Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Beginn der Verschrottung von Abschusslafetten für atomare Mittelstreckenraketen der US-Streitkräfte im Frankfurter Stadtteil Hausen, 19. Oktober 1988

Unter den Augen sowjetischer Militärbeobachter werden im U.S. Army Equipment Maintenance Center in Frankfurt-Hausen die ersten Einsatzlafetten der ballistischen militärischen Feststoffrakete MGM-31B Pershing II unbrauchbar gemacht. Die Verschrottung der Abschussvorrichtungen vor Ort und der Abtransport der nuklearen Flugkörper in die USA (zur dortigen Zerstörung) sind ein wesentlicher Bestandteil des zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion ausgehandelten INF-Abkommens (Intermediate Range Nuclear Forces, in Deutschland bekannt unter der Bezeichnung „Washingtoner Vertrag über nukleare Mittelstreckensysteme“) zur vollständigen Beseitigung atomarer Kurz- und Mittelstreckenwaffen in Europa, das am 8. Dezember 1987 unterzeichnet wurde.

Die Aufstellung der nuklear bestückten Mittelstreckenrakete Pershing II auf deutschen Stützpunkten der US-Armee war zentraler Bestandteil des NATO-Doppelbeschlusses vom Dezember 1979 und Ausgangspunkt der größten deutschen Friedensbewegung nach dem Zweiten Weltkrieg. Der NATO-Doppelbeschluss sah Abrüstungsverhandlungen mit der Sowjetunion vor, beinhaltete parallel dazu aber auch eine Drohung: sollten beide Seiten binnen vier Jahren keine Einigung über die Beschränkung bzw. Beseitigung von landgestützten nuklearen Mittelstreckensystemen (Long-Range Theater Nuclear Forces, LRTNF) erzielen, so würden die USA ab Ende 1983 damit beginnen, dem Übergewicht sowjetischer nuklearer Gefechtsfeldwaffen mit kürzerer Reichweite (Theater Nuclear Forces, TNF) und nuklearer Mittelstreckensysteme eigene modernisierte LRTNF gegenüberzustellen.
(KU)