Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Klöster und Orden

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Messtischblatt
5514 Hadamar
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Ortskennziffer
53300701008

Franziskanerkloster Hadamar

140 m über NN
Gemarkung Hadamar, Gemeinde Hadamar, Landkreis Limburg-Weilburg
Basisdaten | Geschichte | Besitz | Ausstattung | Nachweise | Zitierweise | Indizes
Basisdaten

Abstract:

1635 entsteht in Hadamar auf Betreiben des Fürsten von Nassau-Hadamar ein Franziskanerkloster. Es wird 1816 nach den napoleonischen Kriegen aufgehoben. Seit 1896 besteht in den Gebäuden eine Heil- und Pflegeanstalt, die in der Zeit des Nationalsozialismus als Vernichtungsstätte missbraucht wird.

Die Franziskaner kommen zu Beginn des 20. Jahrhunderts erneut nach Hadamar und begründen hier 1917 im Gebäude des ehemaligen Jesuitenklosters ein Studienhaus.

Orden:

Franziskaner

Ordensprovinz:

1633: Thüringische Provinz; 1762: Thuringia Inferior; 1923: Thuringia St. Elisabeth

Alte Diözesanzugehörigkeit:

Kirchenprovinz Trier, Erzbistum Trier, Archidiakonat St. Lubentius zu Dietkirchen; von 1555 bis 1827 gehört Hadamar keiner Diözese an;

Heutige Diözesanzugehörigkeit:

Bistum Limburg

Typ:

Männerkloster

Territorium:

  • 1607-1711: Fürstentum Nassau-Hadamar
  • 1711-1743: Fürstentum Nassau-Siegen
  • 1743-1806: Grafschaft Nassau-Diez als Teil des Fürstentums Nassau-Oranien
  • vgl. Hadamar

Historische Namensformen:

Lage:

Das Kloster liegt auf einem lang gestreckten Hügel, dem Mönchsberg, am Rande der Stadt.

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3432147, 5590878
UTM: 32 U 432099 5589082
WGS84: 50.449813° N, 8.043593° O

Geschichte

Geschichte:

In der neu entstandenen Grafschaft Nassau-Hadamar lässt Fürst Johann Ludwig, der zur katholischen Konfession konvertiert, mit Hilfe der Franziskaner eine Rekatholisierung durchführen. Er gründet 1637 das Kloster, übergibt dem Orden die bisherige Pfarrkirche St.Ägidius und schenkt das Gartenland auf dem gesamten Ägidienberg dem Konvent. Als Bauherr übernimmt er die Kosten, lässt die Gruft als Familienbegräbnisstätte einrichten. Hier werden 31 Mitglieder der Fürstenfamilie von Nassau-Hadamar begraben. In Konkurrenz zur Jesuitenniederlassung in Hadamar widmen sich die Franziskaner der Seelsorge und Betreuung der Bevölkerung besonders im Umland der Stadt. Das Terminieren, die Bettelfahrten, stoßen zunehmend auf Kritik in der Bevölkerung und in der Regierung. 1816 wird das Kloster aufgehoben, die Bibliothek zum Teil in die Herzogliche Landesbibliothek Wiesbaden geschafft, das übrige Inventar verkauft.

Seit 1896 besteht in den Gebäuden eine Heil- und Pflegeanstalt, die in der Zeit des Nationalsozialismus als Vernichtungsstätte missbraucht wird.

1917 kehren die Franziskaner nach Hadamar zurück und gründen ein Studienhaus, da seit 1915 ein Abitur als Voraussetzung für die Aufnahme in den Orden verlangt wird. Die Wahl fällt auf Hadamar aufgrund der zentralen Lage innerhalb der Ordensprovinz Thuringia Franziscana, das Heim wird in dem ehemaligen Jesuitenkloster eingerichtet. Bis 1939 leben hier Jungen und gehen ins Städtische Gymnasium und legen junge Männer ihr Abitur ab. Seit 1933 stehen die Patres des Studienhauses als sog. "Volksschädlinge" unter Terror und Bewachung durch den Staat. Fünf Patres, 31 Studenten und fünf Brüder gehören 1936 zum Konvent in Hadamar. 1939 werden sie nach Freiendiez ins Gefängnis verbracht, einige wieder frei gelassen, aber Pater Justus Micchel kommt ins KZ Sachsenhausen-Oranienburg, später ins Dachau. Das Studienheim wird beschlagnahmt und erst nach Kriegsende im Oktober 1945 wieder eröffnet. Neben der Betreuung der Schüler im Wohnheim und der Erteilung von Unterricht am Gymnasium arbeiten die Franziskaner in den Pfarreien des Umlandes, in der Heilanstalt der Barmherzigen Brüder und im Frauengefängnis.

1957 werden feierlich 325 Jahr Anwesenheit der Franziskaner in Hadamar gefeiert. Für Spätberufene wird eine eigene Schule geschaffen, die bis 1967 existiert; 1964 übernimmt der Konvent alle frei gewordenen Räume des ehemaligen Jesuitenkonvikts.

1976 schließen die Franziskaner ihre Niederlassung in Hadamar und verkaufen die Immobilie an das Bistum Limburg.

Gründungsjahr:

1632

Gründer:

Graf Johann Ludwig von Nassau-Hadamar

Aufhebungsjahr:

1816

Pfarrrechte:

Niederhadamar, Offheim, Höhn

Bibliotheksgeschichte:

Aufteilung der 2000 Bände umfassenden Bibliothek an die herzogliche Landesbibliothek in Wiesbaden, die Diözesanbibliothek in Limburg und durch Verkäufe an Privatpersonen

Ausstattung

Gebäude:

Seit 1896 Landesheilanstalt

Denkmaltopographie:

DenkXweb Kulturdenkmäler in Hessen (Ehem. Franziskanerkloster und Kirche St. Ägidius)

Nachweise

Arcinsys Hessen:

Literatur:

Germania Sacra-ID:

30171

GND-Nummer:

16161380-9

Zitierweise
„Franziskanerkloster Hadamar, Gemeinde Hadamar“, in: Klöster <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/kl/id/10700> (Stand: 30.6.2021)
Indizes

Sachbegriffe: