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Ortskennziffer
43502102004

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Benediktiner-Reichspropstei Naumburg

180 m über NN
Gemarkung Erbstadt, Gemeinde Nidderau, Main-Kinzig-Kreis
Basisdaten | Geschichte | Besitz | Ausstattung | Nachweise | Zitierweise | Indizes
Basisdaten

Abstract:

Erstmals erwähnt wird das Kloster Naumburg in einer Schenkungsurkunde Kaiser Heinrichs IV. 1086 an Bischof Huzmann von Speyer. Dessen Nachfolger unterstellt die kleine Benediktinerpropstei 1149 dem Kloster Limburg an der Haardt in der Pfalz. Das Kloster muss sich ständig gegen Besitzansprüche der Burggrafen von Friedberg und der Grafen von Hanau wehren. Im 16.Jahrhundert werden die Grenzen erfasst und festgelegt. Über diese Ereignisse berichtet ein reich illustriertes Salbuch von 1514, dass sich im Staatsarchiv Marburg befindet.

Orden:

Benediktiner

Alte Diözesanzugehörigkeit:

Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat St.Mariengreden in Mainz

Typ:

Männerkloster

Territorium:

  • Gaugrafschaft Wetterau
  • 1086 Bistum Speyer
  • 1149 Benediktinerkloster Limburg a.d. Haardt
  • 1561 Grafschaft Hanau

Historische Namensformen:

Lagebezug:

13,8 km nördlich von Hanau

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3489868, 5568572
UTM: 32 U 489797 5566784
WGS84: 50.253122° N, 8.856885° O

Geschichte

Geschichte:

Die Burg Naumburg, ein Verwaltungssitz der hochadeligen Familie der Konradiner in der Wetterau, wird im 11.Jahrhundert in ein Kloster umgewandelt. Nach dem Aussterben der Konradiner fallen die Güter an das Reich zurück und Kaiser Heinrich IV. schenkt sie 1086 Bischof Huzmaun von Speyer als Gegengewicht zu den Ausdehnungsbestrebungen der Mainzer Erzbischöfe in der Wetterau. 1149 überlässt Gunther von Leiningen, Bischof von Speyer, das Kloster dem Kloster Limburg a. d. Haardt, dessen Vogtei seine Familie erwerben will. Limburg richtet Naumburg als Propstei ein, bewirkt einen wirtschaftlichen Aufschwung und steigendes Ansehen des kleinen Klosters. Sieben bis acht Benediktinermönche leben hier; neben einer kleinen Kapelle wird eine große Kirche zur Verehrung zahlreicher Reliquien, besonders eines Holzstückes vom Heiligen Kreuz Jesu gebaut. Reformen des Klosterlebens und finanzielle Schwierigkeiten kennzeichnen das 15.Jahrhundert, aber auch die Entwicklung einer großen Gebetsbruderschaft, in der fast alle ansässigen Adelsfamilien vertreten sind. Naumburg gerät zwischen die Fronten der Interessen der Burggrafen von Friedberg und der der Grafen von Hanau-Münzenberg; auch die umliegende Reichsritterschaft und der Mainzer Erzbischof beanspruchen alte Kloster- und Besitzrechte. Im bayrisch-pfälzischen Erbfolgekrieg wird die Propstei zerstört, die Mönche fliehen nach Hanau, bauen ab 1509 mit Hilfe der Benediktinerabtei Seligenstadt das Kloster wieder auf, müssen aber Besitz verkaufen. 1514 wird der Klosterbesitz vermessen und Grenzsteine werden gesetzt. Das Salbuch des Klosters, heute im Staatsarchiv Marburg, veranschaulicht mit vielen Bilddokumenten diese Ereignisse (Salbuch des Klosters Naumburg = HStAM Bestand Urk. 69 Nr. 460).

Mit der Reformation endet das Klosterleben, die Friedberger Burggrafen und die Grafen von Hanau versuchen endgültig den Besitz zu übernehmen; zur Zeit der Kaufverhandlungen des Klosters Limburg 1557 mit den Grafen von Hanau leben noch zwei Mönche in Naumburg. 1561 übernimmt Graf Philipp III. von Hanau, dessen Vorfahren seit dem 15. Jahrhundert die Schirmvogtei ausüben, das Kloster. Die Grafen zerstören die Kirche und nutzen die Gebäude als Gutsbetrieb mit einer Kellerei. Im 18.Jahrhundert werden die letzten Gebäude abgerissen für einen Schlossneubau.

Gründungsjahr:

vor 1035

Aufhebungsjahr:

1561

Organisation:

Im Konvent leben sechs bis acht adlige und bürgerliche Mönche, die aus der Wetterau stammen.

Pfarrrechte:

In Bruchköbel, Kesselstadt und Oberissigheim werden durch die Propstei die Pfarrer eingesetzt.

Patrozinien:

St. Cyriakus, Heilig Kreuz

Archivgeschichte:

Archivreste im Staatsarchiv Marburg

Besitz

Besitz:

In Naumburg besteht eine Trennung zwischen Propst- und Konventseigentum bis 1411. Der Besitz liegt überwiegend auf Reichsgut vorrangig in der näheren Umgebung des Klosters. An folgenden Orten lässt sich Besitz des Klosters nachweisen:

Kaichen, Heldenbergen, Windecken, Eichen, Bruchköbel, Groß-Karben, Klein-Karben, Okarben, Erbstadt, Roßdorf, Kinzheim, bei Burg Höchst, Dörnigheim, Heidelberg, Rendel, Bellersheim

Abhängigkeitsverhältnis:

Naumburg ist dem Kloster Limburg a.d. Haardt bis auf die Zeit von 1492-1508, als es zur Abtei Seligenstadt gehört, unterstellt. Limburg besitzt das Genehmigungsrecht für alle finanziellen Angelegenheiten, erwartet eine jährliche Rechenschaft und kann den Propst einsetzen.

1483 wird erstmals die Schutzvogtei der Herren von Hanau genannt.

Nachweise

Arcinsys Hessen:

Quellen:

Gedruckte Quellen:

Literatur:

Germania Sacra-ID:

30065

Zitierweise
„Benediktiner-Reichspropstei Naumburg, Gemeinde Nidderau“, in: Klöster <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/kl/id/12926> (Stand: 30.6.2021)
Indizes

Sachbegriffe: