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Klöster und Orden

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5818 Frankfurt a. M. Ost
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Ortskennziffer
41200001011

Deutschordenskommende Sachsenhausen (Frankfurt)

Gemarkung Frankfurt, Gemeinde Frankfurt am Main, Stadt Frankfurt am Main
Basisdaten | Geschichte | Besitz | Ausstattung | Nachweise | Zitierweise | Indizes
Basisdaten

Abstract:

Die Niederlassung des Deutschen Ordens in Sachsenhausen vor den Toren der Reichsstadt Frankfurt gehört zu den wichtigsten des Ritterordens im Deutschen Reich. Sie geht auf eine Hospitalstiftung Kunos von Münzenberg 1193 zurück. Deutsche Kaiser wohnen im 13. und 14. Jahrhundert in der Anlage bei Besuchen in der Reichsstadt Frankfurt und unterstreichen so die hohe Bedeutung des Deutschen Ordens für das deutsche Kaisertum. Zwischen 1260 und 1360 betreibt das Ordenshaus eine intensive Erwerbspolitik und wird zu einem bedeutenden Grundbesitzer im Rhein-Main-Gebiet. Nach der Reformation bleibt die Kommende katholisch in der protestantischen Reichsstadt und wird 1815 auf dem Wiener Kongress Österreich unterstellt.

Orden:

Deutscher Orden

Ordensprovinz:

Franken

Alte Diözesanzugehörigkeit:

Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz

Typ:

Männerkloster

Territorium:

  • Seit 1221: Exemte Deutschordenskommende
  • 1809-1815: Fürstprimatialstaat/Großherzogtum Frankfurt
  • 1815: Kaiserreich Österreich, vgl. Entwicklung Sachsenhausen

Historische Namensformen:

Lage:

Die Komturei liegt am linken Mainufer.

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3477759, 5552304
UTM: 32 U 477693 5550523
WGS84: 50.106539° N, 8.688051° O

Geschichte

Geschichte:

Die Kommende wird zu Beginn des 13. Jahrhundert in einem mehrere Jahre dauernden Prozeß gegründet und von Kaiser Friedrich II. 1221 offiziell dem Deutschen Orden übertragen. Kuno von Münzenberg, der von 1162-1168 das Amt des Reichskämmerers ausübt, stiftet ein Hospital in Frankfurt mit der ältesten Marienkirche der Stadt und stattet es mit großem Besitz aus. Diese Schenkung stellt der Sohn Kunos, Ulrich von Münzenberg, in Frage, muss 1218 wird auf dem Reichstag in Fulda die Übergabe an den Deutschen Orden bestätigen. 1221 bekräftigt eine Kaiserurkunde Friedrichs II. schriftlich endgültig die Stiftung und stattet die Kommende zusätzlich mit Weide- und Forstrechten im nahe gelegenen Reichswald aus. Patrizier, Bürger und regionaler Adel aus Sachsenhausen und Frankfurt vergrößern durch zahlreiche Stiftungen den Besitz der Kommende.

Um 1309 besteht die Ordensniederlassung aus drei Höfen mit Wirtschaftsgebäuden, Brauhaus, mehreren Gärten, Weinbergen, Marstall, Spitalgarten, Backhaus, sowie der 1309 neu errichteten Kirche. Zu diesem Zeitpunkt gehören dem Deutschen Orden auch drei Schiffsmühlen auf dem Main und Fischereirechte. Das Haus profitiert von der Nähe zur Mainbrücke und der Messestadt Frankfurt. Zahlreiche deutsche Kaiser nehmen hier Quartier wie Kaiser Ludwig der Bayer im 14. Jahrhundert. Die Niederlassung wird durch den Orden zur Abhaltung wichtiger Generalkapitel genutzt. Mit der Reichsstadt werden 1291, 1394, 1404 und 1406 Verträge abgeschlossen, die die gegenseitigen finanziellen Verpflichtungen und Rechte abklären. Strittig bleiben die Zuständigkeiten um den heutigen Frankfurter Stadtwald und Fischereirechte am Main.

Im Konflikt zwischen Kaisertum und Papsttum unterstützt der Orden mit der Stadt Frankfurt die Seite des Kaisers. In Sachsenhausen wird 1324 unter Leitung Kaiser Ludwigs des Bayern die "Sachsenhäuser Appellation" an den Papst in Avignon verfasst, die die Einberufung eines allgemeines Konzils fordert und den Papst wegen seiner Verurteilung der Franziskaner anklagt. Der Deutsche Orden prägt mit das religiöse Leben der Stadt durch seine Beteiligung an großen Prozessionen und der Einführung des "Ave-Maria-Läutens". Er initiiert 1344 die Gründung des Katharinenklosters, in dem weibliche Mitglieder Frankfurter Patrizierfamilien nach den Statuten des Deutschen Ordens leben.

1525 bittet der Komtur, Walter von Kronberg (1506-1526) den Rat der Stadt Frankfurt um Schutz vor den Odenwaldbauern. 1526 wird von Kronberg zum Deutschmeister des Ordens gewählt und von Kaiser Karl V. bestätigt. Anlass ist die Säkularisierung des Ordensgebietes in Preußen und damit die Entstehung eines weltlichen Staates durch Albrecht von Brandenburg-Ansbach, der als Hochmeister des Deutschen Ordens zum Protestantismus übergetreten ist. 1529 beschließt das Generalkapitel in Sachsenhausen die Neustrukturierung des Ordens mit der sog. "Kronbergsche Konstitution". Der katholische Gottesdienst wird 1533 bis 1548 eingestellt, danach bildet die Kommende eine katholische Insel in einem protestantischen Umland. Katholische Kaufleute, die zu den zahlreichen Märkten und messen nach Frankfurt strömen, werden hier betreut. Im Dreißigjährigen Krieg besetzen und plündern schwedische Truppen die Komturei. Zu Beginn des 18.Jahrhunderts werden die gotischen Ordensgebäude abgerissen und durch einen Palast im Renaissance-Stil ersetzt. 1750 wird die alte gotische Kirche barockisiert.

Mit der Auflösung des Deutschen Ordens 1809 geht der Besitz im Primatialstaat Karl Theodor von Dalbergs im Rheinbund auf. Auf dem Wiener Kongress wird die Kommende dem österreichischen Kaiser unterstellt. Seit der Neuzeit ist jeweils ein Sohn des Kaiserhauses Hoch- und Deutschmeister und damit Leiter des Ritterordens. 1881 verkauft der Orden das Gelände in Sachsenhausen an die Katholische Gemeinde der Stadt Frankfurt. Nach dem Zweiten Weltkrieg, 1958, erwirbt er das Gebiet zurück. Es befindet sich noch heute in der Hand des deutschen Ritterordens.

Gründungsjahr:

vor 1220

Organisation:

In der Kommende lebten 1324 vier Priester- und neun Ritterbrüder, im 14. und 15. Jahrhundert durchschnittlich acht bis zehn Ordensmitglieder.

Pfarrrechte:

Patronat in Niederwöllstadt

Patrozinien:

Maria (1193)

Besitz

Besitz:

Der Kommende gehören Gebäude, Grundstücke, Zehnte, Einkünfte vom Raum Alzey bis Bad Orb, von Wetzlar bis Hohensachsen bei Weinheim an der Bergstraße. Die Kommende verwaltet ihren großen Streubesitz in über 150 Orten mit Hilfe von Kastenereien bzw. Stadthöfen in:

Friedberg, Gelnhausen, Ober- und Nieder-Wöllstadt, Kloppenheim, Weilbach und Alzey

Ausstattung

Denkmaltopographie:

DenkXweb Kulturdenkmäler in Hessen (Sachgesamtheit Deutschordenshaus Frankfurt-Sachsenhausen)

DenkXweb Kulturdenkmäler in Hessen (Sachgesamtheit Deutschordenshaus Frankfurt-Sachsenhausen)

Nachweise

Arcinsys Hessen:

Quellen:

Literatur:

Germania Sacra-ID:

30087

GND-Nummer:

4754804-6

Zitierweise
„Deutschordenskommende Sachsenhausen (Frankfurt), Gemeinde Frankfurt am Main“, in: Klöster <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/kl/id/12961> (Stand: 30.6.2021)
Indizes

Sachbegriffe: