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Ortskennziffer
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Marienstift Lich

175 m über NN
Gemarkung Lich, Gemeinde Lich, Landkreis Gießen
Basisdaten | Geschichte | Besitz | Ausstattung | Nachweise | Zitierweise | Indizes
Basisdaten

Abstract:

Am Nordostrand der Wetterau liegt in dem Städtchen Lich das Marienstift, das 1316 durch die Herren von Falkenstein gegründet wird und damit zu den jüngsten Kanonikerstiften Hessens gehört. Zum Stift gehören eine Schule und eine bedeutende Kirche. Sie wird zu Beginn des 16. Jahrhunderts noch vor der Reformation als letzte spätgotische Hallenkirche Hessens errichtet und ist als Kulturdenkmal ausgezeichnet.

Alte Diözesanzugehörigkeit:

Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Mariengreden in Mainz

Typ:

Kollegiatstift

Territorium:

  • 1332 Herrschaft Falkenstein
  • vgl. Lich

Historische Namensformen:

Lagebezug:

Lich (Altstadt)

Lage:

Das Stift liegt am höchsten Punkt am Nordrand der Stadt; der Turm der Befestigung ist zugleich Glockenturm für die Kirche.

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3487264, 5598322
UTM: 32 U 487195 5596523
WGS84: 50.520519° N, 8.819362° O

Geschichte

Geschichte:

1317 bestätigt Erzbischof Peter von Mainz das 1316 durch Philipp III. von Falkenstein und Münzenberg gegründete Marienstift in Lich und genehmigt die Berufung von 10 Kanonikern. Der Stifter stattet die Neugründung mit vier Pfarrkirchen in Lich, Oberohmen, Münster (bei Bessingen) und Bellersheim aus, über die er das Patronatsrecht besitzt. Zu den Vorrechten (Pfründen) der Stiftsherren gehören Garten- und Ackerland, Lebensmittel und Häuser, Stiftsherrenkurien in Lich. Das Kollegiatstift soll die Bedeutung der jungen Stadt und der Stifterfamilie Falkenstein - Münzenberg aufwerten.

1320 wird die Stiftskirche durch den Weihbischof Ditmar von Gabala von Mainz geweiht. Im Kirchenraum sind Chor und Schiff durch einen Lettner voneinander getrennt, um den Gottesdienst von Stiftkapitel und Pfarrgemeinde räumlich voneinander zu trennen. Eine Vielzahl an Altären ermöglicht es den Stiftsherren, ihren täglichen Chordienst abzuhalten. Ein Großteil der Kanoniker kommt aus der Wetterau und hat eine akademische Ausbildung erhalten. 1349 beschließt das Kapitel, in Absprache mit seinem Stifter Philipp von Falkenstein Statuten für das Zusammenleben im Stift.

Das Stift erwirbt umfangreichen Besitz in der Wetterau vom Vogelsberg bis nach Frankfurt. Landwirtschaftliche Produkte, besonders Getreide, wird nach Frankfurt geliefert. Mit dem nahe gelegenen Kloster Arnsburg entwickeln sich Konflikte um Besitz, Rechte und Einnahmen. Für die Stadt Lich von Bedeutung sind die Stiftsschule und die Bibliothek.

In der Reformationszeit wenden sich viele Stiftsangehörige der lutherischen Lehre zu, zahlreiche Studenten aus Lich, oft Mitglieder des Stifts, sind in den frühen Jahren der Marburger Universität nachweisbar.

Die Einführung der Reformation kommt 1565 zu einem Abschluss, die katholische Form des Stiftes endet. Unter Mithilfe der Abtei Arnsburg wird das Marienstift im Dreißigjährigen Krieg rekatholisiert. Mit dem Sieg des protestantischen Schwedenkönigs 1631 über die kaiserlichen Truppen endet dieser Versuch.

Gründungsjahr:

1316

Gründer:

Philipp III. von Falkenstein

Organisation:

Die Schenkungsurkunde und die erzbischöfliche Bestätigung legen fest, dass zum Marienstift zehn Kanoniker gehören, darunter drei Prälaten: Dekan, Scholaster und Kantor. Die Aufgaben eines Propstes (Stiftsvorsteher) werden durch den Dekan erfüllt. Der Scholaster organisierte die Schule und erteilte Unterricht. Die übrigen sieben Kanoniker mussten Chordienst erfüllen und hatten Residenzpflicht. Neben ihnen wohnen weitere Personen im Stift; sie erfüllen Aufgaben als Vikare, Kämmerer, Präsenzmeister, Glöckner, Baumeister, Schulrektor und Schreiber.

Pfarrrechte:

Dem Stift werden bei der Gründung die Pfarrkirchen zu Ober-Ohmen, Münster, Bellersheim sowie Lich inkorporiert. Später kommen hinzu: Bonames/Frankfurt, Gronau, Hungen, Vilbel, Hausen, Nonnenroth, Nieder-Bessingen, Langsdorf. Damit gehören dem Stift vor der Reformation 15 Pfarreien mit ihren Kapellen und Altären.

Patrozinien:

Maria, Martin und Elisabeth (1320)

Archivgeschichte:

Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 105-106

Stand 1977 bei Küther, Marienstift Lich, S. 235-240

Bibliotheksgeschichte:

Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 105-106

Stand 1977 bei Küther, Marienstift Lich, S. 156-159

Besitz

Besitz:

Das Stift hat in 52 Orten (inclusive der Pfarreien) in der Wetterau Besitz, wie die Karte in Küther, Marienstift Lich, S.139 zeigt.

Albach, Assenheim, Bergen, Nieder-Bessingen, Bettenhausen, Birklar, Burkhardsfelden, Buseck, Butzbach, Dottenfeld, Echzell, Engelhausen, Ettingshausen, Gambach, Garbenteich, Gonterskirchen, Griedel, Grüningen, Güll, Hattenrod, Horloff, Kolnhausen, Konradsrode, Laubach, Massenheim, Meilbach, Mengelshausen, Münzenberg, Muschenheim, Praunheim, Rödelheim, Ruppertsburg, Steinheim, Wetter, Wohnbach

Ausstattung

Gebäude:

Kirche 1320 geweiht, Neubau 1517

Zur Ausstattung mit mittelalterlichen Glasfenstern vgl. Lich, Stiftskirche St. Maria

Denkmaltopographie:

DenkXweb Kulturdenkmäler in Hessen (Kulturdenkmal Marienstift)

Objekte:

Falkensteiner und Solmser Grabdenkmäler

Nachweise

Quellen:

Gedruckte Quellen:

Literatur:

Germania Sacra-ID:

3205

GND-Nummer Bauwerk:

4319122-8

Zitierweise
„Marienstift Lich, Gemeinde Lich“, in: Klöster <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/kl/id/10642> (Stand: 27.1.2022)
Indizes

Sachbegriffe: