44 im Taunus verschärft die Krise. Erneut versucht der Abt vom Mutterkloster Rommersdorf über eine Visitation die Probleme zu lösen, was misslingt.1559 wird das Stift durch den lutherischen Landesherren Ludwig von Stolberg aufgelöst, der Besitz übernommen. Sulzbach und Soden. Der Kurfürst von der Pfalz beschlagnahmt Altenhain und Neuenhain, der Landgraf von Hessen Dornheim und die Stadt Frankfurt

Gründungsjahr:

1146

Gründer:

Graf Gerhard von Nürings

Aufhebungsjahr:

1559

Organisation:

Ende des 13.Jahrhunderts leben mehr als 50 Nonnen im Kloster, die aus den adligen Familien des Umlandes stammen. 1241 lässt sich erstmals eine Meisterin (magistra) nachweisen, sie wird vom Konvent gewählt. Bis 1271 ernennt das Mutterkloster Rommersdorf einen Prior, später eine Priorin, denen die Äbtissin untersteht.

Im Stift leben Laienbrüder und Laienschwestern, sog. Konversen, die in Landwirtschaft und Haushaltung tätig sind.

Pfarrrechte:

Patronatsrecht in Dornheim

Patrozinien:

Maria (1272)

Archivgeschichte:

Bock, Hartmut, Hrsg.Kelkheim im Taunus, Kloster Retters, S.34-35

Besitz

Besitz:

Das Kloster verfügt 1222 über großen Grundbesitz, der sich auf über 40 Orte im Main-Taunus-Gebiet und in der Wetterau verteilt, darunter als wichtigste Güter Münster, Hornau (beides heute Kelkheimer Stadtteile), Beidenau, Schneidhain und Liederbach. Insgesamt verfügt Retters zu dieser Zeit über 24 Höfe, zwei Mühlen, 67 Hufe Land (entspricht etwa 407 Hektar, meist Wald und Wiesen), 66 Morgen (rund 13 Hektar) selbst bewirtschaftete Äcker und 20 Weinberge. Hinzu kommen grundzinspflichtige Höfe sowie das Patronat über die Pfarrkirche von Dornheim (von 1191 bis 1559, bei Groß-Gerau). Größerer Grundbesitz liegt in:

Altenhain, Bad Sooden (Söderberg), Beidenau, Bommersheim, Braubach@ol, Dornheim, Ehlhalten, Eppenhain, Fauerbach (bei Friedberg), Fischbach, Hoechst, Hof Hausen (vor der Sonne), Holzhausen = Burgholzhausen, Hornau, Kelkheim, Kostloff, Kriftel, Liederbach, Mammolshain, Marxheim, Münster, Neuenhain, Retters, Ruppertshain, Schloßborn, Schneidhain, Treisberg, Wicker

Abhängigkeitsverhältnis:

Der Abt der Prämonstratenserabtei Rommersdorf übt das Visitationsrecht aus.

Ausstattung

Gebäude:

Zur Klosteranlage gehören die der Jungfrau Maria geweihte Kirche, ein Schlafhaus (Dormitorium), der Speisesaal (Refektorium), ein Einzelgebäude für den Prior, ein Siechenhaus, die Küsterei, Scheunen, Keller und zwei Weinkeller.

Denkmaltopographie:

DenkXweb Kulturdenkmäler in Hessen (Sachgesamtheit Hofgut Retters)

Nachweise

Arcinsys Hessen:

Literatur:

Germania Sacra-ID:

30071

GND-Nummer:

4602164-4

Zitierweise
„Prämonstratenserinnenkloster Retters, Gemeinde Kelkheim (Taunus)“, in: Klöster <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/kl/id/12990> (Stand: 19.11.2021)
Indizes

Personen:

Christina, von Hane Mystikerin (1269-1291)

Sachbegriffe: