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Hans III. Landschad 1572, Neckarsteinach

Neckarsteinach · Gem. Neckarsteinach · Landkreis Bergstraße | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Neckarsteinach

Gebäude / Areal:

Neckarsteinach, Evangelische Kirche

Angaben zum Standort:

Die große, dreispaltige Tafel befindet sich heute an der Nordwand des Langhauses.

Merkmale

Datierung:

1572

Typ:

Epitaph

Material:

Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

238 x 300 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

2-2,5, Versalien bis 4 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Die Tafel ist von einem Architekturrahmen eingefaßt und trägt einen von zwei Fischen flankierten Giebelaufsatz, in dem zwei Vollwappen angebracht sind. Die Marmorierung ist aufgemalt. Darunter befindet sich die Überschrift (A) des Gedichts (B), das auf drei Spalten verteilt ist, von denen die ersten beiden je 36 und die letzte 38 Zeilen umfassen. Die Zeilen sind vorliniert. Auf den rahmenden Pilastern sind je acht bemalte Ahnenwappen aus Holz befestigt. Ihre farbige Fassung ist ebenso wie die des Ornaments renoviert worden.1) Die Konsole bildet eine von Putten gehaltene Maske.

1) Vgl. Möller/Krauß 98, Anm.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

weibliche Person(en) · Ehepaar · männliche Person(en)

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Landschaden von Steinach, Fleckenstein; Landschaden von Steinach, Sachsenheim, Rosenberg, Speth von Zwiefalten, Helmstatt, Weingarten, Zeiskam, Leonrod; Fleckenstein, Ratsamhausen, Müllenheim, Ochsenstein, Andlau, Ramstein, vom Haus, Efringen.

Dargestellte Personen:

Hans III. Landschad und seine zweite Gemahlin Margaretha von Fleckenstein.

Hans III. Landschad war ein Sohn Blickers XIV. (+ 1499 ?) und Mias von Helmstatt (+ 1496).7) Nach den Angaben der Inschrift muß er im Jahr 1465 geboren worden sein. In den „Aufzeichnungen" nennt Hans Ulrich Landschad abweichend vom Inschriftentext den 30. November 1531 als Todesdatum.8)

Seine ersten Kriegserfahrungen scheint Hans III. unter König Matthias Corvinus von Ungarn (+ 1490) in Kämpfen gegen die Türken gemacht zu haben. In den „Aufzeichnungen" Hans Ulrich Landschads heißt es, Hans habe in seiner Jugend in drei Schlachten für Matthias Corvinus gekämpft. Die in der Inschrift genannten drei Schlachten unter Kaiser Maximilian fehlen dagegen in den „Aufzeichnungen".9)

Im Jahr 1498 ist Hans III. in den Diensten des Herzogs von Württemberg nachweisbar. Im darauffolgenden Jahr diente er allerdings bereits als Burgraf von Alzey Kurfürst Philipp von der Pfalz. Dieses Amt übte er bis 1507 aus. In diese Zeit fällt auch die in der Inschrift erwähnte Tätigkeit im bayerisch-pfälzischen Erbfolgekrieg (1504). In diesem Jahr wurde Hans zum pfälzischen Hauptmann ernannt und leitete mehrere wichtige militärische Aktionen. Nach dem Waffenstillstand Ende 1504 wurden ihm die Verhandlungen mit König Maximilian übertragen, die sich bis 1507 hinzogen, aber ohne greifbaren Erfolg blieben.10) Auch bei dem Nachfolger Kurfürst Philipps, Ludwig V. von der Pfalz, stand Hans als Rat in Diensten. Seine Tätigkeiten für diesen erstreckten sich bis in das Jahr 1526.11) Insofern ist die Angabe der Inschrift zu korrigieren, daß er sich nach der Erkrankung an der Podagra zwanzig Jahre lang der öffentlichen Tätigkeit enthalten habe.

Ein großer Teil des Epitaphs ist dem Einsatz Hans' III. für die Reformation gewidmet. Er wurde gleich zu Anfang der Reformation ein Anhänger Luthers, den er vermutlich 1518 in Heidelberg erlebt hat. Bereits im Oktober 1520 setzte er sich in einem Brief an Kurfürst Friedrich von Sachsen für die Ideen Luthers ein. Im Jahr 1522 schickte Hans an Kurfürst Ludwig V. jenes Schreiben, auf das in der Inschrift angespielt wird. Er kritisierte darin das Abrücken des Kurfürsten von Luther und forderte ihn auf, Luthers Thesen weiter zu unterstützen.12) Mit der ebenfalls in der Inschrift genannten Aufnahme des Predigers Jakob Otter in Neckarsteinach 1526 brachte sich Hans III. in Gegensatz zu den katholischen Kräften. Otter war von Erzherzog Ferdinand von Österreich aus Kenzingen vertrieben worden, und der Erzherzog forderte nun von Hans die Entlassung Otters. Andernfalls drohte er ihm mit der Ungnade des Kaisers. Hans blieb zunächst standhaft, aber als sich auch Kurfürst Ludwig V. unter kaiserlichem Druck gegen Otter stellte, mußte dieser Neckarsteinach verlassen.13)

Wann Hans seine erste Frau Lucia von Nippenburg heiratete, ist unbekannt. Seine zweite Frau Margarete heiratete Hans 1506. Sie starb am 22. September 1530.

Hans Ulrich Landschad, der Verfasser der „Aufzeichnungen", wird allgemein auch als Verfasser des Epitaphs für seinen Großvater Hans III. angesehen.15) Ein Vergleich mit den Inschriften seines eigenen Epitaphs, das er sich zu Lebzeiten selbst gesetzt hat, und des Epitaphs für seinen Vater Hans IV. macht dies wahrscheinlich. Auffällig sind allerdings die oben erwähnten abweichenden Angaben in der Inschrift und in den „Aufzeichnungen" des Hans Ulrich. Während das Epitaph 1572 entstand, wurden die „Aufzeichnungen" erst um 1604/06 verfaßt.17) Die Abweichungen könnten sich aus dem zeitlichen Abstand erklären.

7) Irschlinger, Landschaden Taf. 2.

8) Hans Ulrich Landschad, Aufzeichnungen (Irschlinger 246).

9) Hans Ulrich Landschad, Aufzeichnungen (Irschlinger 245).

10) Langendörfer, Landschaden 44-46. Zum Verlauf des Krieges vgl. Schaab, Kurpfalz I 214-216. Zu den Einsätzen Hans' III. im Landshuter Erbfolgekrieg s. auch Trithemius, Hist. Belli Bavarici 120 u. 129.

11) Langendörfer, Landschaden 46f.

12) Langendörfer, Landschaden 11.

13) Vgl. dazu D. Blüm, Erzherzog Ferdinand und der lutherische Prediger Otter (Neckarsteinach 1526), in: Geschbll. Kreis Bergstraße 18 (1985) 53-56 mit einem Abdruck des Schreibens Ferdinands an Hans III.; Langendörfer, Landschaden 12.

15) Möller/Krauß 98; Hans Ulrich Landschad, Aufzeichnungen (Irschlinger 251, Anm. 5); Einsingbach, Kdm. 394; Seeliger-Zeiss, Neckarsteinach 17.

17) Hans Ulrich Landschad, Aufzeichnungen (Irschlinger 209).

Inschrift

Umschrift:

A Epitaphium Herr Hansen Landschaden Von SteinnachS RitterS Vnd Seiner / leczten hausfrauwen Margreta landschedin Geborn Von Fleckensteyn · 1 · 5 · 72 ·

B Rhümlich Christlich Auch Trostlich ist

Das man Zu Keiner Zeit Vergist

Der alten lieben Vorfahrn

Die Vor Vns Zu Dem leben Wahrn

Dern Werck Vnd thaten Zeugen Sein

Eins Rechten Christens Glaubens fein

Die auch im heren hie Zeitlich

Entschlaffen Seyen Seligklich

Nimer Wirdt Ir Vergessen Nicht

Wie GotteS Wort VnS DeS bericht

Also Wird Hie Löblich Gedacht

DeS Edlen RitterS hochgeacht

HanS Landschaden Von Steinach gut

Der Mit Christlichem Dapffern mut

Sein RiterSchafft bewiSen hat

Wie NachuolgenD Geschriben Stat

So Wol Wider DeS teiffelS Reich

In GlaubenS Sachen alS Zu gleich

in Weltlicher Gefahr VnD Not

Zu Allen Dem sigt er Durch Gott

Im Heiligen Stand Christlicher Ehe

Darin sich FinDt Vil ach VnD Wehe

Gieng im Zu hand nit weniger auch

Manch Raucher luft Vnd Dempfich rauch

Im Jar thauSendt fünfhundert Drey

Starb im sein Erst gemahl lucey

Von Nippenburg Geboren werD

Die Wird Christlich bestatet Zur ErD

Zu Ires hern hauSwürtS grab alhier

Wartend Im frid Der Vrstend schier

Zwen Söne Hansen Vnd bernharD

VerlieS sie im nach Ir hinfart

Im Sechsten lar Der Ringern Zal

begab Er sich Zum Ändern mal

In Ehlich lieb Pflicht VnD Verein

Mit Margrethen Von Fleckenstein //

Dieselb Im Auch Zwen Söhn Gebar

Christoffeln VnD hanSen bleickar

Die ist hie Vor Der kirch bestatt

Im ölberg bei bleickar LandschaD

WaS Dan fernerS Anlangen thut

Manch lobwirdige thugent Gut

mit welchen DiSer Ritter wert

Von Gott Vor Ändern hoch Verehrt

Ward an Im Globt Insonderheit

Weisheit VerstanD Wolredenheit

Zu Sampt Manlicher tapferkeit

Zu schimpf Vnd Ernst alZeit bereit

Die Zeit SeinS lebens braucht er sich

In kriegSleiffen Ser Ritterlich

König MATHIASN Zu Hungern

leyst er Sein Denste wilig Gern

Wider Den türcken Etlich lahr

Nicht mit Geringer leibS gefahr

Dem Keiser MAXIMILIAN

Hat er Drei Schlachten helffen thun

Zu bayrischer KriegS VheD war er

Churfürstlicher PfalZ Obrister

Vber Den ganZen Hauffen GroS

beideS Zu FueS VnD auch Zu RoS

Sein Ritterschafft holt Vber Meer

Zum heiigen LanD Vnd grab mit ehr

Aber Der Liebe Gott legt In

In Seinem besten alter hin

Zu beth am Podagra ZwenZig lar

an HenD VnD Füssn erlahmet gahr

Drumb Must er sich FürbaS entschlahn

Der Weltlich Sachen Müssig Gahn

Noch hat er in Seim Grösten schmerZ

Er erSt beweist Sein Manlich herZ

Mit Ritterlicher Dapffer keyt

Dem Teüffel Vnd Der Welt Zu LeyDt //

AIS Nemblich im achZehenden iar

DeS LutherS Lehr ward Offenbar

Hat Er in ANNO Zwentzig Zwey

Wider Der Welt Vnd BapstS Geschrey

Der Erst in Diser LandSart Gleich

Durch GotteS Geist Vnd Eifer Reich

Sambt Seiner Gmahlin von Fleckenstein

Solch Lehr Vor Christlich Vnd Vor Rein

Erkant Vnd also Bald Mitt Crafft

allhie DaS bapstumb AbgeSchafft

Jacob Ottern Ein Glerter Man

Zum prediger Genomen An

Ohn Allen Scheuh und öffentlich

Die lehr Bekant Bestendigklich

gantZ Vngeacht Den WiderstanD

So CAROLUS VnD FERDINAND

Rhömischer Keiser Vnd König

auch der Churfurst pfaltzgraf ludwig

Durch schickung Schreiben vnd mandat

bey schwerer straf VnD Vngenad

Ernstlich an Ihn Gewendet han

Der lehr GentZlich Abe Zustan

Doch wider all solch troend wordt

auch Hellischen gewalt vnD pforDt

hat diser theüer Ritter Guet

wenig Geacht Leib ehr VnD Guet

Sonder Durch GotteS hilf Vnd Crafft

bis In sein End Verhart standhafft

Do er nun mercket seinS LebenS end

bfahl Er sein Geist In GotteS hend

Entschlieff Im Herren Seligklich

alhie im Fordern SchloS sag ich

SeinS AlterS SechS und SechtZig iar

AVFN SIBENDEN NOVEMBER Zwar

alS Man im Iar schrib ain und Dreissig

Wie ES Ist auf Gemercket vleissig

Gott Geb VnS allen auch Zu Gleich

Ein Selig Nachfarth in sein Reich · Ame(n)

Kommentar:

Deutsche Reime.

Schrift:

Gotische Minuskel mit Frakturelementen. Kapitalis

Nachweise

Literatur:

  • Wickenburg II 259-262
  • Möller/Krauß, Neckarsteinach 98 f.

Sachbegriffe:

Wappen · Ehepaare · Männer · Frauen · Adlige · Ritter

Wappen:

Landschad von Steinach · Steinach, Landschad von · Fleckenstein, Sachsenheim · Rosenberg · Speth von Zwiefalten · Zwiefalten, Speth von · Helmstatt · Weingarten · Zeiskam · Leonrod · Ratsamhausen · Müllenheim · Ochsenstein · Andlau · Ramstein · Haus, vom · Efringen

Bearbeitung:

Die Inschriften des Landkreises Bergstraße, gesammelt und bearbeitet von Sebastian Scholz (Die Deutschen Inschriften 38), 1994, S. 114-118, Nr. 160.

Zitierweise
„Hans III. Landschad 1572, Neckarsteinach“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/492> (Stand: 23.3.2006)