Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Klöster und Orden

Übersichtskarte Hessen
Messtischblatt
5719 Altenstadt
Moderne Karten
Kartenangebot der Landesvermessung
Historische Karten
Großherzogtum Hessen 1823-1850 (Übersichtskarte mit handschriftlichen Ergänzungen) – 15. Friedberg
Ortskennziffer
44000101011

Weitere Informationen

Zisterzienserinnenkloster Engelthal

159 m über NN
Gemarkung Altenstadt, Gemeinde Altenstadt, Wetteraukreis
Basisdaten | Geschichte | Besitz | Ausstattung | Nachweise | Zitierweise | Indizes
Basisdaten

Abstract:

Das Zisterzienserinnenkloster Engelthal wird 1268 gegründet und dem Abt von Arnsburg unterstellt. Es erwirbt eine bedeutende Stellung in der Wetterau und wird durch den regionalen Adel mit Stiftungen großzügig unterstützt, ebenso durch die deutschen Kaiser. In der Reformationszeit bleibt das Kloster katholisch, die Kirche dient als Pfarrkirche für die Katholiken in der Umgebung. Es existiert bis zur Säkularisierung in 1803 und wird 1963 von Benediktinerinnen wieder neu besetzt.

Orden:

Zisterzienserinnen; Benediktinerinnen

Alte Diözesanzugehörigkeit:

Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Mariengreden in Mainz, Archipresbyteriat Roßdorf

Heutige Diözesanzugehörigkeit:

Bistum Mainz, Dekanat Wetterau-Ost, Pfarrei St. Andreas in Altenstadt

Typ:

Frauenkloster

Territorium:

  • Herren von Buches
  • seit 1475: Reichsburg Friedberg
  • 1806: Großherzogtum Hessen
  • 1918: Volksstaat Hessen
  • 1949: Hessen

Historische Namensformen:

  • cenobium [...] qui vulgo dicebatur Romlineshusen, nunc autem Engetail dicitur, construximus ad instituendam ibidem congregacionem sanctimonialium, ordinis cisterciensis (1268) [Baur, Hessische Urkunden 5, S. 51-52, Nr. 62]
  • Engildal (1290)
  • Vallis Angelorum (1322-1325)
  • vallis angelica (1334)
  • Engeltail (1324, 1361, 1399)
  • Engildale (1403)

Lagebezug:

2 km südwestlich von Altenstadt

Lage:

Das Kloster steht in einem abgelegenen Waldtal im Niddergau, in einem Seitental der Nidder.

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3493868, 5571836
UTM: 32 U 493796 5570047
WGS84: 50.28252° N, 8.912918° O

Geschichte

Geschichte:

Das Kloster wird 1268 von den Brüdern Konrad von Buches (Grabstein in der Kirche), Ruprecht und Herdan von Büches und dem Burggrafen von Friedberg, Ruprecht von Karben in Romelingishusin gegründet und Engelthal genannt; es ist die erste niederadlige Gründung eines Zisterzienserkonventes. Großzügige Schenkungen der Gründerfamilien und des regionalen Niederadels (Mühlen, Wälder, Weiderechte, Zehnte) ermöglichen einen wirtschaftlichen Aufschwung und eine planmäßige Ausdehnung des Grundbesitzes durch Kauf, Tausch und Verpachtung. Der Stadthof des Klosters in Frankfurt bleibt von Abgaben frei, wird gewinnbringend während der Messe- und Marktzeiten vermietet und besitzt die Zollfreiheit für Klosterwaren. Der Ritteradel der Wetterau und des Taunus leistet umfangreiche Seelgerätstiftungen und Zahlungen für die Versorgung der Töchter im Kloster. 1302 stellt Kaiser Albrecht von Habsburg, 1360 und 1365 Karl IV. einen Schutzbrief für das Kloster aus zur Sicherung der Unabhängigkeit gegenüber den Erzbischöfen von Mainz und Stadt und Burg Friedberg.

Im 15.Jahrhundert kommt es zu einem Niedergang der Klosterwirtschaft, verursacht durch das Raubrittertum in der Wetterau und zahlreiche Erbschaftskriege. Grundbesitz und kostbare Bücher müssen verkauft werden.

In der Reformationszeit bleibt das Kloster in der evangelischen Wetterau katholisch; die Klosterkirche wird Pfarrkirche für die Katholiken der Umgebung. 1522 begibt sich der Konvent freiwillig unter die Schutzherrschaft der Burg Friedberg, was durch Kaiser Karl V. bestätigt wird. Es entstehen zunehmende wirtschaftliche Probleme durch ausstehende Pachtgelder, Überfälle, Holzdiebstähle und die an das Reich zu zahlende Türkensteuer.

1601 visitiert der Erzbischof von Mainz das Kloster und gibt Anweisungen zur Verbesserung des Klosterlebens. Große Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg besonders durch Herzog Christian von Braunschweig (der tolle Christian) und die Schweden zwingen die Nonnen zur Flucht. Bereits 1636 kehren sie zurück und beginnen 1692-1699 mit der Wiedererrichtung der Kirche und dem Ausbau des zerstörten Klosters als Barockanlage. Auch der Siebenjährige Krieg verursacht seit 1757 große Zerstörungen und den Zusammenbruch der Klosterwirtschaft, ebenso schädigen nach kurzer Erholungsphase die Revolutionskriege am Ende des 18.Jahrhunderts.

1803 wird das Kloster aufgehoben, gelangt an die jüngere Linie von Leiningen-Westerburg, wird dann 1836 an den Grafen von Solms-Laubach verkauft.

1917 Erwerbung durch die Freiherren Heyl zu Herrnsheim

1948 Verkauf an eine Siedlungsgesellschaft

1952 Erwerbung durch das Bistum Mainz

1962 Neubesetzung durch Benediktinerinnen: 19 Nonnen des Klosters Herstelle ziehen unter der Leitung ihrer Priorin Diethild Eickhoff im Mai 1962 in den renovierten Ostflügel des Klosters ein. 1965 wird Engelthal feierlich durch Papst Paul VI. zur selbständigen Abtei erhoben. Der Grundbesitz verbleibt beim Mainzer Erzbistum. Einkünfte erwirtschaftet das Kloster durch eine Buch- und Kunsthandlung, den Verkauf eigener Produkte aus der Landwirtschaft, eine Restaurierungswerkstatt, Gästebetreuung und Kureinrichtungen.

Gründungsjahr:

1268

Gründer:

Brüder Konrad, Ruprecht und Herdegen mit ihrer Schwester Elisabeth von Büches sowie Ruprecht von Karben, Burggraf von Friedberg

Aufhebungsjahr:

1803

Organisation:

Die Gemeinschaft wird durch eine Äbtissin geleitet; ihr zur Seite steht ein Probst, deer die priesterlichen Aufgaben ausübt und den Nonnen als Beichtvater dient.

1485 besteht der Konvent aus 18 Nonnen Chor- und Laienschwestern), drei Novizinnen, Knechten, Mägden, Konversen, Pfründnern. Die Nonnen kommen aus dem regionalen Niederadel der Wetterau und der Umgebung.

1968 arbeiten und leben 31 Schwestern in der Benediktinerinnen-Abtei, Kloster Engelthal.

Pfarrrechte:

Rodenbach (1282)

Patrozinien:

Mariä Aufnahme in den Himmel; Klosterkirche (seit 1699): Apostel Petrus und Paulus

Archivgeschichte:

Das Archiv befindet sich teilweise im Gräflich Solmsschen Archiv zu Laubach, ein Kopialbuch und Akten im Gräflich Solms-Rödelheimschen Archiv zu Assenheim. Zu Urkunden und Büchern, die nach Assenheim gekommen sein sollen, siehe Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde 5 XIII, 35.

Engels, Artikel Engelthal, S. 672-674

Bibliotheksgeschichte:

Der Stand von 2011 bei Engels, Artikel Engelthal, S. 661

Besitz

Besitz:

Ein Überblick zu den Besitzungen in der Mitte des 14.Jahrhunderts befindet sich im Engelthaler Salbuch von 1340; an folgenden Orten lässt sich Besitz des Klosters nachweisen:

Höchst an der Nidder (1268), Dauernheim (1268), Oberau (1288), Helmerichhausen (1290), Oberdorf (1295), Rodenbach, Oppelshausen, Altenstadt, Büdesheim, Eschborn, Bellersheim (1309), Kronberg, Rendel, Düdelsheim, Ostheim, Friedberg, Büches, Fauerbach vor der Höhe, Steinbach, Wölfersheim, Butzbach, Rommelshausen, Lindheim, Staden, Wohnbach, Lorbach, Eichen, Kaichen, Heldenbergen, Dortelweil, Massenheim, Harheim, Vilbel, Gronau, Eckenheim, Bergen, Rüdigheim, Ober-Issigheim, Nieder-Issigheim, Wachenbuchen, Mittelbuchen, Dorfelden, Karben, Kloppenheim, Rodheim, Assenheim, Dorheim, Wisselsheim, Wohnbach, Kirdorf, Dornholzhausen, Bommersheim, Stierstadt, Nieder-Höchstadt, Ober-Höchstadt, Praunheim, Sulzbach, Sindlingen, Kriftel, Eddersheim

Niederlassungen:

Hof in Friedberg

Abhängigkeitsverhältnis:

Das Kloster ist dem Zisterzienserkloster Arnsburg unterstellt;

Visitationen und Prüfung der Klosterwirtschaft werden durch die Äbte von Arnsburg durchgeführt. Engelthal ist kein Teil der zisterziensischen Ordensorganisation sondern juristisch abhängig von den Mainzer Erzbischöfen; es existiert eine Zusammenarbeit von Vaterabt und Erzbischof bei der Wahl der Äbtissin.

Ausstattung

Gebäude:

Die Kirche wird 1698 wieder hergestellt, ist [1940] im Besitz der katholischen Gemeinde. Die Klostergebäude werden z. T. 1864 abgetragen, der lange Bau später als Pfarrhaus und Schule genutzt.

Zahlreiche Grabdenkmäler der Stifterfamilie finden sich in der Kirche

Denkmaltopographie:

DenkXweb Kulturdenkmäler in Hessen (Kulturdenkmal Kloster Engelthal)

Nachweise

Quellen:

Gedruckte Quellen:

Literatur:

Germania Sacra-ID:

30019

GND-Nummer:

2066867-3

GND-Nummer Bauwerk:

4230196-8

Zitierweise
„Zisterzienserinnenkloster Engelthal, Gemeinde Altenstadt“, in: Klöster <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/kl/id/12909> (Stand: 29.11.2021)
Indizes

Personen:

Konrad von Buches

Sachbegriffe: