Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Klöster und Orden

Prämonstratenserinnenkloster Niederilbenstadt

124 m über NN
Gemarkung Ilbenstadt, Gemeinde Niddatal, Wetteraukreis
Basisdaten | Geschichte | Besitz | Ausstattung | Nachweise | Zitierweise | Indizes
Basisdaten

Abstract:

Die Familie der Grafen von Cappenberg gründet 1123 in Ilbenstadt ein Prämonstratenserdoppelkloster. Bereits nach 30 Jahren beziehen die Schwestern ein neues Kloster im Nachbarort Nieder-Ilbenstadt, das sich zu einer großen und wirtschaftlich prosperierenden Niederlassung entwickelt. Das Kloster bleibt während der Reformationszeit bestehen und erlebt im 18.Jahrhundert eine Blütezeit. Erst 1808 verlassen die letzten Schwestern ihr 1803 säkularisiertes Kloster.

Orden:

Prämonstratenser-Chorfrauen

Ordensprovinz:

Zirkarie Wadgassen

Alte Diözesanzugehörigkeit:

Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat Ilbenstadt

Typ:

Frauenkloster

Territorium:

  • Seit Gründung umstrittene Herrschaftsverhältnisse zwischen Erzstift Mainz und Reichsburg Friedberg.
  • 1787: Reichsburg Friedberg, Grafschaft Kaichen, Amt Karben (relative Selbstständigkeit des Klosters)
  • 1803: Grafschaft Leiningen-Westerburg, Herrschaft Ilbenstadt

Historische Namensformen:

  • locum qui dicitur Elvenstath, et religiosos fratres, atque Deo dicatas sorores, domino ibidem servientes (1166), [Clemm, Ludwig: Die Urkunden der Prämonstratenserstifter Ober- und Nieder-Ilbenstadt, in: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde Neue Folge 14 (1925), S. 129-223 und 617-666; Neue Folge 15 (1928), S. 147-224 und 385-517, Regest Nr. 31]
  • monasterium sanctimonialium in Elwenstat (1325), [Baur, Hessische Urkunden Bd. 4, S. 898-899, Nr.1329]
  • Kloster zu neuen Engelpforten (1494), [Clemm, Ludwig: Die Urkunden der Prämonstratenserstifter Ober- und Nieder-Ilbenstadt, in: Archiv für hessische Geschichte und AltertumskundeNeue Folge 15 (1928), S. 189, Regest Nr. 554]

Lagebezug:

7 km südöstlich von Friedberg

Lage:

Das Kloster liegt in einem Winkel zweier "Jungfernberg" genannter Steilhänge an der Nidda.

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3486403, 5571226
UTM: 32 U 486334 5569437
WGS84: 50.276911° N, 8.808205° O

Geschichte

Geschichte:

Das Prämonstratenserinnenkloster entsteht als Schwesterkloster während der Bauzeit der großen Klosterkirche in Ilbenstadt. Ursprünglich leben die Nonnen mit im Prämonstratenserkloster. Die Gebäude liegen in unmittelbarer Nähe zur Männerklosteranlage, sind eine Art Annexkloster. Die erste Klausuranlage wird an der Südseite der ersten Cappenberger Eigenkirche mit eigenen Zugang zum Turm errichtet, um die strengen Klausurregeln für die Nonnen einzuhalten.

Bereits vor 1148 erhalten dann die Schwestern in Nieder-Ilbenstadt ihr eigenes Kloster, das dem Mainzer Erzbischof unterstellt ist. Gründer und Stifter sind wie bei dem Männerkloster die Familie Cappenberg, die sich dem Gründer des Prämonstratenserordens, Norbert von Xanten, eng verbunden fühlt. Ob das Kloster aus dem Doppelstift hervorging oder eine eigenständige Gründung der Frauen aus der Familie Cappenberg ist, lässt sich nicht endgültig klären. 1166 stellt Kaiser Friedrich I. die Brüder und Schwestern unter seinen Schutz. Die ersten Stiftungen gehen an die beiden Konvente. Eine Trennung des Besitzes setzt sich erst ab Ende des 13. Jahrhunderts durch. Diese Gütertrennung lassen sich beide Klöster durch den Abt des Mutterklosters in Prémontre 1293 bestätigen. Das Nonnenkloster erlebt im 14. Jahrhundert eine wirtschaftliche Blütezeit, die es ihm erlaubt, Grund zur Arrondierung des Besitzes zu erwerben. Von 1352 bis 1380 kauft das Kloster in mehr als 15 Ortschaften Güter, dazu kommen zahlreiche Stiftungen. Konflikte entstehen mit den Chorherren um ehemals gemeinsame Besitzungen. Aus 1450 stammt das erste Klosterrechnungsbuch, das eine sorgfältige Wirtschaftsführung aufweist. Grundlage sind auch Vermessungen des Besitzes, die seit 1431 zur Sicherung des Besitzes durchgeführt werden.

Für das frühe 15. Jahrhundert wird ein Spital genannt, das die Nonnen betreuen. 1498 wird eine Klosterreform durchgesetzt, die von den Burgherren in Friedberg veranlasst wird und die endgültige Gütertrennung der Klöster festlegt. In der Reformation übernimmt das Kloster Besitz des aufgelösten Marienborner Klosters in Heldenbergen, muss auch Einbußen hinnehmen in Assenheim und Bruchenbrücken durch die Grafen von Isenburg-Birstein.

Im Dreißigjährigen Krieg wird das Kloster mehrfach geplündert, die Nonnen flüchten nach Frankfurt. Nach dem Krieg erlebt das Kloster einen wirtschaftlichen Aufschwung und einen großen Zulauf. Seit 1669 wird das Kloster durch einen vom Abt von Ober-Ilbenstadt entsandten Prior mit Hilfe einer Priorin gleitet. Damit ist das Nonnenkloster wieder enger an das Chorherrenstift gebunden. Kirche und Anlagen werden erneuert und vergrößert. Der Konvent erreicht seinen größten Umfang mit 26 Nonnen. 1714 wird die neue Kirche durch den Mainzer Erzbischof geweiht. Der Pfälzische Erbfolgekrieg 1688/89 und der Siebenjährige Krieg beeinträchtigen das Leben und den Wohlstand des Klosters. In den Revolutionskriegen wird das Kloster geplündert, Kriegssteuern an Kurmainz und Kontributionen an die Franzosen müssen gezahlt werden.

1808 verlassen die letzten Schwestern ihr 1803 säkularisiertes Kloster. Die neuen Besitzer, die Grafen von Altleiningen-Westerburg reißen die Kirche und die Klostergebäude bis auf den östlichen Klausurflügel ab.

Gründungsjahr:

vor 1137

Gründer:

Beatrix, Schwester der Grafen Gottfried und Otto von Cappenberg

Aufhebungsjahr:

1803

Organisation:

Noch im 14. Jahrhundert leben adlige und nicht-adlige Frauen im Kloster Ilbenstadt, daraus entwickelt sich im 15. Jahrhundert ein reines Adelsstift, in dem vorrangig Frauen aus Friedberger Burgmannenfamilien leben. Nach dem Dreißigjährigen Krieg überwiegt die Zahl der Frauen aus dem Bürgertum und aus bäuerlichen Familien.

Das Kloster wird von einer Meisterin, häufig auch Priorin geleitet. Ihr zur Seite steht eine Subpriorin

Patrozinien:

Maria

Archivgeschichte:

Der Stand von 2018 bei Wolf, Prämonstratenserstifte Ober- und Niederilbenstadt, S. 111-114

Bibliotheksgeschichte:

Der Stand von 2018 bei Wolf, Prämonstratenserstifte Ober- und Niederilbenstadt, S. 115-134

Besitz

Besitz:

Aus dem ursprünglich gemeinsamen Besitz der Mönche und Nonnen des Prämonstratenserdoppelklosters Ilbenstadt aus der Gründungsphase entstehen nach und nach getrennte Güterkomplexe; dieser Prozess ist erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts abgeschlossen. Folgende Güter werden 1289 von den Chorherren den Nonnen übertragen:

Birx, Heldenbergen, Klein-Karben, Stammheim, Weckesheim. Anteile geben sie ab von Assenheim, Feldheim, Hüttengesäß, Ilbenstadt

Aus den Pacht- und Zinsrechnungen von 1460 bis 1465 lässt sich Besitz in 44 Orten nachweisen:

Assenheim, Bergen, Birx, Bönstadt, Bruchenbrücken, Büdesheim, Dorfelden, Dorheim, Düdelsheim, Nieder-Erlenbach, Florstadt, Gronau, Hanau, Heldenbergen, Hirzbacher Höfe, Hüttengesäß, Ilbenstadt, Inheiden, Kaichen, Groß-Karben, Klein-Karben, Kloppenheim, Marköbel, Nieder-Mörlen, Ober-Mörlen, Ockstadt, Okarben, Ossenheim, Ostheim, Rendel, Rodheim v.d.H., Rodheim bei Hungen, Nieder-Rosbach, Schwalheim, Staden, Stammheim, Weckesheim, Nieder-Weisel, Wickstadt, Windecken, Wisselsheim, Nieder-Wöllstadt, Ober-Wöllstadt

1502 erhält das Kloster Einkünfte aus 39 Orten:

Altenstadt, Assenheim, Bergen, Birklar, Birx, Bönstadt, Bruchenbrücken, Büdesheim, Dorheim, Düdelsheim, Nieder-Erlenbach, Feldheim, Florstadt, Friedberg, Gronau, Heldenbergen, Himmenhausen, Hirzbacher Höfe, Hüttengesäß, Ilbenstadt, Kaichen, Groß-Karben, Klein-Karben, Kloppenheim, Marköbel, Ober-Mörlen, Ockstadt, Okarben, Ossenheim, Ostheim, Rendel, Riedhäuserhof, Rodheim v.d.H., Rodheim bei Hungen, Nieder-Rosbach,Rüdigheim, Schwalheim, Södel, Staden, Stammheim, Wickstadt, Windecken, Wisselsheim, Nieder-Wöllstadt, Ober-Wöllstadt

In der Zeit von 1669 bis 1788/89 hat das Kloster Besitz in 22 Orten:

Büdesheim, Burggräfenrode, Dorfelden, Enkheim, Heldenbergen, Hirzbacher Höfe, Ilbenstadt, Kaichen, Groß-Karben, Klein-Karben, Kloppenheim, Marköbel, Okarben, Rendel, Rödgen, Nieder-Rosbach, Ober-Rosbach, Stammheim, Weckesheim, Windecken, Nieder-Wöllstadt, Ober-Wöllstadt

Die Karten 3a und 3b in Wolf, Prämonstratenserstifte Ober- und Niederilbenstadt, Bd. 2, Anhang zeigen Besitz und Herrschaftsrechte des Prämonstratenserstifts.

Abhängigkeitsverhältnis:

Das Nonnenkloster untersteht dem Männerkloster in Oberilbenstadt, tätigt aber seine Wirtschaftsgeschäfte selbstständig. Ein Propst als Vertreter der Männerabtei ist auch als Beichtvater und Visitator tätig.

Ausstattung

Gebäude:

Die Kirche wird 1812/13 abgerissen, das Kloster ist heute eine Staatsdomäne.

Denkmaltopographie:

DenkXweb Kulturdenkmäler in Hessen (Kulturdenkmal Nonnenhof, ehem. Prämonstratenserinnen-Kloster Nieder-Ilbenstadt)

Nachweise

Quellen:

Gedruckte Quellen:

Literatur:

Germania Sacra-ID:

30202

GND-Nummer:

4291591-0

Zitierweise
„Prämonstratenserinnenkloster Niederilbenstadt, Gemeinde Niddatal“, in: Klöster <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/kl/id/12916> (Stand: 29.11.2021)
Indizes

Personen:

Cappenberg, Gottfried von

Cappenberg, Beatrix von

Sachbegriffe: